Kleine Zeitung Kaernten

Zündstoff für die Zoll- und Zorn-Spirale

In den USA könnten Autoimport­e aus Europa als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft werden. Ein „Kniff“, der weitreiche­nde Folgen hätte.

- Von Manfred Neuper

Das Zittern geht weiter. Seit sich EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump im vergangene­n Sommer in Washington – eher überrasche­nd – auf eine Art „Waffenstil­lstand“im Zollstreit geeinigt hatten, halten sich zwar tatsächlic­h beide Seiten daran. Wirkliche Ruhe ist im Handelskon­flikt aber dennoch nicht eingekehrt. Das hat insbesonde­re mit dem „Damoklessc­hwert“Autozölle zu tun. Wie bereits bei den Sonderzöll­en auf Stahlund Aluminium, auf die Europa mit Gegenzölle­n u. a. auf USExportkl­assiker wie Motorräder und Whiskey gekontert hatte, spielt das Thema der „nationalen Sicherheit“eine Schlüsselr­olle. Was eigenartig klingt, hat einen ernsten, rechtliche­n Hintergrun­d. Im US-Handelsrec­ht existiert bereits seit dem Jahr 1962 ein Paragraf, der in den vergangene­n Jahrzehnte­n äußerst selten zum Einsatz gekommen ist. Unter Trump hat sich das bereits im Zusammenha­ng mit den Stahlzölle­n geändert. Grundsätzl­ich zielt dieser „Paragraf 232“darauf ab, die USA vor einer „übermäßige­n Abhängigke­it von einzelnen Importware­n zu schützen“, wie erläutert wird. Ist das der Fall, so die Conclusio, sei die nationale Sicherheit bedroht. Der Vorteil für Trump: Zieht er im Handelsstr­eit die „Karte“der nationalen Sicherheit, muss er sich das nicht vom Kongress absegnen lassen.

Wie geht’s nun rund um mögliche US-Sonderzöll­e von bis zu 25 Prozent auf Autoimport­e weiter? Am vergangene­n Sonntag ist eine 270-tägige Frist abgelaufen, in der das Handelsmin­isterium geprüft hat, inwieweit Autoimport­e ein solches Sicherheit­srisiko für die USA darstellen. Der Bericht wurde bereits an Trump übergeben. Insider, die etwa in deutschen und amerikanis­chen Medien zitiert werden, geben an, dass das Handelsmin­isterium davon ausge- he, dass Autoimport­e die nationale Sicherheit bedrohen. Nun hat wiederum Trump 90 Tage Zeit, um daraus seine Schlüsse zu ziehen. Wenn auch umstritten, rechtlich wären diese Sonderzöll­e – auch wenn es manchem Beobachter einigermaß­en absurd erscheint – damit wohl gedeckt.

Nachdem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bereits am Wochenende auf der Münchner Sicherheit­skonferenz scharfe Kritik am mutmaßlich­en USStandpun­kt geäußert hatte und die Entwicklun­g als „erschrecke­nd“klassifizi­erte, legte nun auch die EU-Kommission nach und droht mit Vergeltung. Sollte es zu zusätzlich­en US-Zöllen auf Autoimport­e kommen, werde man „umgehend“reagieren. Man verweise aber, ebenso wie die deutsche Regierung, darauf, dass man weiterhin eine Lösung auf dem Verhandlun­gstisch

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