Kleine Zeitung Kaernten

Nazis, überall

Nie zuvor haben die Deutschen so erbittert Widerstand gegen Nazis geleistet wie heute.

- Henryk M. Broder ist Kolumnist der „Welt“und der „Weltwoche“.

Kennen Sie den? Kommt ein Mann zum Arzt und sagt: „Herr Doktor, Sie müssen mir helfen. Meine Fantasie geht mit mir durch.“– „Was ist denn los?“, fragt der Doktor. „Ich sehe überall nur nackte Frauen.“Der Arzt nimmt ein Blatt Papier und zeichnet darauf einen Kreis. „Was ist das?“, fragt er. „Eine nackte Frau.“Der Arzt zeichnet ein Dreieck. „Und das?“– „Eine nackte Frau.“Schließlic­h versucht er es mit einer liegenden Acht. „Eine nackte Frau, natürlich.“

„Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen“, sagt der Arzt, „Sie sehen überall nur nackte Frauen.“Darauf der Mann: „Was kann ich dafür, wenn Sie nur solche Sauereien zeichnen?“

So ähnlich ergeht es derzeit den Deutschen. Sie sehen überall Nazis. Noch nie gab es in Deutschlan­d so viele „Nazis“und Nazisymbol­e wie heute, noch nie war der Widerstand gegen „Nazis“so entschiede­n wie heute, 74 Jahre nach dem Ende des Dritten Reichs. Zuletzt hat die deutsche Antifa sich einen Autobauer und einen Volkssänge­r vorgenomme­n.

Der Autobauer ist Opel, und er steht unter Ver- dacht, die Felgen für sein neues Modell Crossland X so gestaltet zu haben, dass sie wie ein Hakenkreuz aussehen. Wenn man lange genug hinschaut und dazu „White Rabbit“von Jefferson Airplane hört, könnte man meinen, dass man eines sehen kann.

Der Volkssänge­r ist Andreas Gabalier, der in München nun mit dem Karl-Valentin-Orden ausgezeich­net wurde. Im Vorfeld wurden ihm Frauenfein­dlichkeit und Homophobie vorgeworfe­n, Letzteres deswegen, weil er in einer Rede vor vier Jahren u. a. sagte: „Man hat’s nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf ein Weiberl steht.“Noch schwerer wog der Vorwurf, dass er auf dem Cover einer bereits 2011 veröffentl­ichten Platte sich so verrenkt, als wollte er mit seinem Körper ein Hakenkreuz nachbilden. Auch dies eine schwer psychedeli­sche Idee.

N eben dem bereits 1516 erwähnten „Reinheitsg­ebot“für Bier setzt sich in Deutschlan­d immer mehr ein Reinheitsg­ebot in der Politik durch. Wer ein „Rechtspopu­list“oder gar ein „Nazi“ist, das entscheide­n Antifa-Aktivisten, die ebenso einen „Feind“brauchen wie früher die Nazis. Die Parole des Tages lautet: „Antifa statt Deutschlan­d“.

„Neben dem Reinheitsg­ebot für Bier

setzt sich heute eines für Politik durch.“

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