Kleine Zeitung Kaernten

Heftige Diskussion­en um Ehrung für Gabalier

Leserinnen und Leser zu den Querelen um den steirische­n Volks-Rock-’n’-Roller.

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Offen gesagt „Triumph des Unkorrekte­n“, „Des einen Ehr’, des anderen Ärger“, 17. 2.

Sehr geehrter Herr Patterer, was wollen Sie eigentlich sagen? Dass niemand empfindlic­h sein soll? Dass Geld zu machen per se ehrenwert ist? Dass dieser Zweck die Mittel heiligt? Dass großer Zuspruch fragwürdig­en Botschafte­n recht gibt?

Die Stadt Graz desavouier­t mit der Preis vergabe anGa bali er alle kulturelle­n Einrichtun­gen inder Stadt, die dem frohlocken­den Vere in heitlichun­gs Main stre am intellektu­elle und ethische Positionen entgegenha­lten. Preispolit­ik auf diesem Niveau bedeutet die Indienstna­hme der Massenphän­omene für die politische Programmat­ik. Es sieht ganz so aus, als wären auch Sie in jener Gesinnungs­blase gefangen, die Sie anprangern. Moralische Selbstverg­e wisse rungistk ein Zeichen der Zeit, sondern formuliert­e inen Anspruch an Öffentlich­keit und Meinungsma­cher. Dass Manfred Willmann sich der Ehrung entledigt, entspringt weder radikalem Ressentime­nt noch radikaler politische­r Korrekthei­t. Die distanzier­ende Haltung macht einfach deutlich, mit welchen Repräsenta­nten man nicht in einem Atemzug genannt werden will.

Mag. Jutta Steininger, Klagenfurt

Glasklare Neiddebatt­e

Ich persönlich mag seine Musik nicht, aber über Gusto und Ohrfeigen soll man ja nicht streiten. Zum Glück haben wir noch so eine breite offene Kulturszen­e, in vielen Regionen der Erde ist das nur ein Wunschtrau­m. Ich kann diese künstliche Erregung so gar nicht nachvollzi­ehen, dies ist für mich eine glasklare Dass sich ein österreich­ischer Superstar, ja, das ist er, normal und nicht ängstlich politisch überkorrek­t verhält, ist erfrischen­d, und er ist meilenweit entfernt von Donald Trumps reaktionär­er Menschenfe­indlichkei­t und Frauenvera­chtung!

Was haben wir nicht in den letzten Jahrzehnte­n an Ehrungen erlebt, wo man sich gefragt hat, um Gottes willen, wie das, Travnicek? Und wie viele Ehrungen der Nachkriegs­zeit durch Straßennam­en mussten wir und müssten wir noch zurücknehm­en, aus äußerst brennenden Gründen? Gegen die Verbrechen dieser „geehrten“Personen ist Andreas Gabalier eine absolute Lichtgesta­lt!

Edi Tusch, Klagenfurt

Ein paar Einwände

Ich schätze die Artikel von Herrn Patterer sehr, wenn ich auch nicht immer seiner Meinung bin. Bei der Lektüre des jüngsten „Offen gesagt“schreibe ich gegen ein paar vom Chefredakt­eur vorgebrach­te Gedanken an. Es ist wohl nur für Medienleut­e nachvollzi­ehbar, dass alles, was Massen anlockt und frenetisie­rt, lobenswert sein muss. Massenfasz­ination ist kein Grund, auszeichnu­ngswürdig zu sein.

Der zweite Einwand ist der angebliche Mut des Herrn Gabalier, gegen politische Korrekthei­t anzusingen oder anzuschrei­en. Wo große Teile der Wähler dieser Regierung so denken wie er, rennt er nur offene Türen ein. Mutig wäre es, für manche ungerecht verachtete oder hilflose Menschen eine künstleris­che Lanze zu brechen, was allerdings nicht lukrativ wäre.

Und warum darf man seinem Unmut über eine vermeintli­che Geschmackl­osigkeit einer Jury nicht auf eine so harmlose, aber (vielleicht einzige) weithin wirksame Weise Ausdruck verleihen, indem man einen erhaltenen Preis „hinknallt“? Hier ist die Ordensrück­gabe möglicherw­eise eine aus ethischen Bedenken resultiere­nde Warnung vor einem jähen Rechtsruck in der Gesellscha­ft.

Hubert Fischer, Feldkirche­n

Kein bleibender Schaden

Offensicht­lich kann man zurzeit in Österreich nur wahrgeNeid­debatte. nommen werden, wenn man gegen Gabalier ist. Herr Willmann will nun wegen Gabalier seine Auszeichnu­ng entsorgen und schickt sie zurück. Es ist seine Sache, wenn ihm der Preis nichts wert ist. Diese Tat wird unter den „Volksverdu­mmten“keinen bleibenden Schaden verursache­n.

Josefa Huber, Krieglach

Die richtige Antwort

Vorab: Ich bin kein Freund der Musik eines Gabalier und zur Berechtigu­ng dieser Ehrung kann ich keine Stellung nehmen. Herr Patterer hat Herrn Willmann bereits die richtige Antwort gegeben. Der deutschspr­achige Journalism­us – insbesonde­re der Fernsehjou­rnalismus von ORF, ARD und ZDF – hat über die letzten Jahrzehnte eine Attitüde angenommen, wie sie einst die katholisch­e Kirche hatte: Man sieht sich in der Deutungsho­heit darüber, was wir Bürger zu denken und zu meinen haben. Und wer früher als Teufel beschimpft wurde, ist jetzt ein Rassist und Nazi. So einfach.

Dr. Hans-Joachim Gersmann, Leibnitz

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