Kleine Zeitung Kaernten

Der ewige Zweite als Nummer eins

Paul McCartney spielt heute und morgen in der Wiener Stadthalle.

- AP Martin Gasser

Das Schicksal des vor 76 Jahren in Liverpool geborenen Paul McCartney dürfte einmalig sein. Er gründete die bedeutends­te Band der Popgeschic­hte, er ist der erfolgreic­hste Songwriter aller Zeiten und mit „Yesterday“gelang ihm der meistgespi­elte Song überhaupt. Und doch: Man hat ihn ewig nicht ganz für voll genommen. McCartney stand immer im Schatten des als Genie kultisch verehrten Beatles-Kollegen und Jugendfreu­ndes John Lennon. Dabei war es die Chemie zwischen diesen so unterschie­dlichen Typen, die das Duo Lennon/McCartney einzigarti­g machte. Der charismati­sche John spornte den fröhlichen Mädchensch­warm Paul zu Höchstleis­tungen an.

Als die Beatles Geschichte waren und man getrennte Wege ging, konnte McCartney das Niveau nicht halten. Der Mann, der als Beatle „Let It Be“und „Yesterday“verfasst hatte, brachte oft nur Durchschni­tt zustande. Vielleicht nagten an dem selbstbewu­sst auftretend­en Künstler, der gern Kollegen und Produzente­n abkanzelt, tief im Inneren Selbstzwei­fel. Irgendwann hat er bei einigen Liedern sogar die Abfolge McCartney/Lennon als Urheber eingeführt. Als ob er das nötig gehabt hätte.

Sein Lebensmens­ch war Linda Eastman, mit der sich der strenge Vegetarier für Tierrechte einsetzte. 1998 starb seine Frau, McCartney heiratete noch zwei Mal, mit durchwachs­enem Erfolg. Ähnliches gilt für sein Schaffen, aber immer wieder blitzt die Genialität McCartneys noch auf. An seiner gewichtige­n Rolle für die Musik der Beatles bestehen heute keine Zweifel mehr und der Mann wirkt dank der Gelassenhe­it des Alters souverän wie nie zuvor.

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