Kleine Zeitung Kaernten

Spezialist für Raum-Anzüge

- Von Walter Titz deniskosut­ic.com

Modeschöpf­er, sagt Denis Koˇsutic´, wäre er am liebsten geworden. „Wahrschein­lich“aus Sicherheit­süberlegun­gen habe er dann Architektu­r studiert. Zuerst in seiner Heimatstad­t Zagreb, dann in Wien, wo er seither lebt. Die Arbeit in Architektu­rbüros habe bald gezeigt, dass Architektu­r im eigentlich­en Sinn nicht sein Metier sei.

Was Koˇsutic´ nun seit vielen Jahren mit großem Erfolg macht, nennt er „Prêt-à-porterArch­itektur“. Die perfekte Art, Passion und Profession zu verknüpfen: Statt Menschen kleidet er Räume ein. Das Spektrum seiner Projekte reicht vom Mini-Appartemen­t bis zum Schloss, von Frisiersal­ons und Bäckereien zu Hotels, Shops und Restaurant­s. In jedem einzelnen Fall versucht er, den optimalen Raum-Anzug zu kreieren, für jedes Projekt „eine eigene Geschichte“zu finden. Gemeinsam mit Klienten, deren Bereitscha­ft, sich auf Unkonventi­onelles einzulasse­n, immer wieder auch den Designer überrascht – und erfreut.

In den Geschichte­n, die sich aus unterschie­dlichsten Intuitione­n speisen, sei es jedenfalls wichtig, dass die Details stimmen. Weshalb sich Koˇsutic´ persönlich um jede Kleinigkei­t kümmert. Und es sind in der Regel viele Kleinigkei­ten, welche sich am Ende zum Ganzen fü- gen. Nicht zuletzt diese Liebe zum Detail ist es, die den Gestalter in die Top-Liga seines Fachs katapultie­rt hat. Eine Fülle von Beiträgen in zwischen Peking, Paris, Moskau, Istanbul und Rio erscheinen­den Publikatio­nen belegt das. 2018 reihte ihn das Magazin CovetED in einem weltweiten Ranking in der Kategorie „Interior Designer“auf Platz 2, nach Patricia Urquiola.

Die Arbeit der prominente­n Spanierin schätzt Koˇsutic´ sehr, ihre Kreationen setzt er immer wieder ein. Auch in der eigenen Wohnung im 8. Wiener Bezirk, wo unter anderem zwei Urquiola-Fauteuils Modell „Smock“zu bewundern sind. Die 105 Quadratmet­er in einem wuchtigen Altbau zeigen in kompakter Form, was in einem Text über die Designphil­osophie des Kroaten so definiert wird:

„Meisterhaf­t übersetzt er Tendenzen der Mode in die Sprache des alltäglich­en Lebens.“Wobei Koˇsutic´ betont, dass es ihm dennoch um eine gewisse Zeitlosigk­eit gehe, aber nicht darum, „für die Ewigkeit“zu gestalten. Bei Shops sei der Zeithorizo­nt ohnedies „maximal zehn Jahre“.

Die eigene Wohnung ist der gelungene Versuch, aus vier Zimmern eine Art Loft zu machen. Zwar gibt es Türen, die aber so gut wie nie geschlosse­n werden. Wohn-, Schlaf-, Gästeund Arbeitsber­eich gehen ineinander über, bewahren sich aber einen jeweils prägnanten Eigenchara­kter.

Erreicht wird das vor allem durch markante Wandgestal­tungen und natürlich die Möblierung, die teils selbst entworfen ist. Etwa die kubischen „tea chairs“, die im konkreten Fall mit einem floralen MissoniSto­ff und Spitzen bezogen sind und auf einem Missoni-Teppich mit Blumenmust­er stehen.

Durch alle Räume zieht sich Kunst. Die ein nicht minder breites Spektrum offenbart als die Möbel und Gegenständ­e, mit denen sie friedlich koexistier­t, aber auch spannende Kontraste bildet. Werke von prominente­n Autoren wie Arnulf Rainer, Damien Hirst und Bruce Weber hängen Rahmen an Rahmen mit Arbeiten junger Künstlerin­nen und Künstler. Einen Schwerpunk­t bilden die Werke kroatische­r Künstler. Auch hier finden sich renommiert­e – Julije Knifer, Ferdinand Kulmer – neben weniger bekannten Namen: „Die Arbeiten müssen mir gefallen.“

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LEA TITZ Regalschrä­nke bieten Stauraum, dienen aber auch als Wände
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LEA TITZ Neubau im Altbau: In der Küche blickt man auf eine Hochhausfa­ssade; das Badezimmer ist die minimalist­ische Oase im opulenten Umfeld
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 ?? LEA TITZ ?? Keine Angst vor kühnen Kombinatio­nen und Mut zu Farbe und Ornament sind die Markenzeic­hen von Denis Kosˇ utic´ (unten), aber auch mit der Farbe Schwarz lassen sich in Räumen so markante wie witzige Effekte erzielen
LEA TITZ Keine Angst vor kühnen Kombinatio­nen und Mut zu Farbe und Ornament sind die Markenzeic­hen von Denis Kosˇ utic´ (unten), aber auch mit der Farbe Schwarz lassen sich in Räumen so markante wie witzige Effekte erzielen
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