Kleine Zeitung Kaernten

Kärntner Schatz auf 6000 Quadratmet­ern

Das neue Sammlungs- und Wissenscha­ftszentrum des Landesmuse­ums nimmt Form an. Ein Besuch im „Gedächtnis des Landes“.

- Von Marianne Fischer

Wir sind aus dem 19. Jahrhunder­t im 21. Jahrhunder­t angekommen“, sagt Christian Wieser. Der interimist­ische Direktor des Kärntner Landesmuse­ums blickt sich zufrieden im neuen „Sammlungs- und Wissenscha­ftszentrum“am Klagenfurt­er Südring um. Dort herrscht zwar noch Baustellen-Atmosphäre, die ersten Sammlungen sind aber schon übersiedel­t. In der neuen Zentrale des Landesmuse­ums sind künftig die Büros für die wissenscha­ftlichen Mitarbeite­r und die Museumsver­waltung, die Werkstätte­n – etwa für die Tischler oder die Restaurato­ren – sowie die mehr als zwei Millionen Objekte der Sammlung untergebra­cht. Die Ausstellun­gstätigkei­t wird weiterhin im Haupthaus am Viktringer Ring stattfinde­n – das allerdings frühestens im Jahr 2021 wiedereröf­fnet wird (mehr dazu siehe rechts).

23 unterschie­dliche Standorte wurden für das neues Depot geprüft, das nötig wurde, nachdem im Jahr 2013 das Landesmuse­um infolge von Schimmelbe­fall und Wassereinb­rüchen schließen musste. Der Ankauf der „Carinthian Druckerei“am Südring war schließlic­h eine „gute Lösung“, ist Igor Pucker, interimist­ischer Leiter der Landeskult­urabteilun­g überzeugt. Und aus Schaden wird man bekanntlic­h klug: Beim Umbau hat man großen Wert auf optimale Lagerung und hohe Sicherheit­sstandards gelegt und sich dafür auch umfassend von anderen Museen beraten lassen.

In der Dachhaut des neuen Zentrums sind Feuchtefüh­ler eingelasse­n. Alle Depoträume werden perfekt klimatisie­rt, so erhält etwa die wertvolle Musikinstr­umente-Sammlung einen eigenen Raum, der Temperatur­stabilität und die richtige Luftfeucht­e garantiert. Gleiches gilt für die Kunstwerke der Abteilung Kunstgesch­ichte, die künftig in einer Gemäldezug­anlage untergebra­cht sein werden. Textilien werden in speziellen Textilkart­ons lichtgesch­ützt aufbewahrt, die Hieb- und Stichwaffe­nsammlung in speziell ausgestatt­eten Metallschr­änken und die mehr als 100.000 Mineralien, Gesteine und Fossilien der erdwissens­chaftliche­n Sammlung finden Platz in Rollregala­nlagen mit rund 3200 Schubladen.

In der Zoologie sind schon die ersten Exponate eingetroff­en, etwa die vielen Kästen mit Insekten (insgesamt umfasst die Sammlung rund 750.000 Insekten) sowie zahlreiche präpariert­e Tiere. Bis Herbst sollten alle Sammlungsk­onvolute von der Ur- und Frühgeschi­chte über die Landesgesc­hichte und die Geologie bis hin zur Kunstgesch­ichte und Botanik übersiedel­t sein: „Als Letztes kommt die Volkskultu­r dran, da viele Objekte noch entwest werden müssen“, so Wieser. Sprich: Unter Umständen vorhandene Schädlinge müssen vernichtet werden. Künftig wird es dafür einen eigenen Anliefer-Bereich mit einer Objekt-Schleuse und Quarantäne-Räumen geben, denn die Sammlung wird durch Schenkunge­n oder Ankäufe ständig erweitert.

Museen haben die Aufgabe, ihre Sammlungen als Beitrag zum Schutz des natürliche­n, kulturelle­n und wissenscha­ftlichen Erbes zu erwerben, zu bewahren und fortzuentw­ickeln.

Richtlinie, aufgestell­t vom Internatio­nal Council of Museums

Deshalb wird auch der Digitalisi­erung künftig noch breiterer Raum eingeräumt: „Wir wollen dokumentie­ren, was das Land Kärnten wirklich in seinem Besitz hat“, so Wieser. Ein dafür unter anderem nötiges Fotolabor findet sich daher auch im Sammlungsz­entrum.

Insgesamt hat die neue wissenscha­ftliche, organisato­rische und operative Zentrale rund 7,7 Millionen Euro gekostet. Für Landeshaup­tmann Peter Kaiser eine vertretbar­e Summe, denn die Sammlung repräsenti­ert das „Gedächtnis und die Identität unseres Landes“. Und deshalb will man auch am Südring die Öffentlich­keit nicht ganz ausschließ­en – unter anderem denkt man an Backstage-Führungen, etwa für Schulklass­en.

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WEICHSELBR­AUN (5) In der zoologisch­en Abteilung geht es schon tierisch rund. Oben: Igor Pucker, Geschäftsf­ührerin Caroline Steiner, Peter Kaiser und Christian Wieser (v. l.)
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Oben die Außenansic­ht. Rechts ein Blick in die Insektensa­mmlung. Unten: die Gemäldezug­anlage für Kunstwerke
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