„Seid ihr wohl alle schön brav gewesen?“
Spitzer Hut und Rauschebart: über den Ehrentag des heiligen Nikolaus.
Heute kommt er wieder, der Garant für kuchentellergroße Kinderaugen. Die Rede ist vom heiligen Nikolaus, jenem Mann, dessen die katholische Kirche jährlich am 6. Dezember gedenkt. Vielen ist er mittlerweile aber nur noch als vorweihnachtlicher Gabenbringer bekannt. Zwischen der Schokofigur in Knisterfolie, Nüssen und Mandarinen verschwindet die historische Figur Stück für Stück hinter rotem Cellophan. Dabei war der Mann, der im vierten Jahrhundert nach Christi in der Gegend der heutigen Türkei lebte, ein rastloser Mildtäter, Freund der Armen und Kinder. Großzügig soll er gewesen sein, weshalb er sein geerbtes Vermögen den weniger Privilegierten vermachte. Daher hat sich der Brauch, der bis ins Mittelalter zurückreicht, auch das Teilen und Schenken auf die Fahne geschrieben.
Und doch: Der Ehrentag des heiligen Nikolaus wird nicht von allen mit Freude begangen. Schließlich hat niemand den erhobenen Zeigefinger über die Jahre so perfektioniert wie er. Als nicht zeitgemäß wird sein Auftreten infrage gestellt. Kindern die Sünden aufzählen? Damit sei dem Nachwuchs kein Gefallen getan. Schlimmer noch: Den Schutzpatron der Kinder habe man sukzessive zum Erziehungshelfer degradiert. Auch sein Beifang, der Krampus, wird immer wieder kritisch beäugt. Von Kinderschreck und schwarzer Pädagogik ist die Rede.
Was bei all dem Für und Wider übrig bleibt? Es sollte die Botschaft sein. Nächstenliebe ist keine Einbahnstraße, anstrengend und bitter notwendig. Weltweit gibt es noch viel zu tun. Und das nicht nur heute am 6. Dezember, sondern das ganze Jahr über. Mit oder ohne Gabenbringer.