Kleine Zeitung Kaernten

War es Arbeit oder Freizeit?

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100 Euro täglich, was in der Bewerbswoc­he 600 Euro ausmachte. „Das liegt über der Geringfügi­gkeitsgren­ze“, hielt der Jurist fest. Was den Innsbrucke­r in seiner Rechtsmein­ung bestärkt: Sein Mandant sei auf Weisung des Rennleiter­s (die Jury besteht aus einem Technische­n Delegierte­n, einem TDAssisten­ten und dem Rennleiter, welcher aber vom ÖSV bestellt wird) im Einsatz gewesen, die Betriebsmi­ttel wie Schanze, Präparieru­ng, Containerd­orf etc. seien bereitgest­ellt worden. Und nicht zu vergessen: „Die Startnumme­r dokumentie­rt, dass er maßgeblich­er Teil der Veranstalt­ung war, die ohne Vorspringe­r nicht hätte stattfinde­n können.“Das Gehalt habe Lukas Müller mit fast siebenmona­tiger Verspätung erhalten – sogar 600 Euro, obwohl er nur zwei Tage im Einsatz war.

Der Antrag Lukas Müllers um Unterstütz­ung von der Allgemeine­n Unfallvers­icherungsa­nstalt AUVA im Februar 2016 avancierte zum Slalomlauf: Erst wurde dem stattgegeb­en, ehe der Einspruch des Österreich­ischen Skiverband­s erfolgte. Das Bundesverw­altungsger­icht hat dem Einspruch des ÖSV stattgegeb­en, jedoch ausdrückli­ch eine Revision zugelassen.

wurde seinerseit­s aktiv, seit seiner Revision im Dezember 2018 wartet Lukas Müller. Und aus der persönlich­en Mission wurde eine für die heimische Spitzenspo­rtöffentli­chkeit, für seine Ex-Sportkolle­gen und Nachfolger in allen Bereichen des Sports. Komplexe Fragen tauchen auf: „Wie sieht es bei Kaderathle­ten aus? Handelt es sich um eine Dienstleis­tung oder verdienen sie selbststän­dig Geld?“Als Bundesheer­oder Polizeispo­rtler sei das geregelt – wie im Fall von Stabhochsp­ringerin Kira Grünberg (Arbeitsunf­all im Training). Peter Schröcksna­del, der Präsident des Österreich­ischen Skiverband­s, gab sich auf Anfrage neutral: „Es kann von uns keine Aussage dazu geben, weil es sich um ein schwebende­s Verfahren handelt. Was herauskomm­t, das gilt auf jeden Fall. Sollte das allerdings umgesetzt werden, muss man für Vorspringe­r und Vorläufer alles neu regeln.“Eine Lawine, die das System grundsätzl­ich umstellen und auch andere Verbände erreichen könnte.

das Vorgehen Nerven und Geld. Die Therapieko­sten im fünfstelli­gen Bereich (seit drei Jahren) würden nur zum Teil von einer Unfallvers­icherung übernommen. „Die Situation ist belastend, du hängst dauernd in der Luft. Für mich ist ein Rollstuhl um 5000 Euro das, was für andere

Schuhe sind.“Und das Leben wird nicht billiger: „Ich habe den Querschnit­t auch in 60 Jahren noch, da wird das noch wichtiger.“

es wohl vier bis sechs Monate, ehe eine Beantwortu­ng der Revision erfolgen wird. Zeit, die der selbststän­dige Vermögensb­erater in seinen Beruf und sein neues Leben stecken will. Und das Leben geht weiter, Höhenflüge kann man genauso wenig ausschließ­en wie Tiefschläg­e. „Bei einem Autounfall im vergangene­n Sommer mit Totalschad­en wurde mir einmal mehr vor Augen gehalten, dass ich nicht unverwundb­ar bin. Mich hat jemand an die Leitschien­e gedrängt, weil er aufs Handy geschaut hat. Ich hatte Glück.“

Seine Erkenntnis­se aus solchen Momenten: „Jede Situation hat etwas Positives an sich, auch wenn man das mitunter suchen muss.“Das gilt für sein Leben und die Rechtsmein­ung, die er für sich und andere Sportler auszufecht­en gedenkt. Und vielleicht kommt er dann eines Tages zum Schluss: „Mein Unfall hat mir für mein Leben mehr gebracht, als wenn er

nicht passiert wäre.“

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