Schwedische Hauptstadt
Åre hat nur 1440 Einwohner, aber 32.000 Gästebetten. Von der Entstehung des alpinen Zentrums im Königreich Schweden.
Was der Arlberg für Österreich ist, ist Åre für Schweden: die Wiege des Wintertourismus und des Alpinsports. Die Geburtsstunde des aktuellen WM-Orts schlug zu einer Zeit, da Norwegen und Schweden noch ein Königreich (zusammen mit Südschweden „Tre Kronor“) waren: Im Jahr 1882 ließ der damalige König Oscar II. eine Bahnlinie von Östersund nach Trondheim bauen – und ziemlich in der Mitte lag zwischen einem kleinen See und einem ziemlich mächtig wirkenden Berg der kleine Ort Åre, der damals ebenfalls eine Bahnstation bekam. Und sein erstes Hotel gleich dazu. Am Fuße des für Schweden eindrucksvollen Åreskutan – zwar nur 1420 Meter hoch, aber in einer flachen Landschaft ist auch das beeindruckend – wirkte Åre wie ein Magnet auf die Touristen, die auf den Berg hinaufwollten und daher „Luftgäste“genannt wurden. Es waren Doktoren und Professoren, die vor allem im Sommer nach Jämtland kamen, um die Pflanzenwelt zu studieren, wird erzählt. Dabei rühmt sich die Stadt damit, dass man schon im 12. Jahrhundert die ersten Touristen begrüßte – Pilger auf dem Weg U nach Trondheim. nd dann gab es da einen gewissen Carl Olof Rahm, der sich in den Alpen inspirieren ließ von den damaligen Aufstiegshilfen und mit der Idee zurückkehrte, Åre zum schwedischen Davos zu machen. Zum Treffpunkt für die Schönen und Reichen, allerdings im Winter. 1910 wurde die Åre Bergbana errichtet. Mit dem ursprünglichen Plan, von der Talstation mitten im Ort ganz auf den Berg zu führen. dafür reichte das Geld nicht, weshalb die Bahn schon auf 556 Meter Seehöhe beim Hotell Fjällgården endet – und nie verlängert wurde. Die beiden Wägen – einer blau, einer rot – zählen zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten D des Ortes. och war der Bau der Bahn der Beginn des Wintersports in Schweden, 39 Jahre später gab es den ersten Skilift und auch der Åre Slalomklubb war schnell gegründet. Mit dem Höhepunkt, der alpinen Ski-WM 1954, zu der damals schon 20.000 Schlachten- bummler pilgerten. Sie sahen damals übrigens einen historischen Dreifachsieg der Österreicher – Christian Pravda triumphierte vor Martin Strolz und Ernst Oberaigner. Im Ortszentrum, so meint man, hat sich seither wenig verändert, ein bisschen wirkt Åre wie ein Puppenhaus. Viele kleine, rote Holzhäuschen reihen sich aneinander, ein paar alte Traditionshotels, dazu jede Menge Kaffeehäuser. I n den Siebzigerjahren entstanden außerhalb des Orts erste Bausünden in Form von hässlichen AppartementblöDoch cken, doch im Grunde hat man sich den schwedischen Charme bewahrt. Mit den Orten im Umfeld, Åre Duved und Åre Björnen, kann man immerhin 32.000 Gästebetten bieten. Das Skigebiet wird von Skistar gemanagt, einer Gruppe, die in Skandinavien fünf Skiresorts besitzt und vor zwei Jahren auch in St. Johann/Tirol eingestiegen ist. Geblieben ist aber eines: Nach wie vor genießen viele Stockholmer hier den Winter und die bekannt gute Gastronomie. Jetzt will man, mit der WM als Schuhöffner, auch internationaler werden.