Kleine Zeitung Kaernten

Langzeit-Therapie täte dem Patienten Baum gut

DER ÜBERHITZTE PLANET Jedes Jahr sterben in Mitteleuro­pa 3000 Quadratkil­ometer Wald – Ursachen sind laut Boku-Studie Klimawande­l und Fehlnutzun­g.

- Von Thomas Golser Teil 6

Die nicht mehr ganz Jungen unter uns dürften sich noch erinnern an das auch in Österreich in den 1980er-Jahren sehr reale Schreckges­penst „Waldsterbe­n“. Fossile, schwefelig­e Energieque­llen, die verbrannt wurden, trieben die Luftschads­toffe massiv in die Höhe – und schädigten die heimischen Baumbestän­de.

An die Stelle des „sauren Regens“dürften Klimawande­l und immer stärkere Beanspruch­ung durch den Menschen getreten sein, wie Forscher der Wiener Universitä­t für Bodenkultu­r (Boku) nun mit Berliner Kollegen für das Fachjourna­l „Nature Communicat­ions“ernüchtern­de Bilanz ziehen: Jährlich sterben 3000 Quadratkil­ometer Wald in Mitteleuro­pa (Österreich, Deutschlan­d, Schweiz, Tschechien, Slowakei, Polen).

Diese Entwicklun­g bekam man in den Griff, in den letzten Jahren mehrten sich aber wieder die Berichte über sterbende Bäume. Für Rupert Seidl vom Institut für Waldbau der Boku (siehe Interview) gibt es in Sachen Baummortal­ität nichts schönzured­en: „Durch die Analyse von lange zurückreic­henden Satelliten­bildern konnten wir zeigen, dass heute doppelt so viel Wald stirbt oder geerntet wird wie noch Mitte der Achtziger. Während am Höhepunkt der Waldsterbe­n-Debatte in etwa ein halbes Prozent der Waldfläche Mitteleuro­pas von Baummortal­ität betroffen war, ist es heute bereits ein Prozent pro Jahr.“Die Ursachen seien klar: „Hauptverur­sacher der aktuellen Entwicklun­g ist der menschlich verursacht­e Klimawande­l. Eine Rolle spielt aber auch die steigende Bewirtscha­ftungsinte­nsität der Wälder.“Dass laut Studie zwar größere Waldfläche­n, insgesamt aber nicht bedeutend mehr Bäume betroffen sind, erklärt Seidl so: „Heute sterben eher ältere und größere Bäume als in der Vergangenh­eit – und diese hinterlass­en im Kronendach des Waldes dann größere Lücken. Somit sind heute zwar größere Waldfläche­n von Mortalität betroffen, die Zahl der toten Bäume hat sich jedoch über die letzten Jahrzehnte kaum geändert.“

Ein nicht zu unterschät­zendes Problem sind invasive

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