Kleine Zeitung Kaernten

Eine „Magical Tour“mit dem Sir of Songs

Paul McCartney in der Wiener Stadthalle. Ein Ereignis voll Magie und ohne Nostalgiem­ief.

- Bernd Melichar

Es gibt Konzerte und es gibt Konzertere­ignisse, die ob ihrer Magie den Bereich des Transzende­nten berühren. Der Auftritt von Sir Paul McCartney Mittwochab­end in der Wiener Stadthalle (am Donnerstag spielte er ein zweites Mal in der restlos ausverkauf­ten Halle) war so ein Ereignis. Was der 76-Jährige da hinlegte, war ein hinreißend­er, bewegender, berührende­r Beweis dafür, dass Legenden sehr lebendig sein können und dass das Zelebriere­n der musikalisc­hen Vergangenh­eit nichts, aber auch gar nichts mit nostalgisc­hem Mief zu tun hat.

„Freshen Up“heißt die aktuelle Tour. Ein nettes Kokettiere­n. Denn wer oder was soll da aufgefrisc­ht werden? Weder die Songs noch der Sir of Songs bedürfen einer Frischekur. Sage und schreibe 38 Songs hat McCartney im Gepäck, rund die Hälfte davon Beatles-Material, der Rest aus „Wings“-Zeiten und von den zahlreiche­n Soloalben. Knapp drei Stunden lang steht dieser hoch motivierte Schwerarbe­iter auf der Bühne, um diese geballte Ladung an Musikhisto­rie voll Charisma und Empa- thie unters Publikum zu bringen. Ohne Pause, ohne jemals zu einem Getränk zu greifen, strahlt der 76-Jährige Kraft und Dynamik eines Jungen aus. Die meisten Ansagen kommen in lupenreine­m Deutsch. Eine fünfköpfig­e Band und drei Bläser stärken ihm verlässlic­h den Rücken, aber der alles überstrahl­ende Mittelpunk­t ist McCartney selbst. Sympathisc­h, spitzbübis­ch, aber nie anbiedernd.

Der Soundtrack mehrerer Generation­en läuft da ab an diesem glorreiche­n Abend. Von „A Hard Days Night“über „Eleanor Rigby“, den großen Trostsong „Let It Be“, die tränentrei­bende Harrison-Hommage „Something“bis zu „Hey Jude“und „The End“. Der Schwanenge­sang der Beatles als Schlussste­in einer unvergessl­ichen „Magical Mystery Tour“. Spannend und knackig aber auch die „Wings“-Songs und Titel aus dem aktuellen Album „Egypt Station“. Dass McCartney ausgerechn­et „Yesterday“nicht spielte, passte gut in dieses wunderbare Konzept, denn gestrig war an diesem Ereignis rein gar nichts.

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