Bergfex mit Geschichte
Josef Kröll (90) aus Obervellach ist seit 70 Jahren Bergretter. Für andere riskierte er oft sein Leben.
Es war eine Zeit, in der Kameradschaft noch gelebt wurde“, denkt Josef Kröll an seine Aktivitäten als Bergretter in Mallnitz zurück und ergänzt wehmütig: „Von den damaligen Kameraden lebt aber heute fast niemand mehr.“Schon als junger Mann hatte der 90-Jährige für andere sein Leben riskiert.
70 Jahre ist er mittlerweile Mitglied beim Österreichischen Bergrettungsdienst. In seiner Anfangszeit war jeder Einsatz ein risikoreiches Unterfangen. Vom Notruf bis zur ärztlichen Versorgung vergingen bis zu 24 Stunden. „Es dauerte ewig, um die Rettungskette in Gang zu setzen. Telefone gab es so gut wie keine. Wir liefen von Haus zu Haus, um die Kameraden zu verständigen.“Der Marsch zum Verunglückten war strapaziös: „Wir trugen den Verletzten auf einer Bahre ins Tal, egal wie unwegsam das Gelände auch war. Von Mallnitz aus ging es mit dem Zug nach Schwarzach ins Krankenhaus.“Die Bergung von Verunglückten war bis in die Nachkriegszeit eine unvorstellbare Herausforderung, „Erleichterung brachte der erste Ackja, den uns die Engländer überließen.“Ein Stahlseilgerät für Bergungen aus felsigem Gelände war bei der Ortsstelle Mallnitz seit Anfang der 1950er in Verwendung.
Wie der Bergfex ausgestattet war, ist schnell erklärt: „Hanfstrick, Jause und eine Thermoskanne Tee, das war’s.“Im Winter machte sich der Obervellacher mit Holzskiern auf den Weg zur Unfallstelle. „Die Felle haben wir einfach auf die Skier geklebt. Wenn sich eines löste, kamen wir nicht mehr weiter.“ Die Bilder eines besonders tragischen Hilferufs wird der Oberkärntner nie vergessen: „Anfang der 50er-Jahre ging eine Lawine in der Dösen ab. Es gab Verletzte und Tote. Die Schneemassen begruben ein Bauernhaus unter sich, die Bäuerin blieb vermisst. Wir konnten sie einfach nirgends finden. Im Frühjahr hat sie der Schnee herausgeapert.“ Die Faszination für schwindelnde Höhen hat sein Leben geprägt, wie er erzählt: „Ich bin in den Bergen aufgewachsen. Meine Zieheltern haben damals die Hagener Hütte bewirtschaftet.“Als Bergretter musste der pensionierte Brückenbauer stets körperlich fit sein – und das ist er bis heute.
Noch immer zieht er seine Spuren in den Schnee: „Der Ankogel ist mein liebstes Skigebiet. Skitouren gehe ich aber keine mehr, das schlägt zu sehr auf die Knie.“Mit seiner Lebenspartnerin geht es regelmäßig zum Hallenhockey, „wir spielen in gegnerischen Mannschaften, Konkurrenz hält jung“. Wenn der Frühling kommt, wird sich das agile Paar dann wieder für ambitionierte 70-Kilometer-Touren auf das Fahrrad schwingen.