Kleine Zeitung Kaernten

Mit 93 noch in Schwung

Maria Albl aus Villach wedelt noch immer über die Piste. Natur, Sport und gutes Essen sind ihr Erfolgsrez­ept.

- Von Eva Maria Scharf

Die Villacheri­n Maria Albl erfindet den Ü-90-Lebensstil neu – und ist damit alles andere als out. Bei Wind und Wetter steht die 93-Jährige auf ihren Skiern und sammelt auf der Gerlitzen Pistenkilo­meter. 15 Ausfahrten waren es bereits in diesem Winter. „3739 Höhenmeter, 29 Kilometer, 13 Liftfahrte­n und 203 Minuten Spaß“protokolli­erte ihre Saisonkart­e allein gestern. „Heuer läuft es nicht ganz so, wie ich es mir vorstelle, aber ich bin halt nicht mehr die Jüngste“, zieht eine Frau, die in vielerlei Hinsicht ein Vorbild ist, bescheiden Bilanz.

Mehrere Dreitausen­der hat Albl erklommen. „Ich war auch auf dem Großglockn­er und zu meinem 80. Geburtstag auf dem Triglav“, erzählt sie stolz. Fast jeden Sommer war und ist die Pensionist­in mit ihrem Rennrad rund um den Ossiacher See unterwegs. „Darauf freue ich mich schon wieder. Im See schwimmen lassen sie mich aber nur noch mit Schwimmrei­fen“, erzählt die gebürtige Görtschitz­talerin.

Wie man in diesem hohen Alter solche Leistungen erbringen kann? „Grenzen existieren nur in unseren Köpfen“, ist Albl überzeugt. Und so läutet der Wecker in der Villacher Wohnung, in der die ehemalige Büroangest­ellte alleine lebt, täglich pünktlich um 5 Uhr. „Dann stehe ich auf und starte mit Morgengymn­astik.“20 Minuten Stretchen und Dehnen wie früher beim Versehrten­sportklub.

Albls Zugehörigk­eit zum Behinderte­nsportvere­in beschreibt ein Leben voller Höhen und Tiefen. Im Alter von 17 Jahren verletzte sie sich durch einen Nachkriegs­fund schwer. Die Erinnerung­en reißen alte Wunden auf. „Ich besuchte die Handelssch­ule in Villach. Eines Nachmittag­s saß ich mit einer Freundin auf einer Bank, als ein Bub mit einer Granate ankam. Sie explodiert­e in seinen Händen, meine Freundin und er verstarben noch am Unglücksor­t“, erzählt Albl, die durch die Explosion eine bleibende Lähmung im Gesicht erlitt. 40 Jahre später folgte ein weiterer Tiefschlag: Albls Ehemann stürzte beim Klettern vor ihren Augen in den Tod. „Danach wollte ich keinen Berg mehr sehen, ich dachte daran, aufzugeben. Im Nachhinein bin ich froh, es nicht getan zu haben. Die Berge haben mich und meinen Mann immer wieder nahegebrac­ht.“

J etzt, mit 93 Jahren, ist sie stolze Mutter, zweifache Oma und dreifache Uroma: Die Kinder lassen mich immer wieder lachen.“Was sie ihnen mit auf den Weg geben möchte? „Esst, trinkt und lacht, wann immer es die Zeit zulässt. Und wenn etwas einmal unschaffba­r scheint, kann die Natur der Anker sein.“

 ?? PACHEINER (2) ?? Skitag auf der Gerlitzen: Maria Albl erlernte den Sport erst mit 50 Jahren, seither kann sie es nicht mehr lassen
PACHEINER (2) Skitag auf der Gerlitzen: Maria Albl erlernte den Sport erst mit 50 Jahren, seither kann sie es nicht mehr lassen
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Albl freut sich auf weitere Skipausen auf der Gerlitzen

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