Geht müllfrei? So will eine Kärntner Familie Abfall jeder Art vermeiden.
Die Zero-Waste-Bewegung ist derzeit in aller Munde. Eine Kärntner Familie versucht schon seit Jahren, nachhaltig zu leben und Müll aus ihrem Alltag zu verbannen. Ganz müllfrei geht es aber nicht.
Die Äpfel landen im Stoffnetz, die Milch vom Bauernhof in Glasflaschen und geriebene Kastanien statt Waschmittel in der Waschmaschine. Für das Ehepaar Elke Galvin und Harald Skorianz ist es normal, bewusst einzukaufen und, so gut es geht, im Alltag auf Müll zu verzichten.
Seit vier Jahren lebt die zweifache Mutter nach dem ZeroWaste-Prinzip, das derzeit in aller Munde ist. „Wobei Zero Waste eine Lüge ist. Denn ganz ohne Müll wird es nie gehen. Daher müsste es eigentlich Less Waste heißen.“Noch vor Jahren wurde die Musikerin und PRFrau schräg angesehen, wenn sie sich in Taschentücher aus Stoffresten schnäuzte, PlastikWerbegeschenke ablehnte oder beim Asiaten ihre Metallstäbchen auspackte. Umso mehr freut es sie, dass Zero Waste salonfähig wird. „Man merkt, dass immer mehr Verbraucher Müll vermeiden wollen und eingeschweißte Lebensmittel, Plastikbehälter oder Einmalware ablehnen.“Verpackungsfreie Supermärkte, Betriebe, Vereine wie Zero Waste Austria und Private tragen ihren Teil bei.
Eine „Vorzeigefamilie“sei man aber nicht: „Es fällt noch immer zu viel Müll an, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagen Galvin und Skorianz, die ihre Erfahrungen gerne weitergeben (siehe Tipps). Für die Familie habe sich durch die Umstellung vieles geändert, vor allem spare man seither Geld, Zeit und Mühe. Nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ist ihr Leben einfacher geworden: „Man kauft weniger Zeugs, muss nicht so viel heimschleppen, aufbewah-
ren und entsorgen“, erzählt die gebürtige Britin, die seit 13 Jahren in Kärnten lebt. Vieles macht sie einfach selbst: Brot, Seifen oder Vorhänge aus Stoffresten. „Unsere Omas haben früher auch viel eingekocht oder kaputte Dinge repariert und nicht gleich weggeworfen.“Statt zu Chemiekeulen greift sie auf Backpulver, Essig oder Pflanzenwirkstoffe zurück. Hygieneartikel wie Einwegrasierer und Tampons hat sie durch Ra- sierhobel und eine Menstruationstasse aus Kautschuk ersetzt. „Ich war vor Jahren die Erste, die Menstruationstassen in Österreich vertrieben hat.“Inzwischen findet man sie in den Regalen diverser Drogeriemärkte.
Generell ist es heute einfacher, verpackungsfrei einzukaufen oder gewisse Artikel zu bekommen. „Früher musste ich Bambuszahnbürste oder Zahntabs mühsam bestellen.“Auch im Textilbereich hat sich mit Kleidertauschbörsen und vielen Online-Secondhandshops für alle Preisklassen viel getan. Dennoch reicht das nicht, meint Galvin: „Die Verantwortung liegt nun ausschließlich bei den Konsumenten. Aber Konsumentscheidungen allein können das Problem nicht lösen.“Der Gesetzgeber sei gefordert, darauf zu reagieren. „Das Plastiksackerlverbot ist zumindest ein Anfang. Seien wir ehrlich: Wer braucht dreifach eingeschweißtes Klopapier? Und warum gibt es flächendeckend keine Milchtankstellen, bei denen man seine Flaschen waschen und gleich wieder auffüllen kann?“
Ganz ohne Müll wird es wohl nie gehen, so Galvin: „In Spitälern zum Beispiel. Eine Spritze kann man nur ein Mal verwenden, auch sterile Verbände. Aber vielleicht können wir wieder mehr leben wie Oma seinerzeit.“