„Der Schmerz der Opfer wurde versteckt“
Eine von einem Priester vergewaltigte Ex-Nonne fragt, warum die Kirche ihr nicht geglaubt hat.
Ob ein weltlicher Großkonzern es überlebt hätte, wenn er über Jahre systematisch Kindesmissbrauch in seinem Unternehmen vertuscht und Täter an einen anderen Ort versetzt hätte? Kein Konzern hätte dies überlebt. Die Kirche hat. Eine Kirche, die „über die Täter hinaus institutionell Verantwortung für das Missbrauchsgeschehen trägt“, wie die Deutsche Bischofskonferenz bekennt. Wie auch der Papst mit der Missbrauchskonferenz kommende Woche gegen das Schweigen vorgeht. Ein bislang beispielloser Versuch, um ein beispielloses Verbrechen des strukturellen Vertuschens offenzulegen. Eine Kampfansage des Papstes, die jahrzehntelang nicht erfolgte, weil die Kirche wie ein Konzern ohne Moral agierte, einzig der Maxime folgend, den eigenen Ruf zu schüt- zen. Die Opfer, ihr Leid spielten keine Rolle. Franziskus sagt es schnörkellos: „Der Schmerz der Opfer wurde versteckt und zum Schweigen gebracht.“Wie auch bei jener Theologin, die als junge Nonne in Vorarlberg von einem Priester vergewaltigt wurde. Und die von Kardinal Schönborn auf ihre Frage, warum ihr niemand geglaubt habe, erstmals die Antwort bekam: „Ich glaube Ihnen.“Wie er auch bekannte, dass das Ziel nun sei, „alle auf den gleichen Bewusstseinsstand zu bringen“.
Was ist das für eine Kirche? Eine Frage, die die missbrauchte Ex-Nonne an Schönborn stellte und mit ihr weltweit Zehntausende misshandelte, traumatisierte Kinder. Franziskus hat den Medien gedankt, weil sie den Opfern eine Stimme gaben. Weit wichtiger ist, dass er ihnen eine Stimme gibt. Vielleicht liest ja auf der Missbrauchskonferenz ein Kardinal aus Matthäus 18,6 vor. Da heißt es, dass es für den, der einem Kind etwas antut, besser wäre, er würde mit einem Mühlstein um den Hals in der Tiefe des Meeres versenkt.