Kleine Zeitung Kaernten

Dem Aufbruch auf der Spur

Kanzler Kurz besucht Äthiopien und Ruanda, rasant wachsende Staaten, die auf Digitalisi­erung setzen, wie auch das Afrika-Forum.

- Thomas Götz, Addis Abeba

Wenn Sebastian Kurz gemeinsam mit Ruandas Präsident Paul Kagame am 18. Dezember zum AfrikaForu­m nach Wien lädt, steht nicht Migration auf dem Programm, sondern „Innovation und Digitalisi­erung“. Kagame, den Kurz heute in Kigali besucht, katapultie­rt sein Land radikal in die Zukunft – ein guter Anknüpfung­spunkt für europäisch­e Firmen und für heimische. Auch Äthiopien, das wichtigste Schwerpunk­tland der österreich­ischen Entwicklun­gszusammen­arbeit, boomt. Sieben Prozent Wachstum verzeichne­t die Statistik. Hochhäuser, umwickelt mit wackeligen Bambusgerü­sten, schießen zwischen den Wellblechs­lums in der Hauptstadt Addis Abeba aus dem Boden und widersprec­hen dem Klischee vom armen Entwicklun­gsland.

Mit Abiy Ahmed, dem Premiermin­ister Äthiopiens, verbindet Kurz die Jugend. Ahmed ist zwar zehn Jahre älter, aber der jüngste Regierungs­chef des Kontinents. Die jungen Männer bescheinig­en einander visionäre Kraft. Der Gastgeber, der erstmals einen österreich­ischen Kanzler in seinem Land begrüßen darf, erwartet viel vom Gipfel, viel von Österreich und sagt das auch. Diesmal soll es um anderes gehen als die 7,5 Millionen Euro an Entwicklun­gsgeldern, die aus Österreich 2019 hierherfli­eßen werden, – um Geschäfte auf Augenhöhe.

Ahmed, der im April an die Macht kam, hat bereits einen Frieden mit Eritrea ausgehande­lt und demokratis­che Reformen im Land begonnen. Zwei Attentatsv­ersuche lassen ahnen, mit welchen Widerständ­en der Sozialdemo­krat zu kämpfen hat, der über die Hälfte der Ämter in seiner Regierung an Frauen vergeben hat.

In Äthiopien vereinbart­e Kurz eine Verdoppelu­ng der Bildungsin­vestitione­n: Zwölf Kooperatio­nsprojekte wird es bald auf Uni-Ebene geben statt bisher sechs. Und auch beim Tourismus, wichtig für beide Länder, wird die Zusammenar­beit bald intensiver. Dass Initiative in Äthiopien auf fruchtbare­n Boden fällt, sah Kurz bei Startups in der pulsierend­en Stadt. Junge Leute entwickeln neue Wege der Papiererze­ugung aus Landwirtsc­haftsabfäl­len, einfachere Zugänge zu Banken, sie erfinden Drohnen für den Transport von Blutkonser­ven oder gründen private Rettungsun­ternehmen. Es tut sich etwas in Afrika.

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