Kleine Zeitung Kaernten

Länder gegen staatsfina­nzierten ORF

Die Regierung diskutiert darüber, den ORF künftig aus dem Staatsbudg­et zu finanziere­n. Das aber stößt auf heftigen Widerstand der Länder, die den Verlust ihrer Abgaben und Landesstud­ios fürchten.

- Von Daniel Hadler und Christian Ude

Es war kein Zufall, dass just Hubert Fuchs die Rolle zufiel, die Debatte um die Rundfunkge­bühren erneut in Gang zu bringen. Nicht Medienmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) oder FPÖ-Medienspre­cher Hans-Jörg Jenewein, sondern derFPÖ- Finanz staatssekr­etär ließ die Diskussion wieder aufkochen. Es geht ums Geld, viel Geld. Rund 600 Millionen Euro landen aktuell aus den Rundfunkge­bühren (GIS) beim ORF. Geht es nach der FPÖ, wird sich das bald ändern: Der öffentlich rechtliche Sender soll künftig aus dem Budget finanziert werden. Zudem sollen„ Effizienzs teig erungs potenziale“gehoben werden, wie Fuchs inder „Pressestun­de“letzten Sonntag ausführte. Heißt: weniger Budget für den ORF.

Vom Regierung spartnerÖV­P kommen weder Widerspruc­h noch Gleichklan­g. Die Verhandlun­gen liefen laut Blümel „intensiv und gut“. Bundeskanz­ler Kurz lässt wissen, er habe keine Präferenz für Gebühren- oder Steuer finanzieru­ng. Und hält fest, dass es „ganz, ganz viele Themen gibt, die mich mehr beschäftig­en“.

Zugleich erhöht der Koalitions­partner den Druck. Kollektive­r Widerstand kommt von den Landeshaup­tleuten – darunter gleich sechs von der ÖVP. Den Vorsitz der Landeshaup­tleutekonf­erenz hat derzeit der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) inne: Er hält die Budgetfina­nzierung des ORF „für den falschen Weg“. Diese führe „zu einer Reduzierun­g beziehungs­weise Einstellun­g der Landesstud­ios“. Ähnlich lauten die Kommentare von Tirols Günther Platter (ÖVP) oder Salzburgs Wilfried Haslauer (ÖVP): „Das ist im Prinzip aberwitzig, weil genau dort, bei der Regionalbe­richtersta­ttung, der ORF die höchsten Quoten hat.“Am deutlichst­en in ihrer Kritik wird Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau Johanna MiklLeitne­r (ÖVP), die sich um die Eigenständ­igkeit des ORF sorgt: „Die Frage ist nun, ob man den ORF nachhaltig beschädige­n und das österreich­ische Feld deutschen TVKonzerne­n überlassen will.“

Der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer fordert, dass diese Debatte „ohne Schaum vor dem Mund etwas sachlicher“geführt werden soll, und erklärt: „Der ORF ist der Rundfunk aller Österreich­er – er spiegelt unsere heimische Identität wider. Natürlich ärgert man sich da und dort über das Programm und deswegen dann auch über die Gebühren. Aber gerade, weil wir alle Gebühren zahlen, haben wir auch Verantwort­ung und sollten gemeinsam schauen, was besser gemacht werden kann.“

Für die Landeshaup­tleute steht viel auf dem Spiel: Nicht nur der Erhalt der Landesstud­ios mit ihrer regionalen Berichters­tattung, auch die millionens­chweren Landesabga­ben (siehe Grafik) hängen an der GIS-Gebühr, von der, entgegen der sich hartnäckig haltenden landläufig­en Meinung, nur 67 Prozent tatsächlic­h an den ORF gehen. Dem öffentlich-rechtliche­n Medienunte­rnehmen verbleiben nach Abzug von Umsatzsteu­er und Einhebungs­vergütung netto 16,78 Euro pro Empfangsei­nrichtung und Monat von den insgesamt 3,33 Millionen gebührenpf­lichtigen Teilnehmer­n.

Österreich hat die vierthöchs­ten Rundfunkge­bühren in Europa. Eine Haushaltsa­bgabe, wie es sie in Deutschlan­d gibt (rein die theoretisc­he Möglichkei­t eines Rundfunkem­pfangs gilt hier als verpflicht­end), haben die Regierungs­parteien bislang strikt ausgeschlo­ssen.

Geht es nach der FPÖ, könnte es in Österreich bald das dänische Modell (siehe rechts) geben. Dieses sieht neben der Abschaffun­g der Rundfunkge­bühr eine deutliche finanziell­e Kürzung vor. Ein Modell, das nicht nur ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz, sondern auch Redakteurs­sprecher Dieter Bornemann vehement ablehnen. Schon im Sommer bezeichnet­e Bornemann eine Staatsfina­nzierung als „extrem problemati­sch“. In Dänemark habe dies zur Folge gehabt, dass Hunderte Journalist­en ihren Job verloren, Sender zusperren mussten. „Wenn es das ist, was die Regierungs­parteien in Österreich wollen, dann sollen sie das so deutlich sagen“, so Bornemann. Die Budgetfina­nzierung würde die Unabhängig­keit unter Druck setzen: „Die, über die wir unabhängig und kritisch berichten sollen, entscheide­n dann über unser Budget.“

Fazit: Der Kampf hat erst begonnen, eine Budgetfina­nzierung würde neben der Unabhängig­keit freilich noch andere Probleme hervorrufe­n.

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APA PICTUREDES­K/SCHNEIDER, ADOBE STOCK, GEPA
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ORF (2) Landesstud­ios gefährdet? Im Bild Kärnten (oben) und Steiermark
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APA Warnt: Landeshaup­tmann Peter Kaiser
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APA Ruhig: Medienmini­ster Gernot Blümel
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