Kleine Zeitung Kaernten

Zwei Mal große Verblüffun­g

- Michael Tschida michael.tschida@kleinezeit­ung.at Über die Generation D

Letztens hatten wir Besuch von drei Studentinn­en, die Näheres über die Arbeit in einem Kulturress­ort erfahren wollten. Eine davon fragte: „Warum sind die Spalten in Ihrer Zeitung eigentlich so schmal? Dadurch gibt es ja so viele Wortabteil­ungen, und die Texte sind dementspre­chend schwer zu lesen!“

Ich versuchte es zu erklären – unter anderem mit Layoutstan­dards, größeren und kleineren Zeitungsfo­rmaten oder Untersuchu­ngen von Leseverhal­ten, etwa durch Eye-Tracking (Analysen von Blickbeweg­ungen auf den Seiten via Spezialbri­llen).

Erst später schoss es mir ein: Die junge Frau hatte diese mich verblüffen­de Frage gestellt, weil sie schlicht und einfach gar keine Zeitung mehr liest, sondern nur noch Onlinemedi­en, in denen Spaltenbre­ite kein Thema ist.

V or rund 15 Jahren prognostiz­ierte man auch in Medienhäus­ern das „papierlose Büro“. Bis dato ist noch das Gegenteil der Fall, bei meiner Nachbarin etwa türmt sich der „clean desk“oft einen halben Meter hoch.

Kürzlich war ich in einem Büro von Jungdesign­ern, die auch schöne Printprodu­kte wie Weinetiket­ten oder Bücher gestalten. Auf ihren Schreibtis­chen aber: vier Apple iMac Pro. Und sonst? Nix! Verblüffen­d! Kein Kuli! Kein Block! Kein Post-it! Nicht ein Futzerl Papier! Generation D.

D wie digital.

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