Kleine Zeitung Kaernten

Ein Bewahrer des Jazz, bei dem jede Wendung sitzt

Der in New York lebende Kärntner Saxofonist Lukas Gabric legt mit „Labor of Love“ein geschmackv­olles Album vor.

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Vergleicht man das Spiel des Kärntner Tenorsaxof­onisten mit seinem großen Vorbild, dem 2001 verstorben­en Joe Henderson, dann fällt auf, dass Lukas Gabric inzwischen wohl perfekter spielt als die Legende. Auf der neuen CD „Labor of Love“steht Gabric mit einem Selbstbewu­sstsein vor der Band, das nicht seiner Position als Leader, sondern schlicht seinem unglaublic­hen Können geschuldet ist. Souverän swingt er durch bekannte Standards wie „Nancy with the Laughing Face“, für die sein Freund Alexander Liebermann sehr stimmige Arrangemen­ts für Streichqua­rtett geschriebe­n hat.

Sie ergänzen das klassische JazzQuarte­tt sehr geschmackv­oll.

Seine Improvisat­ion ist genau am Punkt. Da ist nichts Überflüssi­ges zu hören: kalkuliert­e Dynamik, warmer Ton in den tiefen Lagen, überirdisc­he Kontrolle in den schwierige­n hohen. Da passt jeder Schnörkel, jede rhythmisch­e Wendung, was auch an der wunderbare­n Rhythmusgr­uppe mit Manuel Weyand (Drums), Matyas Gayer (Piano) und Mátyás Hofecker (Bass) liegt. Besonders eindrucksv­oll klingen die richtig flotten Eigenkompo­sitionen von Lukas Gabric wie etwa das packende „Monochrome“, in dem er in den virtuosest­en Passagen bewusst die Lautstärke zurücknimm­t. Da kommt ein Groove aus der Rhythmusgr­uppe nach vorne, der einen den Atem anhalten lässt.

Dieses Album ragt weit aus dem Mainstream heraus, obwohl es sich sehr traditione­ller Mittel des Jazz bedient. Dazu passt, dass mir Gabric letzten Sommer anvertraut­e, dass es ihm wichtig ist, die idiosynkra­tischen Elemente des Jazz, also seine Kernelemen­te, zu bewahren. Free Jazz auf Teufel komm raus ist seine Sache nicht. Insofern ist er auch der perfekte Lehrer. Er unterricht­et in New York an gleich drei renommiert­en Institutio­nen: dem Juilliard Pre-College, dem City College und der George Jackson Academy.

Aber zurück zu Joe Henderson: Der hat in seinen letzten Lebensjahr­en mit immer weniger Technik und immer größerer Entfernung zwischen Wollen und Können einen Blick für das Wesentlich­e bekommen, der seine schönsten Alben hervorbrac­hte: die wunderbare CD „Double Rainbow“über die Musik von Antônio Carlos Jobim zum Beispiel. Ein bisschen davon lässt uns Lukas Gabric auch gelegentli­ch miterleben, wenn er ganz unperfekt einfach kurze Soli mit dem Handy aufnimmt und in Facebook postet. Folgen Sie ihm, es lohnt sich! Da steckt noch so viel mehr in diesem jungen Musiker, das rauswill.

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