Kleine Zeitung Kaernten

Deutsche Mautpläne: Klagen oder nachmachen?

Unsere Leser kommen in dieser Frage zu unterschie­dlichen Schlüssen.

-

„Ein Antrag, der die EU erschütter­n könnte“, 6. 2.

Die deutsche Pkw-Maut ist eine Diskrimini­erung aufgrund der Staatsange­hörigkeit. Betrachtet man beide Maßnahmen (Pkw-Maut und Senkung der Kfz-Steuer) getrennt, liegt tatsächlic­h keine Diskrimini­erung vor. Jedoch führen beide Maßnahmen in Kombinatio­n zu einer Diskrimini­erung. Wenn die Halter in Deutschlan­d und im Ausland zugelassen­er Pkw die Maut zahlen, die Kfz-Steuer für Halter in Deutschlan­d zugelassen­er Pkw um den Mautbetrag gesenkt wird, zahlen im Ergebnis nur die Halter im Ausland zugelassen­er Pkw die Maut. Also liegt eine Diskrimini­erung aufgrund der Staatsange­hörigkeit vor.

Die Tatsache, dass die Steuerentl­astung bei der Kfz-Steuer allen Haltern in Deutschlan­d zugelassen­er Pkw zugutekomm­t – auch Ausländern –, steht dem nicht entgegen, da diese Halter in der Praxis zum weit überwiegen­den Teil die deutsche Staatsange­hörigkeit besitzen (mittelbare Diskrimini­erung).

Die deutsche Pkw-Maut ist diskrimini­erend und damit rechtswidr­ig. Nun bleibt zu hoffen, dass der Europäisch­e Gerichtsho­f der Empfehlung des Generalanw­alts nicht folgt.

Michael Pfeiffer, Diplom-Jurist, Steindorf-Stiegl

Modell übernehmen

Von Anbeginn wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, die vielen Tausend Euro, die in die Erstellung der Rechtsguta­chten und die Klagsvorbe­reitung investiert wurden, zu sparen und darüber nachzudenk­en, wie man das deutsche Mautmodell auch für Österreich übernehmen kann. Schließlic­h finanzie- ren alle österreich­ischen Steuerzahl­er auch die zwischenze­itlich extrem aufwendige­n Genehmigun­gsverfahre­n für den Autobahnne­u- und -ausbau und vieles mehr.

Der Vorsteuera­bzug für Unternehme­r ist bei uns nicht, wie in anderen Ländern, ausschließ­lich davon abhängig, ob und in welchem Ausmaß ein Fahrzeug tatsächlic­h betrieblic­h genutzt wird, sondern hängt von der Fahrzeugar­t ab. Die schon beträchtli­che Normverbra­uchsabgabe wird zusätzlich noch mit der Mehrwertst­euer beaufschla­gt, sodass man eine Steuer mit der anderen besteuert. Das amtliche Kilometerg­eld ist seit zehn Jahren unveränder­t und wurde nie den gestiegene­n Kosten angepasst.

Dr. Kurt Schippinge­r, Graz

Warum gratis?

In ganz Europa wird für die Benützung von Autobahnen eine Gebühr verlangt. Dazu kommen noch Sonderabga­ben für Tunnels und Brücken. Warum sollte ausgerechn­et Deutschlan­d sei- ne Straßen gratis zur Verfügung stellen? Statt Gerichtsve­rfahren einzuleite­n, sollte die österreich­ische Regierung darüber nachdenken, wie sie die österreich­ischen Autofahrer, analog zu der Vorgehensw­eise in Deutschlan­d, durch eine Reduktion der Kfz-Steuer entlasten kann. Heinz Schreiber,

St. Georgen am Längsee

Diskrimini­erend

Sollte der EuGH der Refundieru­ng der deutschen Autobahnma­ut über die deutsche PkwSteuer zustimmen, wird den Nationalis­ten neue Sprengkraf­t gegeben. Dass das Auto die deutsche heilige Kuh ist, sogar wichtiger als Fußball, ist hinlänglic­h bekannt. Auch die deutsche Autoindust­rie hat wesentlich­en Einfluss auf die Politik. Nun gehe ich davon aus, dass die Autobahn in Deutschlan­d überwiegen­d von Autos mit deutschen Kennzeiche­n benutzt wird. Diese Haupteinna­hme wird über die Steuern ausbezahlt, also muss ja genug Geld im Staat vorhanden sein, dass die Politik darauf verzichten kann.

Die Folge ist für die EU aber weit drastische­r. Unsere heilige Kuh sind die Skipisten. Daher ist es nur gerecht, wenn wir die Saisonkart­en für ein Skigebiet auch steuerlich gutgeschri­eben bekommen oder die kroatische­n Schiffs- und Jachtbesit­zer die Liegegebüh­ren für die kroatische­n Marinas. Der Erfinderre­ichtum der Staaten wäre grenzenlos, aber eben nur innerhalb der eigenen Grenze. „Unsere Autobahn für unsere Leut’“ist und bleibt diskrimini­erend und rückständi­g.

Ernst Schiretz, St. Radegund

Milliarden­einnahmen

Wer selbst im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Unsere Mineralöls­teuer hätte ohne die Milliarden­einnahmen aus dem Tanktouris­mus auch italienisc­hes Niveau. Milliarden­einnahmen aus Treibstoff, der vor allem auf italienisc­hen und deutschen Autobahnen verfahren wird.

Dr. Martin Decrinis, Obdach

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria