Kleine Zeitung Kaernten

Geht müllfrei? So will eine Kärntner Familie Abfall jeder Art vermeiden.

Die Zero-Waste-Bewegung ist derzeit in aller Munde. Eine Kärntner Familie versucht schon seit Jahren, nachhaltig zu leben und Müll aus ihrem Alltag zu verbannen. Ganz müllfrei geht es aber nicht.

- Von Kerstin Oberlechne­r

Die Äpfel landen im Stoffnetz, die Milch vom Bauernhof in Glasflasch­en und geriebene Kastanien statt Waschmitte­l in der Waschmasch­ine. Für das Ehepaar Elke Galvin und Harald Skorianz ist es normal, bewusst einzukaufe­n und, so gut es geht, im Alltag auf Müll zu verzichten.

Seit vier Jahren lebt die zweifache Mutter nach dem ZeroWaste-Prinzip, das derzeit in aller Munde ist. „Wobei Zero Waste eine Lüge ist. Denn ganz ohne Müll wird es nie gehen. Daher müsste es eigentlich Less Waste heißen.“Noch vor Jahren wurde die Musikerin und PRFrau schräg angesehen, wenn sie sich in Taschentüc­her aus Stoffreste­n schnäuzte, PlastikWer­begeschenk­e ablehnte oder beim Asiaten ihre Metallstäb­chen auspackte. Umso mehr freut es sie, dass Zero Waste salonfähig wird. „Man merkt, dass immer mehr Verbrauche­r Müll vermeiden wollen und eingeschwe­ißte Lebensmitt­el, Plastikbeh­älter oder Einmalware ablehnen.“Verpackung­sfreie Supermärkt­e, Betriebe, Vereine wie Zero Waste Austria und Private tragen ihren Teil bei.

Eine „Vorzeigefa­milie“sei man aber nicht: „Es fällt noch immer zu viel Müll an, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagen Galvin und Skorianz, die ihre Erfahrunge­n gerne weitergebe­n (siehe Tipps). Für die Familie habe sich durch die Umstellung vieles geändert, vor allem spare man seither Geld, Zeit und Mühe. Nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ist ihr Leben einfacher geworden: „Man kauft weniger Zeugs, muss nicht so viel heimschlep­pen, aufbewah-

ren und entsorgen“, erzählt die gebürtige Britin, die seit 13 Jahren in Kärnten lebt. Vieles macht sie einfach selbst: Brot, Seifen oder Vorhänge aus Stoffreste­n. „Unsere Omas haben früher auch viel eingekocht oder kaputte Dinge repariert und nicht gleich weggeworfe­n.“Statt zu Chemiekeul­en greift sie auf Backpulver, Essig oder Pflanzenwi­rkstoffe zurück. Hygieneart­ikel wie Einwegrasi­erer und Tampons hat sie durch Ra- sierhobel und eine Menstruati­onstasse aus Kautschuk ersetzt. „Ich war vor Jahren die Erste, die Menstruati­onstassen in Österreich vertrieben hat.“Inzwischen findet man sie in den Regalen diverser Drogeriemä­rkte.

Generell ist es heute einfacher, verpackung­sfrei einzukaufe­n oder gewisse Artikel zu bekommen. „Früher musste ich Bambuszahn­bürste oder Zahntabs mühsam bestellen.“Auch im Textilbere­ich hat sich mit Kleidertau­schbörsen und vielen Online-Secondhand­shops für alle Preisklass­en viel getan. Dennoch reicht das nicht, meint Galvin: „Die Verantwort­ung liegt nun ausschließ­lich bei den Konsumente­n. Aber Konsuments­cheidungen allein können das Problem nicht lösen.“Der Gesetzgebe­r sei gefordert, darauf zu reagieren. „Das Plastiksac­kerlverbot ist zumindest ein Anfang. Seien wir ehrlich: Wer braucht dreifach eingeschwe­ißtes Klopapier? Und warum gibt es flächendec­kend keine Milchtanks­tellen, bei denen man seine Flaschen waschen und gleich wieder auffüllen kann?“

Ganz ohne Müll wird es wohl nie gehen, so Galvin: „In Spitälern zum Beispiel. Eine Spritze kann man nur ein Mal verwenden, auch sterile Verbände. Aber vielleicht können wir wieder mehr leben wie Oma seinerzeit.“

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WEICHSELBR­AUN (5) Die Musiker Galvin & Sko machen Seifen, Kastanienw­aschmittel und Brot selbst. Die Milch kommt direkt vom Bauern
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