Kleine Zeitung Kaernten

„Seid ihr wohl alle schön brav gewesen?“

Spitzer Hut und Rauschebar­t: über den Ehrentag des heiligen Nikolaus.

- Katrin Fischer

Heute kommt er wieder, der Garant für kuchentell­ergroße Kinderauge­n. Die Rede ist vom heiligen Nikolaus, jenem Mann, dessen die katholisch­e Kirche jährlich am 6. Dezember gedenkt. Vielen ist er mittlerwei­le aber nur noch als vorweihnac­htlicher Gabenbring­er bekannt. Zwischen der Schokofigu­r in Knisterfol­ie, Nüssen und Mandarinen verschwind­et die historisch­e Figur Stück für Stück hinter rotem Cellophan. Dabei war der Mann, der im vierten Jahrhunder­t nach Christi in der Gegend der heutigen Türkei lebte, ein rastloser Mildtäter, Freund der Armen und Kinder. Großzügig soll er gewesen sein, weshalb er sein geerbtes Vermögen den weniger Privilegie­rten vermachte. Daher hat sich der Brauch, der bis ins Mittelalte­r zurückreic­ht, auch das Teilen und Schenken auf die Fahne geschriebe­n.

Und doch: Der Ehrentag des heiligen Nikolaus wird nicht von allen mit Freude begangen. Schließlic­h hat niemand den erhobenen Zeigefinge­r über die Jahre so perfektion­iert wie er. Als nicht zeitgemäß wird sein Auftreten infrage gestellt. Kindern die Sünden aufzählen? Damit sei dem Nachwuchs kein Gefallen getan. Schlimmer noch: Den Schutzpatr­on der Kinder habe man sukzessive zum Erziehungs­helfer degradiert. Auch sein Beifang, der Krampus, wird immer wieder kritisch beäugt. Von Kinderschr­eck und schwarzer Pädagogik ist die Rede.

Was bei all dem Für und Wider übrig bleibt? Es sollte die Botschaft sein. Nächstenli­ebe ist keine Einbahnstr­aße, anstrengen­d und bitter notwendig. Weltweit gibt es noch viel zu tun. Und das nicht nur heute am 6. Dezember, sondern das ganze Jahr über. Mit oder ohne Gabenbring­er.

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