Erst hemdsärmelig und jetzt mit Würde
Die Premierministerin wurde für ihre offene Art in Neuseeland berühmt.
Die erste Rede vor dem Parlament nach den Anschlägen auf zwei Moscheen in Christchurch eröffnete Regierungschefin Jacinda Ardern mit der Grußformel „Salam aleikum“. Nach der Friedensbotschaft an die Muslime in Neuseeland betonte die 38-Jährige, der Attentäter habe vor allem Bekanntheit erlangen wollen. „Deshalb werden Sie niemals hören, dass ich seinen Namen nenne“, sagte die Sozialdemokratin, die bislang für ihr unbeschwertes Auftreten bekannt war. Damit gelang es ihr im Oktober 2017 die Wahlen zu drehen. Lag ihre Labour-Partei in den Umfragen vorher aussichtslos hinten, löste sie doch mit Unterstützung der rechtspopulistischen Partei New Zealand First und den Grünen die Regierung ab und brachte acht Monate später eine Tochter zur Welt – als zweite Regierungschefin im Amt nach Benazir Bhutto 1989 in Pakistan. Ihr Lebensgefährte lässt nun seinen Job als TV-Moderator ruhen, während Ardern zur Krisenmanagerin mutiert. Es könnte die bisherige „Jacindamanie“noch verstärken. Denn bislang trifft sie in ihrem Bemühen, das Land zu modernisieren und gleichzeitig die Einheit zu beschwören, den richtigen Ton. Dazu nutzt sie massiv die sozialen Medien – passiv und aktiv, etwa bei Instagram. Und ihre offene Art hat schon manchen zum Staunen gebracht. Etwa bei der UNO. „Ich wünschte, ich hätte die Gesichter der japanischen Delegation festhalten können, als sie in den Konferenzraum kamen – mitten beim Windelwechsel. Super Story für ihren 21. Geburtstag“, schrieb Ardern bei Twitter. Ein anderer Twitterer hielt sie übrigens für die Ehefrau des kanadischen Premiers Justin Trudeau – sein Name: Donald Trump.