Und rundum der süßliche Geruch von Torf und Rosen
In kleinen Ort Dornoch mitten in den schottischen Highlands fand Rosamunde Pilcher ein Zuhause.
Geboren wurde Rosamunde Pilcher in Cornwall – und auch die berühmt-berüchtigten Filme spielten zum Entzücken der Zuschauer und Tourismusverantwortlichen im lieblichen Südengland; doch ihr wahres Zuhause lag weit nördlich, in den wunderschönen, aber ruppigen Highlands; dort, wo das typische „Personal“eines Pilcher-Films eher selten anzutreffen ist.
Dornoch heißt der Ort. 1500 Einwohner, Rosamunde inklusive. Hier verbrachte Pilcher jahrzehntelang die Sommermonate. Am Kilometer langen, mit Wildblumen gesäumten Sandstrand ging sie mit ihren geliebten Hunden spazieren, oft kehrte sie erst abends in ihre unscheinbare Wohnung über der „Bank of Scotland“zurück. Dort klopfte sie dann Zeilen wie diese in ihre alte Schreibmaschine: „Im Kamin brannte ein kleines Feuer, und ein hohes Erkerzimmer ging unmittelbar auf die Straße, sodass man das Gefühl hatte, die Kirche gegenüber mit der Hand berühren zu können.“
Die Kirche gegenüber ist in Dornoch eine Kathedrale, in der vor vielen Jahren eine gewisse Madonna ihren Sohn Rocco taufen ließ. Im Castle Hotel züngelt ein kleines Feuer, der süßliche Geruch von Torf liegt in der Luft. Die Kellnerin serviert starken Tee oder noch stärkere Flüssigkeiten. „Enjoy, Darling“, sagt sie lächelnd. Dann werden die Gehsteige hochgerollt. Es ist sechs Uhr abends.
In Dornoch gibt es: ein Gemischtwarengeschäft, einen Fleischhauer, eine Apotheke, zwei Pubs, einen Antikladen, eine Buchhandlung. Und aus. Was braucht der Mensch mehr? In die Buchhandlung kehrte auch Rosamunde Pilcher gerne ein und signierte Bücher für die wenigen Touristen, die sich hierher verirrten. Man kannte sie im Ort, natürlich, aber hier konnte sie leben, wie sie es gerne hatte: in Ruhe und Frieden.
Die schottischen Highlands. tiefgrüne Wiesen, die wie riesige Billardtische Richtung Meer abfallen. Und Schafe, Moore, Schafe, Moore. Einspurige Straßen schlängeln sich ins grandiose Nichts, dann plötzlich ein stiller See, der erhaben daliegt. Und vor dem Haus in Dornoch, in dem Rosamunde Pilcher wohnte, blühen – ja, so kitschig kann das Leben sein – Rosen.