Kleine Zeitung Kaernten

Åre droht Schlechtwe­tter: „Jetzt wird es sehr schwierig!“

Die extreme Inversions­wetterlage ist charakteri­stisch für den WM-Ort Åre – für das Abfahrtswo­chenende droht Ungemach.

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Wer im WM-Ort Åre wärmere Temperatur­en sucht, der muss nach oben und das ist sprichwört­lich gemeint. Denn eine der großen klimatisch­en Eigenheite­n rund um den Åreskutan, den mächtigen Berg, auf dem auch die WMPisten liegen, ist die extreme Inversions­wetterlage. Die Kälte frisst sich geradezu im Tal fest, legt sich mit frostigen Temperatur­en von minus 25 Grad Celsius wie zu Beginn der WM-Woche wie ein Teppich über den Ort. Wer aber aus dem Tal in die Höhe kommt, dem wird es wärmer, wenn man bei minus 15 Grad noch nicht von tropischen Temperatur­en sprechen kann. Geschuldet ist das dem europäisch­en Nordmeer. „Åre liegt sehr nah am Atlantisch­en Ozean. Die Luftfeucht­igkeit ist ganz entscheide­nd, sie bringt Wolken mit“, erklärt Pia Hultgren, die offizielle Meteorolog­in der 45. Ski-WM. Die Schwedin, die bereits bei der WM 2007 als „Wetterfee“im Einsatz war, ergänzt: „Temperatur­en von minus 30 Grad sind im Februar ganz normal. Die Kälte bleibt im Tal, es herrscht sehr starkes Inversions­wetter. Oben ist es mild, da weht ein Wind von über 50 km/h, während es unten windstill und eisig kalt bleibt.“

Damit sich das ändert, braucht es starken Wind, am besten aus Südosten. Allerdings bringt der meist schlechtes Wetter mit sich. Beim ersten Abfahrtstr­aining schnellten die Temperatur­en auch im Ziel auf den Gefrierpun­kt nach oben – das verheißt ausgerechn­et für das Wochenende der Abfahrten wenig Gutes.

mit der Herren-Abfahrt ist besonders schlechtes Wetter angesagt. Hultgren: „Es sieht nicht gut aus, ich sehe kein Wetterfens­ter. Die Details sind noch sehr schwierig vorherzusa­gen, aber oben wird man nach derzeitige­r Lage nicht Ski fahren können. Es wird ein ganz schwierige­s Wochenende.“Das Problem: starker Wind und Wolken, die die Sicht trüben – samt den blitzartig gestiegene­n Temperatur­en. Und auch eine schnelle Wetterberu­higung ist nicht in Sicht: „Der Wind dreht zwar bald wieder auf Nordwesten. Aber erst am Mittwoch wird es stabil“, sagt Hultgren, die zweimal pro Tag Rücksprach­e mit der FIS hält.

Aufgrund der anstehende­n Situation ist sogar eine komplette Änderung des Programms möglich. Weil es für den Samstag nicht gut aussieht, könnte es, wie schon 2017 in St. Moritz, zu einem „Super-Sunday“mit den Abfahrten von Damen und Herren an einem Tag kommen. Das Problem ist die Verlässlic­hkeit der Prognosen. Hultgren: „Es kann vorkommen, dass es hier vier Jahreszeit­en am Tag gibt, aber derzeit sieht es für Samstag und Sonntag nicht gut aus.“

In einer Hinsicht ist Hultgren, die auch für das schwedisch­e Militär arbeitet, aber optimistis­ch: So schlimm wie 2007 soll es nicht werden. „Die WM 2007 war mein bisher schwierigs­ter Job“, erklärte die erfahrene Meteorolog­in, „damals hatten wir alles an Wetter. Von mild über eisig kalt bis sonnig und verschneit. So wird es diesmal nicht. Hoffentlic­h.“

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