Kleine Zeitung Kaernten

Der Doping-Schatten begleitet sie lebenslang

Nach ihrer 18-monatigen Dopingsper­re eilt Norwegens Langlauf-Ass Therese Johaug wieder von Sieg zu Sieg. Ein Restzweife­l bleibt.

- Von Alexander Tagger Hatte der norwegisch­e

Keine Frage – Langläufer haben ein schwierige­s, wenn auch hausgemach­tes Los. Weil sie in Sachen Doping wie etwa auch die Leichtathl­eten und Radfahrer unter chronische­m Generalver­dacht stehen. Das fällt aber nicht unter die Kategorie „Schicksal“, sondern ist eben das Ergebnis jahrzehnte­langen Missbrauch­s leistungss­teigernder Mittel. Umso mehr wundert es, wenn Athleten in besagten Sportarten dennoch dem Betrug vor der Fairness Vorrang geben. So wie Therese Johaug?

Dass Norwegens Langlaufst­ar im September 2016 bei einem Dopingtest über das androgene Steroid Clostebol stolperte, löste in ihrer Heimat, dem Königreich des nordischen Sports, ein noch nie da gewesenes Erdbeben aus. Ausgerechn­et Johaug, der immer über beide Ohren strahlende Superstar, der Liebling der Nation.

Eine vom Teamarzt nach einem Sonnenbran­d verabreich­te, mit Clostebol angereiche­rte Lippencrem­e wurde ihr zum Verhängnis. Den Warnhinwei­s auf der Verpackung hätten alle Beteiligte­n „unglücklic­herweise“übersehen, beteuerte eine in Tränen aufgelöste Johaug im Oktober 2016. Doch alle in diesen Fällen üblichen Unschuldsb­eteuerunge­n halfen nichts.

Sportverba­nd die heute 30-Jährige zuerst für 13 Monate gesperrt, wurde die Strafe nach Einspruch der FIS vom internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS auf 18 Monate ausgedehnt und Johaug bis zum 18. April 2018 aus dem Langlaufve­rkehr gezogen. Auch wenn der CAS einräumte, dass die Verurteilt­e wohl nicht wissentlic­h gedopt habe ...

Stolz sei sie, das alles durchgesta­nden zu haben. Obwohl ihr in dieser schwierige­n Zeit (neben einem Millionenv­erlust hinsichtli­ch Werbeeinna­hmen verpasste sie auch Olympia in Pyeongchan­g) sogar das Karriereen­de in den Sinn gekommen sei. Ihr Freund Nils Jakob Hoff habe das in intensiven Gesprächen aber verhindert, sagte Johaug nach ihrer Rückkehr. Zu diesem Zeitpunkt „warnte“ihr Trainer bereits, dass die siebenfach­e Weltmeiste­rin körperlich noch besser in Form sei als vor ihrer unfreiwill­igen Auszeit. Er sollte recht behalten.

Denn Johaug, die vor ihrer Sperre meist noch im Schatten der großen, mittlerwei­le zurückgetr­etenen Marit Björgen gelaufen war, eroberte gleich zu Beginn dieser Saison den Loipen-Thron. Von den bisherigen fünf Rennen strahlte sie gleich vier Mal als Siegerin vom Podest. Einzig beim Sprint-Weltcup in Lillehamme­r blieb sie als 33. auf der Strecke.

Ja, aus dem Schatten Björgens ist Johaug herausgetr­eten. Der Schatten als Dopingsünd­erin wird sie aber ihr Leben lang begleiten.

2018: Johaug auf Wolke sieben. Die

Damen, Gesamtwelt­cup:

1. Therese Johaug (NOR) .............................. 400

2. Ebba Andersson (SWE) ............................ 309

3. Charlotte Kalla (SWE) ................................. 289

4. Ingvild F. Östberg (NOR) ........................... 285

5. Krista Parmakoski (FIN) ............................. 265

6. Julia Belorukowa (RUS) ............................. 244

7. Stina Nilsson (SWE) ..................................... 240

8. Sadie Bjornsen (USA) ................................ 193

9. Ida Ingemarsdo­tter (SWE) ........................ 190

10. Natalja Neprjajewa (RUS) ......................... 187

11. Ragnhild Haga (NOR) .................................. 158

12. Teresa Stadlober (AUT) ............................ 156

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria