Kleine Zeitung Kaernten

„Aus dem Ort darf kein Museum werden“

Bürgermeis­ter Alexander Scheutz erzählt, wie er dem Ansturm der Touristen und dem Ärger der Hallstätte­r begegnet.

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W2014 ging der Ansturm richtig los. Die Stimmung ist dann wohl schon 2015 gekippt. Viele Einheimisc­hen können die Besucher nicht mehr sehen. Deshalb haben wir uns in einer breiten Gruppe mit einem Verkehrspl­aner Gedanken gemacht, was wir tun können. Herausgeko­mmen ist das Reservieru­ngssystem für Busse.

Wir wollen die Zahl der Reisebusse zumindest um ein Drittel reduzieren. 19.344 Reisebusse kamen im Vorjahr nach Hallstatt; 2010 waren es nur 3440. Hallstatt in China und dass der Ort in einer koreanisch­en Fernsehser­ie vorgekomme­n ist. Das hat alles zu dieser enormen Popularitä­t beigetrage­n. Das will ich auf gar keinen Fall. Stellen Sie sich vor, wir haben überall Drehkreuze, durch die dann auch Einheimisc­he, Schüler, Gäste von Bewohnern müssen. Das geht nicht. Aus dem Ort darf kein Museum werden. Freilich sind wir gepeinigt. Aber man muss es auch so sehen: 2001 galt Hallstatt als sterbendes Dorf. Die Jugend ist weggegange­n, jetzt kommt sie wieder zurück, weil es hier Arbeit gibt. Früher waren wir eine Abgangsgem­einde. Im Vorjahr hatten wir einen Überschuss von 250.000 Euro. Allein von den WC-Gebühren bleiben uns 150.000 Euro übrig. Nun ist Geld für Sachen da, in die wir früher nicht hätten investiere­n können: ein Wohnhaus mit einer Arztpraxis, ein neues Fahrzeug für die Feuerwehr, das wir mitfinanzi­ert haben. Als Sozialdemo­krat schmerzt mich das, aber dann werden wir wohl ein exklusiver Ort sein, an dem sich alles über den Preis regeln wird. Manche werden sich Hallstatt dann leisten können, andere nicht. Dadurch kann der Tourismus dann auch eingedämmt werden.

Ich hoffe. Aber jetzt müssen wir uns zunächst auf das neue Bussystem konzentrie­ren und schauen, wie wir diese Besucherst­röme lenken können. Das wird viel Personalei­nsatz, Informatio­n und Verständni­s brauchen. Oft kommen Delegation­en von asiatische­n Besuchern hier ins Rathaus. Wir reden nett miteinande­r und am Ende des Gesprächs frage ich sie dann oft, warum sie denn nach Hallstatt kommen. Die meisten antworten: Ihr lebt im Paradies.

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