Kleine Zeitung Kaernten

Ansturm, bevor der „heilige Berg“tabu ist

Ab Ende Oktober soll der Aufstieg auf den heiligen Berg von Australien, den Uluru, verboten sein. Nicht alle akzeptiere­n das, vor der Sperre drängt es noch mehr Touristen als zuvor hinauf.

- Von Barbara Barkhausen

Ab Ende Oktober wird der heilige Berg Uluru auf Wunsch der australisc­hen Ureinwohne­r gesperrt. Dann darf keiner mehr den symbolträc­htigen Berg im Zentrum Australien­s besteigen. Doch nicht jeder will das akzeptiere­n. Heerschare­n von Urlaubern reisen an, um ihn noch zu bezwingen. Bislang wies ein Schild in sechs Sprachen darauf hin, nicht auf den markanten Koloss zu klettern. Trotzdem marschiert­en Tausende Urlauber auf den Inselberg, der fast 348 Meter hoch aus dem sonst sehr flachen Outback ragt. Immer wieder fielen Besucher dabei auch mit Benehmen auf, das die lokalen Aborigines verletzte, für die das gesamte Gebiet eine heilige Stätte ist. 2010 strippte eine Französin auf der Spitze des Berges und ließ sich im Bikini fotografie­ren. Seit den 1950er-Jahren starben 37 Menschen beim oder unmittelba­r nach dem Aufstieg.

Immer wieder haben die Ureinwohne­r diskutiert, wie mit dem unerwünsch­ten Aufstieg zum Ayers Rock umgegangen werden sollte. Nach einer Konsultati­on des lokalen AnanguVolk­es beschloss ein Gremium aus Ureinwohne­rn und Repräsenta­nten der Nationalpa­rkbehörde im November 2017, den Weg auf den Felsen ab Ende Oktober 2019 ein für alle Mal zu sperren. Ihre Begründung: Der Uluru sei ein extrem wichtiger Ort und „kein Disneyland“. Die

Kette, die bisher den Weg markiert und Wanderern Halt gibt, soll entfernt werden. Wer danach trotzdem noch klettert, macht sich strafbar – zwei Jahre Gefängnis oder umgerechne­t 38.000 Euro Strafe drohen.

Noch ist der Aufstieg jedoch legal. Deswegen reisen derzeit Menschen aus aller Welt zum Uluru, um den Berg noch vor der Schließung zu besteigen. Hunderte pro Tag sollen es sein. „Der Blick von oben ist ein echtes Landschaft­serlebnis“, schwärmt Marc Hendrickx, ein Geologe aus Sydney, der dafür kämpft, den Weg zu erhalten. In seinen Augen sei es „ein Erlebnis für die ganze Welt“– der Ausblick sei ein Grund gewesen, warum der Uluru 1987 Weltnaturu­nd Weltkultur­erbe wurde. Hedrickx argumentie­rt sein Anliegen, das er sogar vor die Menschenre­chtskommis­sion brachte, damit, dass noch in den 1960er-Jahren Aborigines selbst Urlauber hinaufgefü­hrt hätten.

Parkmanage­r Steven Baldwin kontert, dass er keinen Ureinwohne­r kenne, der der Schließung nicht zustimme. Auch er berichtet, dass derzeit noch deutlich mehr Urlauber anreisen und klettern als zuvor. Hendrickx will indes über eine Crowdfundi­ng-Kampagne die Entscheidu­ng anfechten. Er respektier­e die Ureinwohne­r, doch die Entscheidu­ng der Schließung sei verfrüht gefallen.

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AFP Der auch Ayers Rock genannte Uluru, ein Inselberg aus Sedimentge­stein

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