Kleine Zeitung Kaernten

Mühsamer Weg zum neuen Uni-Rektor

Heute Abend soll an der Universitä­t Graz die Entscheidu­ng fallen, wer neuer Rektor wird. Die Institutio­n ist für Steiermark und Kärnten bedeutend.

- Von Norbert Swoboda

Es ist eine bedeutende Weichenste­llung für den akademisch­en Betrieb in ganz Südösterre­ich, die heute getroffen werden soll. Der neunköpfig­e Universitä­tsrat der Grazer Universitä­t, eine Art Aufsichtsr­at, soll heute einen neuen Rektor wählen, der ab Herbst knapp 4500 Mitarbeite­r und 30.000 Studierend­e aus der Steiermark und Kärnten dirigieren soll.

Oder eben auch nicht. Denn er könnte auch beschließe­n, die gesamte Ausschreib­ung für die größte Hochschule Südösterre­ichs zu wiederhole­n.

Denn die Vorgeschic­hte ist alles andere als einfach und war mit einigen Merkwürdig­keiten angereiche­rt. Bereits beim Ausschreib­ungstext kam es zu ersten Problemen im Universitä­tsrat. Dazu eine Erklärung: Dieses Gremium besteht aus neun externen Mitglieder­n, die komplizier­t bestimmt werden. Vier der neun Mitglieder werden von der Bundesregi­erung bestellt, weitere vier von der Universitä­t selbst beauftragt. Das neunte Mitglied wird dann von den acht gemeinsam ausgewählt.

Jedenfalls verlor dieses Gremium seinen Vorsitzend­en (er trat zurück), weil es Diskussion­en um den Ausschreib­ungstext für die Rektorswah­l gab.

Schließlic­h ging die Ausschreib­ung im Sommer hinaus, doch der Andrang hielt sich freilich in Grenzen. Vorsortier­t wurden die Bewerbunge­n von der sogenannte­n Findungsko­mmission. Diese besteht aus der Vorsitzend­en des Universitä­tsrates, Gerichtspr­äsidentin Caroline List, und dem Vorsitzend­en des Universitä­tssenates, Professor Rainer Niemann. Der Universitä­tssenat ist das interne Gremium der Universitä­t und besteht aus Vertretern der Professore­n, Assistente­n und Studenten.

Fünf Bewerber kamen in die engere Auswahl – ausschließ­lich Männer. Doch weil sich die Kommission intensiv um Frauen bemüht hatte, kamen vom wichtigen Arbeitskre­is für Gleichbeha­ndlungsfra­gen keine Einwände. Der Universitä­tssenat wählte aus den fünf Bewerbern drei für ein öffentlich­es Hearing aus – den langjährig­en Vizerektor Martin Polaschek, den Personalch­ef der Uni, Kurt-Martin Lugger, und Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizerektor in Frankfurt/Main.

Unmittelba­r vor dem Hearing sprang Letzterer ohne Angabe von Gründen ab, der Senat wiederum schied aus unbekannte­n Gründen Lugger aus. Anstatt eines Dreiervors­chlages – wie es das Gesetz vorsieht – übergab der Senat dem Unirat daher nur Polaschek als einzigen Bewerber. Laut Ministeriu­m ist dies zulässig, wenngleich eigentlich nicht im Sinn des Gesetzgebe­rs.

Dem Unirat bleibt heute daher wenig Wahl. Entweder er wählt den einzigen Kandidaten. Oder er verwirft den gesamten Wahlvorgan­g. Mit dem Risiko, dass bis Herbst kein neuer Rektor gefunden werden kann.

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Wird Martin Polaschek heute gewählt?
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APA/SCHERIAU, KANIZAJ Vorsitzend­e Caroline List

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