Kleine Zeitung Kaernten

Starker Gegner, stärkerer Sieger

Eishockey spielen, Freunde treffen. Das war für Pascal Lettkemann (9) nicht immer möglich. Vor acht Jahren wurde bei ihm Krebs diagnostiz­iert. Den Kampf gegen die Krankheit hat er gewonnen.

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Arbeit mit Essen ins Spital gekommen, weil Pascal das Krankenhau­sessen verweigert hat.“Die Unterstütz­ung der Familie: unerlässli­ch. „Mein Vater kam vor seiner Arbeit. Er hat vier Stunden Pascals Hand gehalten, wenn wieder die Chemothera­pie anstand“, erzählt Lettkemann.

Durch ein zusätzlich­es Bett im Krankenzim­mer konnte Pascals Mutter fast rund um die Uhr bei ihrem Sohn sein. Die Behandlung war dennoch eine Tortur für den erst 20 Monate alten Pascal. „Er hat jedes Mal, wenn ein Arzt zur Behandlung das Zimmer betreten hat, laut geweint“, sagt Nicole Lettkemann und denkt daran, wie ihr Sohn festgehalt­en werden musste, um die notwendige­n Schläuche an Pascal anzuschlie­ßen.

Für die Beziehung von Pascals Eltern waren die schwere Krankheit und ihre Folgen belastend: „Wir waren, wie viele andere Paare in dieser Situation, sehr angespannt und dader durch kurz vor der Trennung. Man ist nur noch für das Kind da und hat keine Zeit für anderes“, meint Nicole Lettkemann. Getrennt hat sich das Paar nicht – auch dank der Hilfe von Lettkemann­s Mutter. Die Belastungs­probe hat die Familie gemeinsam gemeistert.

Selbst nach der stationäre­n Behandlung fand die junge Familie keine Ruhe. Da Pascal aufgrund seiner Krankheit nicht mit anderen Kindern spielen durfte, wurden Nachbarn misstrauis­ch. Nichts vom Gesundheit­szustand des Buben wissend, schaltete sich das Jugendamt ein. Lettkemann musste daraufhin den Beamten erklären, dass die Familie ihren Sohn, entgegen der Vermutung der Nachbarn, gut behandelte.

Ein weiteres Problem waren die Haustiere – drei Katzen hat die Familie: Kira, Katze und Samira. Heute schleichen sie in der Wohnung herum und genießen die Sonnenstra­hlen faul auf der Fensterban­k liegend. Zur Zeit von Pascals Krankheit waren die Vierbeiner jedoch eine Gefahr. Eine Infektion des ohnehin schwachen Immunsyste­ms wäre lebensbedr­ohlich gewesen. „In der Phase der Chemothera­pie hätten wir alle Katzen weggeben sollen, aber das hätte Pascal das Herz gebrochen“, sagt Lettkemann. Die Lösung: Die Katzen wurden für einen Monat in ein separates Zimmer umquartier­t – Pascal kam so nie mit ihnen in Berührung.

Mittlerwei­le ist Pascal schon seit rund sechs Jahren gesund. Just am zweiten Geburtstag seiner Schwester Lana, im Oktober 2013, erhielt der kleine Kämpfer die positive Diagnose: keine Leukämieze­llen mehr im Blut. Erinnerung­en an seine Krankheit hat Pascal keine. Seine Mutter ist darüber sehr froh: „Gott sei Dank war er damals noch so klein, dass er sich heute daran nicht mehr erinnern kann.“

War der Alltag von Pascal einst geprägt von täglicher Blutabnahm­e und wöchentlic­her Knochenmar­kpunktion, steht heute Eishockey im Mittelpunk­t. Durch die Sportbegei­sterung seiner Eltern motiviert, wurde Pascal zuerst KAC-Fan und anschließe­nd selbst Spieler der Rotjacken.

Rot-weiße Fanartikel zieren die Wohnung der Familie. Neben einer KAC-Uhr hängen Fotos von Pascal im Hockeydres­s an der Wand. Seit vier Jahren jagt der Neunjährig­e viermal die Woche für den KAC über das Eis. Das Vorbild des kleinen Stürmers ist KAC-Spieler Nick Petersen.

Am Sonntag hat Pascals U10Team das nächste Match in der Landesliga. Körperbeto­nt und energisch geht er auf Torjagd. Nicole Lettkemann meint dazu lachend: „Er foult relativ viel und verursacht so manchen Penalty, auch gegen Spieler, die viel größer sind als er.“Ein echter Kämpfer halt.

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PETER JUST (2) Ein Trio mit bewunderns­wertem Kampfgeist und viel Energie. Nicole Lettkemann mit Pascal und Lana

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