Wider die Kurzsicht
Der neue Intendant Christophe Slagmuylder bespielt bei seinen ersten Wiener Festwochen 27 Orte in elf Bezirken – am ersten Wochenende fällt er in der abgelegenen Donaustadt ein.
Milo Rau, Anne Teresa De Keersmaeker, Federico León, Mariano Pensotti, Benjamin Verdonck oder Apichatpong Weerasethakul: Sie alle waren schon beim steirischen herbst zu Gast, als noch Veronica Kaup-Hasler das Festival in Graz orchestrierte.
Die ist ja inzwischen Wiener Kulturstadträtin und bestimmte den Belgier Christophe Slagmuylder auf Empfehlung der Kommission im Herbst zum neuen Intendanten der Wiener Festwochen, nachdem er nach dem Abgang des KurzzeitChefs Tomas Zierhofer-Kin interimistisch eingesprungen war. Nun hat der Kunsthistoriker, der zuletzt das Brüsseler Kunstenfestivaldesarts leitete, sein erstes Programm vorgestellt, in dem obige Namen auch vorkommen.
Es sei „ein erster Entwurf, ein Beginn“, sagte er im umgebauten Studio Molière. Aber kein Kompromiss: „Es repräsentiert das, wofür ich stehe.“Den politischen Kontext kann man im Programmbuch nachlesen: „Das Festival versucht ein Gegenmittel für jede Form von Selbstüberhebung zu sein, für jeglichen Reflex von Konservatismus, für die Tendenz, das zu schützen, wovor wir Angst haben, es zu verlieren“, schreibt Slagmuylder. Und: „Um der Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken, behaupten die Festwochen, dass es sich lohnt, Fenster zu öffnen, die Welt zu sehen.“
Am 10. Mai werden die Festwochen zwar traditionell auf Wiener Rathausplatz eröffnet. Aber schon einen Tag davor hält der US-Historiker Timothy Snyder auf dem Judenplatz „Eine Rede an Europa“. Am ersten Wochenende fällt das Festival in die Donaustadt ein – in den abgelegenen 22. Gemeindebezirk. Slagmuylder will den Bezirk mit dem höchsten Bevölkerungswachstum, dem niedrigsten Durchschnittsalter und der geringsten kulturellen Infrastruktur erkunden.
Der Argentinier Mariano Pensotti hievt den fünfeinhalbstündigen Theatermarathon „Diamante“in die AlbertSchultz-Eishalle. Dazu entern mehrere Kunstprojekte den öfdem