Kleine Zeitung Kaernten

Die unglaublic­hen fünf Gründe

über die Speed-Bewerbe der Ski-WM in Åre und große Persönlich­keiten

- ANALYSE

Fritz Strobl

Es gibt ein Wort, das viele Dinge rund um die WMAbfahrte­n in Åre auf den Punkt bringt: unglaublic­h. Aus fünf Gründen.

1.

Die Überraschu­ng, dass es bei so schlechter Vorhersage, Wind, Nebel und Schneefall und nach so vielen Verschiebu­ngen noch ein Rennen gab bei den Herren. Und ein wenig auch, dass die DamenWeltm­eisterin und der Herren-Weltmeiste­r zusammen nicht einmal auf die Siegerzeit in Wengen kommen.

Aber wie sage ich immer: Wenn man für eine halbe Abfahrt den gleichen Erfolg einfahren kann, habe ich nichts dagegen.

2.

Wir haben nun seit 16 Jahren keine WM-Goldene mehr in der Abfahrt. Und das, obwohl wir heuer die größten Chancen seit Langem hatten, wenn man ehrlich ist. Und man schon sagen muss, dass Vincent Kriechmayr mit seinen zwei Medaillen gezeigt hat, was er draufhat. Auch wenn noch mehr möglich gewesen wäre, keine Frage: Er kann sich stolz auf die Brust klopfen. Denn es war zwar nicht schwer zu fahren, aber umso schwerer zu gewinnen – und zu Gold hat es bei keinem gereicht. Warum? Weil Åre keine Fehler zulässt. Aber die passierten. Fragt sich nur, wer daran Schuld trägt. Ich sage immer: der, der die Fehler macht.

3.

Wie es die Norweger schaffen, auf den Punkt da zu sein und Gold und Silber abzuholen – und das nach ei- nem Kitzbühel voller Pleiten und Pannen, mit Rücktritt und Handbruch. Ich bin selbst einmal mit so einer Verletzung gefahren, weiß, was Kjetil Jansrud geleistet hat. Und Aksel? Zwei Hundertste­l hinten, das ist ja nichts. Hut ab, dass man beim letzten Rennen so riskiert – bei seiner ersten WM-Goldenen in Åre 2007 war ich ja noch dabei. Damals waren wir Österreich­er in der Abfahrt auch nirgends. Als die WM aus war, hatte ich zwei Medaillen und Österreich war Erster im Medaillens­piegel.

4. Lindsey Vonn schafft es immer wieder, auf sich aufmerksam zu machen. Ich habe mich nach ihrer Brezen im Super-G gefragt, wie das gehen soll. Aber sie hat wieder alles auf den Tisch gelegt, das ist einfach nur gewaltig. Sie ist einfach eine Ausnahmeer­scheinung. Es war ein Genuss, ihr zuzusehen. Was sie für den Sport weltweit getan hat, inklusive amüsanter Eskapaden, ist nicht hoch genug einzuschät­zen. Sie wird auf jeden Fall fehlen und ein Loch hinterlass­en.

5.

Dass unsere Damen ohne Medaille blieben. Vielleicht war die Euphorie nach der gewaltigen Saison und dem ersten Training zu hoch. Gefehlt hat vor allem eines: Glück, denn rein sportlich war es gar nicht so schlecht, zwei vierte Plätze sind einfach bitter. Aber auch aus solchen bitteren Stunden kann man sehr viel lernen.

Fritz Strobl, Olympiasie­ger in der Abfahrt 2002, 9 Weltcupsie­ge.

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