Kleine Zeitung Kaernten

„Wer an die Grenzen denkt, verliert den Moment!“

Ex-Skirennläu­fer Kilian Albrecht ist Manager von Mikaela Shiffrin und Ilka Stuhec. Ein Gespräch über Shiffrin, den Weltcup und Querköpfe.

- Von Michael Schuen aus Åre

Herr Albrecht, warum hat sich Ihr Schützling Mikaela Shiffrin wirklich KombiGold entgehen lassen?

KILIAN ALBRECHT: Das verwechsel­n viele. Es gibt kein Gold zum Abholen. Eine Kombinatio­n, die kostet viel Energie. Und die wollte sie sparen, sich in Trysil auf die technische­n Bewerbe vorbereite­n.

Sie hat dafür auch Kritik geerntet, etwa von Lindsey Vonn, der Rekordjäge­rin.

Aber Mikaela hat doch immer gesagt, dass Rekorde nicht ihr Fokus sind. Für sie geht es darum, gut vorbereite­t zu sein. Dann hat sie Selbstvert­rauen und fährt auch gut.

Wie gefällt Ihnen die WM? Weil Ihr Schützling Ilka Stuhec Abfahrts-Gold hat, wohl gut?

Na ja, Åre ist ja schön, aber die Speedbewer­be waren schwierig. Oft sind sie ja hier noch nicht die ganze Strecke gefahren. Aber sie haben alles durchgemac­ht gedrückt. Und was die Zuschauer betrifft: Wenn man viele will, muss man woanders fahren. Österreich, Schweiz, Deutschlan­d. Oder den USA.

Den USA?

Klar: In Vermont waren zwei Mal 18.000 Fans bei den Rennen, das sind mehr als in Flachau. Und in Beaver Creek waren auch immer viele Fans. Nicht vergessen: In den USA gibt es mindestens so viele Leute, die Skifahren interessie­rt, wie in Österreich, nur sind das prozentuel­l halt wenige.

Das heißt, die Vermarktun­g von Mikaela Shiffrin läuft?

Mikaela hat auf ihren SocialMedi­a-Kanälen mit Abstand am meisten Follower aus den USA, dann kommt Italien und dann erst Österreich. Aber klar: In den USA gibt es einmal die großen Sportarten und dann die olympische­n. Alle vier Jahre ist Skifahren interessan­t.

Inwieweit hat Lindsey Vonn den Markt geöffnet?

Was sie für den Skisport geleistet hat, ist gewaltig. Die ganze PR, die sie abseits des Skisports hat, ist gut für den Sport, nicht nur in den USA.

Was sagen Sie als Manager: Wird der Weltcup gut vermarktet?

Der wird sicher unter Wert verkauft. Aber das ist eine politische Angelegenh­eit. Zu viele können mitreden, statt dass eine Spezialgru­ppe das in die Hand nimmt und durchzieht, ohne fragen zu müssen. Und deshalb ist es aufgrund verschiede­ner Interessen immer ein Kompromiss.

Seit zehn Jahren redet man die Kombinatio­n schlecht, aber man hat weder was verbessert noch sie abgeschaff­t. Und mit den Parallelre­nnen ging man zum Testen in den Weltcup. Wenn du in der Wirtschaft mit einem unausgerei­ften Produkt auf den Markt gehst, fährst du in zwei Monaten an die Wand. Keiner kennt sich da aus, das muss sich ändern. Dabei ist das Produkt ja gar nicht schlecht.

Sind Sie als Manager Kämpfer für den Athleten?

Das musst du sein. Aber ich empfehle allen, nicht so zu sein, wie ich es war. Das kostet zu viel Energie. Ich würde keinen, der mit dem Verband um Sponsoren streitet, den Gang vors Gericht empfehlen. Das kannst du nur, wenn du eine große Nummer bist, dann hast du einen Hebel. Aber: Steter Tropfen höhlt den Stein ...

Dabei wollten Sie ursprüngli­ch gar nicht im Skisport bleiben.

Es ist aber der Bereich, in dem ich mich am besten auskenne. Ich weiß, welche Fehler man nicht machen darf. Oft reicht es, zu verhindern, dass meine Schützling­e dasselbe machen.

Einmal noch zu Mikaela Shiffrin: Wo liegt ihre Grenze?

Wer so denkt, hat schon verloren! Wenn man daran denkt, wo es hinführen kann, verliert man die Gegenwart. Es klingt trocken, aber: Sie macht ihren Job. Und den will sie so gut wie möglich machen. Aber sie kann schon besser abschalten.

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GEPA (2) Kilian Albrecht mit seinen erfolgreic­hen Schützling­en Ilka Stuhec (links) und Mikaela Shiffrin

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