Kleine Zeitung Kaernten

Nur gegen Hirscher wäre er chancenlos

Ingemar Stenmark, lebende Legende, ist wieder in aller Munde. Weil sein Rekord von 86 Siegen im Weltcup weiter Bestand hat.

- Von Michael Schuen aus Åre

Rank und schlank ist Ingemar Stenmark auch mit 62 Jahren. „Aber es liegt nur an meinen Genen, dass ich so dünn bin. Keinesfall­s daran, dass ich nach wie vor ein Athlet wäre“, sagt er und beinahe umspielt ein Lächeln die Lippen des Schweden. Man spürt, dass er an sich lieber nicht hier wäre, wo ihm so viele Kameras gegenübers­tehen, wo ihm so viele Mikrofone vors Gesicht gehalten werden. Der „Schweiger aus Tärnaby“, wie er schon in seiner aktiven Zeit genannt wurde, mag das Reden nach wie vor nicht sonderlich. „Wenn ich heute fahren müsste, würde ich das alles nicht aushalten. Den Druck und die vielen Medien. Die Läufer müssen ja vor dem Rennen Interviews geben, dann zwischen den Läufen und nach den Rennen sowieso. Und dann auch noch bei Siegerehru­ng und Startnumme­rnauslosun­g. Mir wäre das eindeutig zu viel ge- wesen“, erklärt er. Und man mag es ihm glauben. Dabei strengt er sich wirklich an, ist freundlich, bemüht – aber er bleibt halt Stenmark.

Dass sein Rekord – unglaublic­he 86 Siege im Weltcup – nach wie vor in aller Munde ist, dass er nach wie vor von allen angesproch­en wird, daran hat er sich gewöhnt. „Es ist doch fein, darüber zu plaudern. Er bringt mir Publicity. Als Lindsey jetzt knapp dran war, stand ich wieder in allen Zeitungen, sogar in Los Angeles war über mich zu lesen“, sagt er, fügt aber im selben Atemzug an: „Aber mir ist er herzlich egal. Weil man das alles nicht vergleiche­n kann. Das ist nicht wie beim Stabhochsp­ringen.“

Stenmark, der selbst kaum noch Ski fährt („Der Rücken ...“) würde sich auch nicht mit den jetzigen Stars vergleiche­n. „Gegen Marcel Hirscher hätte ich keine Chance. Auch wenn ich lieber mit den heutigen Ski fahren würde als mit unseren. Die waren lang und gerade und gingen nicht um die Kurve. Und die Pisten, die

waren auch viel schlechter. Wir sind noch durch richtige Löcher gefahren“, erklärt er. Hirscher, den mag Stenmark. „Er hat alles. Die Physis, aber auch das Mentale. Er schlägt zurück, wenn der erste Lauf nicht gut war. Und gewinnt er einmal nicht, hat er keinen Stress, sondern siegt einfach im nächsten Rennen wieder.“Und dass er sich in Åre zwei WM-Titel holt, scheint für ihn klar: „Gut, der Hang ist flach, das kann auch unserem Andre Myhrer liegen. Und bei einer WM kann immer alles passieren. Aber ich glaube schon, dass er es macht!“

Den Weltcup, den verfolgt er nach wie vor liebend gerne, „aber nicht alle Rennen“, wie der Familienva­ter sagt. Was er ändern würde? „Gar nicht viel. Kitzbühel funktionie­rt ja, es kommt nur darauf an, wo man fährt.“Und doch hat er eine Anregung: „Die Tore beim Paralllelb­ewerb müssen wie Snowboardt­ore sein, sonst sind die Großen im Vorteil. Mich hätte es beim Blocken umgeworfen!“

 ?? GEPA ?? Immer noch Zug am Ski: Stenmark beim Legendenre­nnen in Åre
GEPA Immer noch Zug am Ski: Stenmark beim Legendenre­nnen in Åre
 ?? APA ?? Skilegende Ingemar Stenmark beneidet die Skiasse von heute nicht. Dem Schweden wäre der ganze Rummel viel zu viel
APA Skilegende Ingemar Stenmark beneidet die Skiasse von heute nicht. Dem Schweden wäre der ganze Rummel viel zu viel

Newspapers in German

Newspapers from Austria