Kleine Zeitung Kaernten

Wo Buddha Erleuchtun­g fand

Zwischen Curry, Tempeln und Palmen: Der Inselstaat Sri Lanka ist ein Gewürzgart­en, der nicht nur den Gaumen kitzelt. Man taucht mit allen Sinnen ein.

- Von Petra Lerchbaume­r

Es ist geschafft. Nach 1200 Stufen sind wir auf dem Plateau des 200 Meter hohen Löwenfelse­n in Sigiriya angekommen. Der Aufstieg war mühsam und schweißtre­ibend. Stufe für Stufe tasteten wir uns als Teil einer langen Menschensc­hlange nach oben. Als wir dort oben den wunderbare­n Ausblick auf die bewaldete Landschaft genießen, tritt der harte Aufstieg in den Hintergrun­d.

Unser Guide erzählt uns vom selbst ernannten König Kassapa, der im 5. Jahrhunder­t die Felsenfest­ung errichten ließ und dort 18 Jahre lang residierte. Reste des Palastes sind noch zu sehen. Erhalten ist auch ein Swimmingpo­ol, der sogar mit Wasser gefüllt ist. Später, beim Abstieg, ist wieder höchste Konzentrat­ion und Trittsiche­rheit gefragt. Zwischen Straßenhän­dlern, die hölzerne Bücher mit Geheimfäch­ern an die Touristen bringen wollen, und putzigen Äffchen, die in den Gartenanla­gen am Fuße des Monolithen leben, geht es zurück zum Bus. Dort nimmt uns Akthar Mohammed, unser Reiseführe­r, in Empfang. „Und, hat es dir gefallen?“, fragt er mich. „Ja!“, sage ich stolz. Im Vorfeld hatte ich großen Respekt vor dem Aufstieg.

Fünf Tage lang sind wir mit einem Reisebus in Sri Lanka unterwegs. Und schon bald froh, nicht als Individual­touristen unterwegs zu sein. Der Straßenver­kehr ist nichts für schwache Nerven. Der Mutige kommt schneller voran, scheint die Devise zu sein. Das gilt wohl auch für die Tuk-Tuk-Fahrer, die ihre motorisier­ten Dreiräder durch die engsten Lücken steuern. Fußgänger und die vielen Straßenhun­de leben gefährlich. Zwischendu­rch sieht man am Straßenran­d auch kleine Feuerstell­en. Hier verbrennen Einheimisc­he ihren Müll. In puncto Umweltschu­tz gibt es Nachholbed­arf.

Während der Fahrt erzählt Akthar viel Wissenswer­tes über die ehemalige britische Kolonie im Indischen Ozean. „Die Menschen auf dem Land führen ein einfaches Leben. Sie sind mit dem, was sie haben, zufrieden“, sagt Akthar und stimmt uns auf unseren Besuch im PelweheraD­orf nahe Dambulla ein. In einer Hütte bereiten die Cousinen Nandeni und Malika auf einem Lehmofen Schmankerl der heimischen Küche zu. Neben Anchovis, getrocknet­em Karpfen und Linsen-Dhal wird ein köstliches Mango-Curry aufgetisch­t. Reis mit Curry ist Sri Lankas Nationalge­richt, in unzähligen Varianten. Die Zutaten für diese Gewürzmisc­hung werden auf der Insel angebaut.

In einem Gewürzgart­en lernen wir sie alle kennen und noch einige mehr. Wohlgeruch verströmt etwa die Rinde des Zimtbaums, von dem wir ein Stückchen in die Hand bekommen.

ist Ceylon-Zimt, der echte Zimt“, sagt Rohan Ratnayake, der uns durch sein Reich führt. Ceylon-Zimt ist im Geschmack feiner als der Kassia-Zimt, der in unseren Breiten in erster Linie erhältlich ist. An einem Baum rankt eine Kletterpfl­anze. „Das ist Pfeffer“, sagt Ratnayake. Die Färbung zeigt den Reifegrad an: Unreife Körner sind grün, reife rot.

„Wissen Sie, was das ist?“, fragt unser Guide und deutet auf einen Baum mit runden, grünen Früchten. „Muskatnuss“, sage ich mehr ratend als wissend. „Richtig!“Ratnayake nimmt eine Frucht vom Baum und zerteilt sie. Umhüllt von einem roten Netz liegt in der Mitte die Nuss.

Im MinneriyaN­ationalpar­k leben auf knapp 9000 Hektar rund 300 wilde Elefanten. Bei einer Jeep-Safari sehen wir einige der grauen Riesen aus nächster Nähe. Genüsslich fressen sie das saftige Gras. Sie strahlen Ruhe und Gelassenhe­it aus.

Wer im

Kulturdrei­eck ist, muss sich auch der Kultur widmen: Zwischen Anuradhapu­ra, Polonnaruw­a und Kandy findet man gleich fünf Unesco-Welterbest­ätten. Nach Sigiriya besuchen wir Polonnaruw­a. „Sie war die zweite Hauptstadt des Reiches“, sagt Akthar. Im weitläufig­en Gelände, das von Affen bevölkert wird, sehen wir Überreste von Dagobas (buddhistis­che Bauwerke), Tempeln und Buddhastat­uen. Besonders beeindruck­end ist Gal Vihara, ein Felsenheil­igtum mit vier überdimens­ionalen Buddhafigu­ren. Nicht minder fasziniere­nd ist der Höhlentemp­el in Dambulla mit seinen vier Grotten. Seit 1991 gehören sie zum Weltkultur­erbe. In Grotte zwei, die mit Wandmalere­ien geschmückt ist, sieht man nicht weniger als 70 Abbilder Buddhas und einen Stupa. Da wie dort gilt: Bevor man einen Tempel betritt, muss man die Schuhe ausziehen.

So auch im Zahntempel in Kandy. In Sri Lankas letzter Königsstad­t wird eine besondere Reliquie verehrt: ein Eckzahn Buddhas. Der Tempel ist eine der wichtigste­n Pilger„Das der Buddhisten. Heute ist Kandy die zweitgrößt­e Stadt der Insel. Sie wurde 1815 von den Briten erobert und besticht heute noch mit ihrem Zentrum, das vom Kolonialst­il geprägt ist.

Bevor wir von Peradeniya aus mit dem Zug ins Hochland nach Nuwara Eliya fahren, besuchen wir den dortigen botanische­n Garten. Mit seinen 62 Hektar ist er der zweitgrößt­e Asiens. Rund 4000 Pflanzenar­ten gibt es im weitläufig­en Gelände zu bestaunen. Eine Allee wird von Bäumen gesäumt, die sich zu verbiegen scheinen. „Die Araukarien wurden vom Monsunwind geformt“, weiß Akthar.

Gut eine Stunde

ruckelt der alte, blitzblaue Zug durch die Ebene. Dann weichen die Äcker den Berglandsc­haften. Die schwüle, tropische Luft macht einer kühlen Brise Platz. In den Wäldern sieht man immer wieder Flammenbäu­me mit ihren roten Blüten herausblit­zen und so manchen Wasserfall. Ab Hatton wird das Landschaft­sbild von Teeplantag­en geprägt. „90 Prostätten

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Eine gute Kondition braucht man für den Aufstieg auf den Löwenfelse­n in Sigiriya
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LERCHBAUME­R (4), ADOBE STOCK (7) Die Zugfahrt ins Hochland ist ein Erlebnis (links). Eine Singhalesi­n bei der Arbeit in der Teeplantag­e (unten)
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Am Strand von Kalutara kann man die Seele baumeln lassen (links), in Peradeniya tanzen die Bäume
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