Merkels Ex-Chefspion auf Österreich-Mission
Fritsche soll dem BVT helfen. Er gilt als schlauer Strippenzieher.
Wer sein halbes Arbeitsleben unter Spionen verbringt, lernt mit Gefahren richtig umzugehen: „Ich bin froh, 21 Jahre als politischer Beamter überlebt zu haben“, sagte Klaus-Dieter Fritsche zu Journalisten, als er sich im Vorjahr als Deutschlands Staatssekretär für Geheimdienste in die Pension verabschiedete. Sein Überlebensinstinkt könnte dem 65-Jährigen helfen, wenn er nun als externer Experte mithelfen soll, das von Affären gebeutelte österreichische Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) zu reformieren. Doch Fritsche ist nicht nur Überlebenskünstler; jahrzehntelang war der CSU-Mann Stratege und Strippenzieher unter wechselnden Innenministern. Der „Tagesspiegel“in Berlin nannte den Bamberger das „Mastermind der deutschen Sicherheitsarchitektur“. Für die Nachrichtendienste unserer Nachbarn arbeitete Fritsche ab 1996. Zunächst als Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, später dann als Staatssekretär im Innenministerium. In dieser Zeit gelang es ihm, Vertraute in Chefposten bei Polizei und Nachrichtendiensten zu hieven. 2014 wurde der Netzwerker selbst befördert: Angela Merkel setzte ihn auf den neu geschaffenen Posten des Staatssekretärs für Geheimdienste im Kanzleramt.
Nur einmal verursachte der sonst so trittsichere Fritsche Wirbel auf dem politischen Parkett. Im NSU-Ausschuss des Deutschen Bundestags wehrte er sich gegen „beißende Kritik, Hohn und Spott über einen ganzen Berufszweig von Polizisten und Verfassungsschützern“. Der Ausschuss untersuchte das Fehlverhalten von Bundesbehörden bei den Ermittlungen gegen die neonazistische Terrorgruppe.