Mühsamer Weg zum neuen Uni-Rektor
Heute Abend soll an der Universität Graz die Entscheidung fallen, wer neuer Rektor wird. Die Institution ist für Steiermark und Kärnten bedeutend.
Es ist eine bedeutende Weichenstellung für den akademischen Betrieb in ganz Südösterreich, die heute getroffen werden soll. Der neunköpfige Universitätsrat der Grazer Universität, eine Art Aufsichtsrat, soll heute einen neuen Rektor wählen, der ab Herbst knapp 4500 Mitarbeiter und 30.000 Studierende aus der Steiermark und Kärnten dirigieren soll.
Oder eben auch nicht. Denn er könnte auch beschließen, die gesamte Ausschreibung für die größte Hochschule Südösterreichs zu wiederholen.
Denn die Vorgeschichte ist alles andere als einfach und war mit einigen Merkwürdigkeiten angereichert. Bereits beim Ausschreibungstext kam es zu ersten Problemen im Universitätsrat. Dazu eine Erklärung: Dieses Gremium besteht aus neun externen Mitgliedern, die kompliziert bestimmt werden. Vier der neun Mitglieder werden von der Bundesregierung bestellt, weitere vier von der Universität selbst beauftragt. Das neunte Mitglied wird dann von den acht gemeinsam ausgewählt.
Jedenfalls verlor dieses Gremium seinen Vorsitzenden (er trat zurück), weil es Diskussionen um den Ausschreibungstext für die Rektorswahl gab.
Schließlich ging die Ausschreibung im Sommer hinaus, doch der Andrang hielt sich freilich in Grenzen. Vorsortiert wurden die Bewerbungen von der sogenannten Findungskommission. Diese besteht aus der Vorsitzenden des Universitätsrates, Gerichtspräsidentin Caroline List, und dem Vorsitzenden des Universitätssenates, Professor Rainer Niemann. Der Universitätssenat ist das interne Gremium der Universität und besteht aus Vertretern der Professoren, Assistenten und Studenten.
Fünf Bewerber kamen in die engere Auswahl – ausschließlich Männer. Doch weil sich die Kommission intensiv um Frauen bemüht hatte, kamen vom wichtigen Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen keine Einwände. Der Universitätssenat wählte aus den fünf Bewerbern drei für ein öffentliches Hearing aus – den langjährigen Vizerektor Martin Polaschek, den Personalchef der Uni, Kurt-Martin Lugger, und Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizerektor in Frankfurt/Main.
Unmittelbar vor dem Hearing sprang Letzterer ohne Angabe von Gründen ab, der Senat wiederum schied aus unbekannten Gründen Lugger aus. Anstatt eines Dreiervorschlages – wie es das Gesetz vorsieht – übergab der Senat dem Unirat daher nur Polaschek als einzigen Bewerber. Laut Ministerium ist dies zulässig, wenngleich eigentlich nicht im Sinn des Gesetzgebers.
Dem Unirat bleibt heute daher wenig Wahl. Entweder er wählt den einzigen Kandidaten. Oder er verwirft den gesamten Wahlvorgang. Mit dem Risiko, dass bis Herbst kein neuer Rektor gefunden werden kann.