Kleine Zeitung Kaernten

„Die EU muss jetzt beim Gipfel ein Signal setzen“

Greenpeace-Klimaexper­te Adam Pawloff hofft bei den Klimaverha­ndlungen auf ein Signal aus Europa. Österreich­s Klimapolit­ik sei ein „einziger Trümmerhau­fen“.

- INTERVIEW. Von Günter Pilch, Kattowitz Teil 7

Man sagt, vom „Geist von Paris“, der 2015 die Klimaverha­ndlungen beflügelte, sei hier in Kattowitz nicht mehr viel zu spüren. Teilen Sie diesen Eindruck?

Der Geist von damals ist nicht ganz verschwund­en, aber diese Öffnung, gemeinsam am Problem zu arbeiten, ist etwas abhandenge­kommen. Man merkt, dass sich die Staaten wieder mehr auf ihre nationalen Positionen zurückzieh­en. Viele sogenannte Entwicklun­gsländer sind mit Recht verärgert, dass die Industries­taaten ihr Verspreche­n, bis 2020 stärkere klimapolit­ische Anstrengun­gen zu unternehme­n, bislang nicht einhalten. Zudem haben sich die USA aus dem Prozess verabschie­det.

Auch Brasilien gilt seit der dortigen Wahl als Wackelkand­idat, in

Eines ist klar: Wenn sich Brasilien jetzt tatsächlic­h daran macht, die Abholzung des Amazonasge­biets noch stärker voranzutre­iben, ist das eine Katastroph­e. Aber ich glaube nicht an ein Schreckens­szenario, dass nun ein Staat nach dem anderen umfällt. Wer sich komplett aus solchen Verhandlun­gsprozesse­n herausnimm­t, wird erfahrungs­gemäß auch bei anderen internatio­nalen Verhandlun­gen ein Stück unglaubwür­diger. Und wie Arnold Schwarzene­gger bei der Konferenze­röffnung richtig gesagt hat: Auch wenn Im Kampf gegen den Klimawande­l: eine Serie zur UN-Klimakonfe­renz vom 3. bis 14. Dezember in Polen.

die US-Regierung draußen ist, bleiben die vielen Städte und Bundesstaa­ten weiter am Ball.

Österreich wird von den NGOs stark kritisiert. Warum?

Die Klimapolit­ik ist in Österreich ein einziger Trümmerhau­fen. Wir haben eine Bundesregi­erung, die sich den Klimaschut­z groß auf die Fahnen geheftet hat und nicht eine einzige konkrete Maßnahme umsetzt. Stattdesse­n darf man jetzt auf den Autobahnen zum Teil 140 fahren. Darüber hinaus hat Österreich in Brüssel einen Kompromiss vorgelegt, der die Verlängeru­ngen von Kohlesubve­ntionen bis 2035 vorsieht. Wir wissen, dass eine riesige Lücke klafft zwischen den ParisZiele­n und den konkreten Zusagen der Staaten. Diese Lücke gilt es zu schließen. Es braucht eine klare Entscheidu­ng der Konferenz, dass die Klimaschut­zpläne im nächsten Jahr nachgebess­ert werden müssen, und ein Bekenntnis der Staaten dazu. Auch das Regelbuch, das die Umsetzung festschrei­bt, muss beschlosse­n werden.

Eine Erhöhung der Klima-Zusagen steht nicht auf der Tagesordnu­ng der Konferenz. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass es trotzdem passiert?

Das Regelbuch werden wir wohl tatsächlic­h bekommen, und den meisten Staaten dürfte auch klar sein, dass es keinen anderen Weg gibt, als die Zusagen nachzubess­ern. Viel hängt jetzt von der EU ab: Auch wenn noch keine Zahlen genannt werden, braucht es ein Signal, das eine neue Dynamik auslöst, wie wir sie in Paris erlebt haben. Hier spielt Österreich im Rahmen des EU-Ratsvorsit­zes eine entscheide­nde Rolle. Frau Bundesmini­sterin Köstinger muss sich für einen starken Vertragste­xt seitens der EU einsetzen.

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G. PILCH Adam Pawloff im Climate Hub von Greenpeace neben dem Tagungsgel­ände des Klimagipfe­ls. Auf der Wand verewigte sich zu Wochenbegi­nn auch Bundespräs­ident Van der BellenWas muss in Kattowitz nach zwei Wochen erreicht sein, damit Sie die Konferenz als Erfolg bezeichnen würden?
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Australien wendet sich die neue Regierung vom Klimaschut­z ab. Droht ein Dominoeffe­kt?

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