Kleine Zeitung Kaernten

„Ich bin Favorit? Das tangiert mich nicht“

Marco Schwarz schaffte in dieser Saison den Sprung nach ganz oben. Am Montag tritt der Kärntner das erste Mal als Favorit bei einer WM an – in der vielleicht letzten Kombinatio­n.

- INTERVIEW. Von Michael Schuen aus Åre

Mit welcher Einstellun­g sind Sie nach Schweden gereist? Macht man sich da vorher einen Plan?

MARCO SCHWARZ: Ganz klar mit dem Ziel, eine Medaille zu holen. Dafür bin ich ja schließlic­h da. Und es hat ja bei den Rennen vor der WM ganz gut gepasst, da sind die Erwartunge­n natürlich hoch. Was ich aber nicht will: Irgendwas Spezielles machen, es ist ja letztlich dasselbe wie immer, ein Skirennen. Nur das Rundherum ist ein bisschen mehr.

Reden wir über die Abfahrt – wie schnell geht die Umstellung bei Ihnen? Das funktionie­rt relativ gut. Ich war im September mit der Abfahrtsgr­uppe beim Training, das war schon sehr wichtig. Ohne Training geht es nicht, das hat man vor zwei Jahren in St. Moritz gesehen, als ich ganz ohne Training ins Rennen gegangen bin. Jetzt finde ich schnell das Gefühl für die langen Ski wieder. Nur an der Feinabstim­mung kann ich natürlich nicht arbeiten.

Wie funktionie­rt das dann?

Ich muss das fahren, was die anderen fahren. Die Ski bekomme ich zum Beispiel aus dem Fundus von Travis Ganong.

Diese Abfahrt hat keine Mausefalle wie Kitzbühel. Inwieweit ist es trotzdem eine Überwindun­g? Ich bin bisher nur in Wengen gefahren. Aber ja, Hundschopf gibt es hier auch keinen. Aber beim ersten Sprung, da segelt man ganz schön. Eine Überwindun­g ist es immer. Es war eine neue Abfahrt für mich, da geht man schon mit Respekt an die Aufgabe heran.

Man sagt immer, dass Abfah- rer und Slalomläuf­er konträre Typen sind. Stimmt das? Ja, das stimmt schon. Die Abfahrer sind gemütliche­r, würde ich sagen. Aber wenn ich so nachdenke, wir sind in der Slalomtrup­pe auch gemütlich. Sagen wir besser: Sie sind gelassener.

Die Kombinatio­n steht an der Kippe. Was denken Sie über die Kombi?

Mir persönlich taugt die Kombinatio­n brutal, weil ich so auch einmal die schnellen Diszipline­n fahren kann. Aber für mich haben auch Parallelre­nnen ihren Reiz. Klar ist aber: Beides zu behalten, ist zu viel, wenn ich mir den Kalender so anschaue.

Wie sieht der bei Ihnen im Moment aus? Ich habe drei Tage Pause bis Ende Februar. Aber als Allrounder muss man ja schon im Sommer mehr arbeiten – konditione­ll und an jeder Disziplin. Jetzt ist entweder Training oder Rennen, jeden Tag. Das fordert geistig sehr. Man darf im Kopf nicht müde werden.

Sie sind als Sieger der einzigen Kombinatio­n erstmals Favorit bei einer WM. Ist das gut so? Ich bin Favorit? Ich habe mich damit noch gar nicht beschäftig­t, wenn ich ehrlich bin. Aber logisch ist der Sieg immer das Ziel, nach dem Erfolg in Wengen werden das einige auch erwarten. Aber so richtig tangieren tut mich das nicht. Ich sage mir ja selbst nicht, dass ich gewinnen muss. Obwohl der Fokus natürlich voll darauf gerichtet ist.

Apropos Sieg: Zeit zum Feiern bleibt ja nie. Oder? Man sitzt schon zusammen mit dem Team und der Familie, wenn man nach Hause

kommt. Während der Saison kostet das Feiern zu viel Energie. Aber wer weiß: Vielleicht bleiben wir nach dem Weltcupfin­ale in Andorra eine Nacht länger in Barcelona.

Bei aller Liebe zur Kombinatio­n – der Slalom bleibt aber die Lieblingsd­isziplin? Ja, ganz sicher. Es ist zwar immer wieder cool, wenn ich auf eine Abfahrt komme, wenn es pfeift im Helm, aber der Slalom bleibt die Nummer eins.

Wären Sie gerne ein „echter“Allrounder? Das geht sich nicht aus, das schafft keiner. Auch Alexis

Pinturault fährt nur ausgewählt­e Super-Gs.

Wäre der Gesamtwelt­cup kein Thema? Marcel Hirscher hat gezeigt, dass man den auch mit zwei Diszipline­n schaffen kann. Aber was ich dann fahren würde, überlege ich mir, wenn es so weit ist.

Die WM ist in Schweden. Bekommt man was mit vom Land? Wenig. Ich mag Zimtschnec­ken. Und Fisch. Ich sehe viel Natur, wenn ich aus dem Fenster schaue. Das mag ich auch. Für mehr Schweden bleibt keine Zeit. Leider.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria