Kleine Zeitung Kaernten

Schwedisch­e Hauptstadt

Åre hat nur 1440 Einwohner, aber 32.000 Gästebette­n. Von der Entstehung des alpinen Zentrums im Königreich Schweden.

- Von Michael Smejkal und Michael Schuen aus Åre

Was der Arlberg für Österreich ist, ist Åre für Schweden: die Wiege des Wintertour­ismus und des Alpinsport­s. Die Geburtsstu­nde des aktuellen WM-Orts schlug zu einer Zeit, da Norwegen und Schweden noch ein Königreich (zusammen mit Südschwede­n „Tre Kronor“) waren: Im Jahr 1882 ließ der damalige König Oscar II. eine Bahnlinie von Östersund nach Trondheim bauen – und ziemlich in der Mitte lag zwischen einem kleinen See und einem ziemlich mächtig wirkenden Berg der kleine Ort Åre, der damals ebenfalls eine Bahnstatio­n bekam. Und sein erstes Hotel gleich dazu. Am Fuße des für Schweden eindrucksv­ollen Åreskutan – zwar nur 1420 Meter hoch, aber in einer flachen Landschaft ist auch das beeindruck­end – wirkte Åre wie ein Magnet auf die Touristen, die auf den Berg hinaufwoll­ten und daher „Luftgäste“genannt wurden. Es waren Doktoren und Professore­n, die vor allem im Sommer nach Jämtland kamen, um die Pflanzenwe­lt zu studieren, wird erzählt. Dabei rühmt sich die Stadt damit, dass man schon im 12. Jahrhunder­t die ersten Touristen begrüßte – Pilger auf dem Weg U nach Trondheim. nd dann gab es da einen gewissen Carl Olof Rahm, der sich in den Alpen inspiriere­n ließ von den damaligen Aufstiegsh­ilfen und mit der Idee zurückkehr­te, Åre zum schwedisch­en Davos zu machen. Zum Treffpunkt für die Schönen und Reichen, allerdings im Winter. 1910 wurde die Åre Bergbana errichtet. Mit dem ursprüngli­chen Plan, von der Talstation mitten im Ort ganz auf den Berg zu führen. dafür reichte das Geld nicht, weshalb die Bahn schon auf 556 Meter Seehöhe beim Hotell Fjällgårde­n endet – und nie verlängert wurde. Die beiden Wägen – einer blau, einer rot – zählen zu den meistfotog­rafierten Sehenswürd­igkeiten D des Ortes. och war der Bau der Bahn der Beginn des Winterspor­ts in Schweden, 39 Jahre später gab es den ersten Skilift und auch der Åre Slalomklub­b war schnell gegründet. Mit dem Höhepunkt, der alpinen Ski-WM 1954, zu der damals schon 20.000 Schlachten- bummler pilgerten. Sie sahen damals übrigens einen historisch­en Dreifachsi­eg der Österreich­er – Christian Pravda triumphier­te vor Martin Strolz und Ernst Oberaigner. Im Ortszentru­m, so meint man, hat sich seither wenig verändert, ein bisschen wirkt Åre wie ein Puppenhaus. Viele kleine, rote Holzhäusch­en reihen sich aneinander, ein paar alte Traditions­hotels, dazu jede Menge Kaffeehäus­er. I n den Siebzigerj­ahren entstanden außerhalb des Orts erste Bausünden in Form von hässlichen Appartemen­tblöDoch cken, doch im Grunde hat man sich den schwedisch­en Charme bewahrt. Mit den Orten im Umfeld, Åre Duved und Åre Björnen, kann man immerhin 32.000 Gästebette­n bieten. Das Skigebiet wird von Skistar gemanagt, einer Gruppe, die in Skandinavi­en fünf Skiresorts besitzt und vor zwei Jahren auch in St. Johann/Tirol eingestieg­en ist. Geblieben ist aber eines: Nach wie vor genießen viele Stockholme­r hier den Winter und die bekannt gute Gastronomi­e. Jetzt will man, mit der WM als Schuhöffne­r, auch internatio­naler werden.

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SCHUEN (2) Die Åre Bergbana – der Beginn des Wintertour­ismus in Åre
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APA Der Gipfel des Åreskutan – dank Wind und niedriger Temperatur­en oft mit bizarren Eis- und Schneeskul­pturen der Natur
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GEPA Typisch für Åre: die roten Hotel-Appartemen­ts nahe dem WM-Ziel
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 ??  ?? Eines der großen Traditions­hotels im Ortskern
Eines der großen Traditions­hotels im Ortskern
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GEPA Kaffee gibt es auch am Berg – unter viel Eis

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