Eine mathematisch anmutende Zeichensprache
Petar Waldeggs Grafikarbeiten sind von einer strengen formalen Ästhetik geprägt.
Radierungen stehen derzeit am Kunstmarkt leider nicht hoch im Kurs. Damit erfährt eine alte bildnerische Wesensform eine unangemessene Abwertung. Denn manches aus den Ateliers, in denen Tiefdrucktechnik betrieben wird, vermag durch hohe Qualität zu beeindrucken.
Ein überzeugender Vertreter dieser Kunst der Grafik ist der in Bosnien geborene Petar Waldegg, der seine Heimat verlassen musste und seit vielen Jahren in Kärnten lebt und arbeitet. Als ehemaliger Professor für Grafik, an der Akademie für bildende Künste in Sarajewo, steht er noch ganz im Zeichen der international renommierten „Laibacher Grafikschule“, die in den 1970er Jahren ihre Blütezeit erlebte. Seine Drucke sind inhaltlich und formal nicht leicht zu erschließen. Sie sind allesamt einer konsequenten Rationalität verpflichtet, die sich in einer eigenen Zeichensprache äußert. Sie ist aufgelöst in mathematisch anmutende Formeln, Worte wie Wortreste, Skripturen und idiomatische Wendungen.
Dazwischen sind in Collagetechnik vorgenommene Einschübe aus banalen Grafikprodukten zu finden. Alles folgt
durchgehend einer strengen formalen Ästhetik. Linien und Flächen, genau durchdacht in ihrem Nebeneinander und Übereinander, verdichten sich an der Oberfläche zu attraktiven Grafikstrukturen. So nähert sich Waldegg thematisch dem Unaussprechlichen, dem das sich zeigt und nicht sagbar ist. Er rückt die Welt nicht wie sie ist in seine Bilder, sondern dass sie ist. Ein begrenztes, brüchiges, in trübes Licht getauchtes Ganzes. Angesiedelt zwischen Wahrnehmbaren und Erkennbaren. Oft versehen mit der Mahnung: „Nicht vergessen!“Willi Rainer
Petar Waldegg. Stadtgalerie am Minoritenplatz, Wolfsberg. Mi., Do. 14 – 17, Fr. 10 – 12 h; bis 7. 12.