„Jede unbesetzte Stelle schmerzt uns“
Organisationen im Sozialbereich leiden an Mangel an Zivildienern und sind auf der Suche nach Alternativen.
Seit Mitte der 1970er-Jahre haben taugliche Österreicher die Möglichkeit, sich für den mittlerweile neunmonatigen Zivildienst (bis 2006 waren es zwölf Monate) zu melden. Dafür müssen Interessierte nur die Zivildiensterklärung unterzeichnen, in der sie bekannt geben, Waffengewalt abzulehnen. „Bis 1993 war das noch etwas komplizierter. Damals entschied eine Zivildienstkommission darüber“, sagt Ferdinand Mayer, Leiter der Zivildienstserviceagentur im Innenministerium.
Als künftiger Zivildiener kann man seine Wunscheinrichtung vorab bekannt geben. „Das machen die meisten, die wir aufnehmen“, sagt Hansjörg Szepannek von der Diakonie de La Tour, die 59 Stellen anbietet. 20 Prozent bleiben meist aber frei. „Zivildiener leisten einen wertvollen Beitrag. Da schmerzt uns jede unbesetzte Stelle“, sagt Szepannek. Die jungen Männer werden unter Aufsicht für Hilfsarbeiten wie Holund Bringdienste, Einkaufsdienste oder an der Essensausgabe herangezogen. Den Mangel an „Zivis“versucht man mit dem Freiwilligen Sozialjahr auszugleichen, für das sich Frauen und Männer zwischen 17 und 24 Jahren melden können. „Im Schnitt sind es 10 bis 15 Freiwillige. Auch hier haben wir noch Luft nach oben.“
Die Caritas nimmt im April, August und Dezember 78 Zivildiener auf. „Für alle drei Termi- ne suchen wir noch Bewerber“, sagt Verena Petzner von der Caritas. Den Rückgang spüre man derzeit kaum. „Das BMI hat jedoch geburtenschwache Jahre angekündigt“, sagt Petzner.
Das Rote Kreuz verfügt heuer wieder über 290 Plätze. Der April-Termin ist unter anderem aufgrund von Lehrabschlussprüfungen schwieriger zu besetzen. „Von 65 Stellen sind erst 30 vergeben, das ist nicht einmal die Hälfte“, sagt Klaus Pabautz vom Landesverband des Roten Kreuzes. Beim Jänner-Termin sind nur zehn Prozent frei geblieben. Geburtenschwache Jahrgänge und steigende Untauglichkeit treffen das Rote Kreuz hart. „Die Arbeit wird nicht weniger. Die Stunden, die die Zivildiener abdecken würden, müssen kompensiert werden. Das wirkt sich auf die Personalkosten aus“, sagt Pabautz.