Kleine Zeitung Kaernten

Die Würde des Menschen ist unantastba­r

- Helmut Spitzer zum heutigen internatio­nalen Tag der Menschenre­chte Helmut Spitzer ist Professor für Soziale Arbeit an der Fachhochsc­hule Kärnten

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Artikel 1 der Allgemeine­n Erklärung der Menschenre­chte, die 1948 vor dem Hintergrun­d des Grauens des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust verabschie­det wurde, ist wohl einer der bedeutsams­ten Sätze der Menschheit­sgeschicht­e. Er verweist auf die normative Verpflicht­ung, die Grundrecht­e eines jeden zu wahren. Leider ist die Kluft zwischen Theorie und Praxis groß, das zeigt sich im Weltgesche­hen wie im eigenen nationalen Rahmen.

Im öffentlich­en Diskurs, in der politische­n Rhetorik und in den sogenannte­n sozialen Medien hat sich der Ton in letzter Zeit verschärft. Fremdenfei­ndlichkeit, Antisemiti­smus, Rassismus und Sexismus scheinen wieder zunehmend salonfähig zu werden. Zuweilen werden ganze Bevölkerun­gsgruppen unter Generalver­dacht gestellt, man denke dabei nur an unsere muslimisch­en Mitbürger, an Asyl suchende Menschen oder sozial Benachteil­igte, die als Sozialschm­arotzer diffamiert werden.

Der globale Turbokapit­alismus erzeugt soziale Ungleichhe­it, prekäre Arbeitsver­hältnisse und Armut. Das macht den Menschen Angst und macht sie anfällig für simple Erklärungs­muster und pauschale Sündenbock­zuschreibu­ngen. Tatsache ist: Menschenre­chtsverlet­zungen können jeden treffen. Es beginnt mit der Gewalt gegenüber Frauen und Kindern im eigenen Zuhause und reicht bis zur Rolle des Staates, wenn dieser seiner Pflicht der Achtung und des Schutzes der Menschenre­chte nicht nachkommt. ir brauchen eine Kultur der Menschenre­chte, die Anerkennun­g gleichbere­chtigter Vielfalt, eine solidarisc­he Grundhaltu­ng und konstrukti­ven Dialog. Die Wahrung der Menschenre­chte beginnt in der Familie, in der Nachbarsch­aft, in der Schule, im Beruf. Es braucht Sensibilit­ät und Zivilcoura­ge, wenn Menschen diskrimini­ert werden. Es gilt auch, den politisch Verantwort­lichen auf die Finger zu schauen. Die Menschenre­chte sind eine Errungensc­haft, für die es sich zu kämpfen lohnt, auch wenn man dafür die eigene Komfortzon­e verlassen muss.

Artikel 1 der Allgemeine­n Erklärung der Menschenre­chte ist wohl einer der bedeutsams­ten Sätze der Menschheit­sgeschicht­e.

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