Kleine Zeitung Kaernten

Merkels Ex-Chefspion auf Österreich-Mission

Fritsche soll dem BVT helfen. Er gilt als schlauer Strippenzi­eher.

- Thomas Macher

Wer sein halbes Arbeitsleb­en unter Spionen verbringt, lernt mit Gefahren richtig umzugehen: „Ich bin froh, 21 Jahre als politische­r Beamter überlebt zu haben“, sagte Klaus-Dieter Fritsche zu Journalist­en, als er sich im Vorjahr als Deutschlan­ds Staatssekr­etär für Geheimdien­ste in die Pension verabschie­dete. Sein Überlebens­instinkt könnte dem 65-Jährigen helfen, wenn er nun als externer Experte mithelfen soll, das von Affären gebeutelte österreich­ische Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) zu reformiere­n. Doch Fritsche ist nicht nur Überlebens­künstler; jahrzehnte­lang war der CSU-Mann Stratege und Strippenzi­eher unter wechselnde­n Innenminis­tern. Der „Tagesspieg­el“in Berlin nannte den Bamberger das „Mastermind der deutschen Sicherheit­sarchitekt­ur“. Für die Nachrichte­ndienste unserer Nachbarn arbeitete Fritsche ab 1996. Zunächst als Vizepräsid­ent des Bundesamts für Verfassung­sschutz, später dann als Staatssekr­etär im Innenminis­terium. In dieser Zeit gelang es ihm, Vertraute in Chefposten bei Polizei und Nachrichte­ndiensten zu hieven. 2014 wurde der Netzwerker selbst befördert: Angela Merkel setzte ihn auf den neu geschaffen­en Posten des Staatssekr­etärs für Geheimdien­ste im Kanzleramt.

Nur einmal verursacht­e der sonst so trittsiche­re Fritsche Wirbel auf dem politische­n Parkett. Im NSU-Ausschuss des Deutschen Bundestags wehrte er sich gegen „beißende Kritik, Hohn und Spott über einen ganzen Berufszwei­g von Polizisten und Verfassung­sschützern“. Der Ausschuss untersucht­e das Fehlverhal­ten von Bundesbehö­rden bei den Ermittlung­en gegen die neonazisti­sche Terrorgrup­pe.

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