Zwei Mal große Verblüffung
Letztens hatten wir Besuch von drei Studentinnen, die Näheres über die Arbeit in einem Kulturressort erfahren wollten. Eine davon fragte: „Warum sind die Spalten in Ihrer Zeitung eigentlich so schmal? Dadurch gibt es ja so viele Wortabteilungen, und die Texte sind dementsprechend schwer zu lesen!“
Ich versuchte es zu erklären – unter anderem mit Layoutstandards, größeren und kleineren Zeitungsformaten oder Untersuchungen von Leseverhalten, etwa durch Eye-Tracking (Analysen von Blickbewegungen auf den Seiten via Spezialbrillen).
Erst später schoss es mir ein: Die junge Frau hatte diese mich verblüffende Frage gestellt, weil sie schlicht und einfach gar keine Zeitung mehr liest, sondern nur noch Onlinemedien, in denen Spaltenbreite kein Thema ist.
V or rund 15 Jahren prognostizierte man auch in Medienhäusern das „papierlose Büro“. Bis dato ist noch das Gegenteil der Fall, bei meiner Nachbarin etwa türmt sich der „clean desk“oft einen halben Meter hoch.
Kürzlich war ich in einem Büro von Jungdesignern, die auch schöne Printprodukte wie Weinetiketten oder Bücher gestalten. Auf ihren Schreibtischen aber: vier Apple iMac Pro. Und sonst? Nix! Verblüffend! Kein Kuli! Kein Block! Kein Post-it! Nicht ein Futzerl Papier! Generation D.
D wie digital.