Sieben Abgeordnete verlassen Labour-Party
Legen die Abtrünnigen die Basis für eine neue britische Zentrumspartei?
Keine vierzig Tage vor dem Austritt Großbritanniens aus der EU zeigen sich erste Brüche im Parteiensystem der Insel. Am Montag traten sieben Unterhaus-Abgeordnete im Protest gegen die Politik ihrer Parteispitze aus der Labour Party aus. Auch bei den Konservativen kriselt es. Mehrere proeuropäische Tories haben in den letzten Tagen signalisiert, dass sie an Austritt denken, falls die Brexit-Hardliner in der Partei weiter „das Sagen haben“.
Zugleich hat der frühere Ukip-Vorsitzende Nigel Farage zu Wochenbeginn bekundet, dass die neue rechtspopulistische „BrexitPartei“, die zu führen er plant, zehn Tage nach ihrer Gründung „schon mehr als 100.000 Mitglieder hat“– fast so viele wie die gesamte Tory-Partei.
Die gestern ausgetretenen sieben, die zunächst als „unabhängige Gruppe“im Unterhaus sitzen wollen, gaben weitläufigen Antisemitismus in der Partei, Desinteresse von Parteichef Jeremy Corbyn an diesem Skandal und Corbyns Pro-Brexit-Politik als Hauptgründe für ihren Ausstieg an. Die bekanntesten Vertreter der Gruppe sind Labours früherer Wirtschafts-Schattenminister Chuka Umunna, ExSchatten-Schatzkanzler Chris Leslie und die prominente jüdische Abgeordnete Luciana Berger. Berger war seit Langem übelsten antisemitischen Angriffen ausgesetzt, gegen die die Partei wenig unternahm.
Daneben warfen die sieben „Abtrünnigen“Corbyn vor, er habe es beim Brexit stets an Führungswillen fehlen lassen und „nie eine überzeugende und kohärente Alternative“vorgelegt. Corbyn selbst erklärte, er sei „enttäuscht“vom Austritt der sieben – zumal seine Politik „bei den letzten Wahlen Millionen Menschen inspiriert“habe.
Für möglich gehalten wird auch, dass sich Liberaldemokraten und einzelne Tories der rechten Mitte bei einer neuen „Zentrumspartei“einreihen würden, die sich aus der neuen Gruppe entwickeln könnte.