Alle gleich, manche gleicher
Unfair Play: So könnte man es nennen. Oder Bestechung und Betrug. Rund 50 US-Amerikanern wird vorgeworfen, durch Schmiergeldzahlungen an Agenten die Zulassung ihrer Sprösslinge an elitären Privatunis wie Stanford oder Yale erkauft zu haben. Darunter sind Hollywood-Schauspielerinnen und Unternehmer aus dem Silicon Valley. Das FBI ermittelt.
Aber was ist daran verkehrt? Leistet man an diesen Institutionen nicht ohnehin astronomische Studiengebühren, und wer zahlt, ist willkommen? Das wäre eine grundlegende Verkennung des rechtlichen Rahmens und der US-Mentalität. Namhafte Privatunis haben das Ziel, die Besten der Besten aufzunehmen. Im Vordergrund steht die Leistung – etwa der Testwert im landesweit angebotenen SAT (Schulleistungstest) anstelle einer Zentralmatura. Dann zahlen jene, die es sich leisten können; die anderen bekommen Stipendien.
Bei früheren Skandalen ging es darum, dass Unis vorgaben, „bedarfsblind“zu sein – also allein auf die Leistung zu achten –, und dann doch Vollzahlern den Vorzug gaben, damit ihre Kalkulation aufging. Und es gibt offizielle Hintertüren: sportliche Spitzenleistungen oder Millionenspenden. Nicht vorgesehen sind 15.000 Dollar Schmiergeld als Seitentüre. Vorgetäuscht wurden vorzugsweise sportliche Leistungen, durch plumpe Fotomontagen. Ein schweres Foul gegen die Gleichheit.
B ei uns wäre so was undenkbar, oder? Ja und nein. Seit 2001 gibt es auch in Österreich Privatunis. Einige bieten mittlerweile Medizinstudien an mit Gebühren bis zu 26.000 Euro jährlich. In einem Kremser Fall war jüngst zu lesen, die Bewerbung sei exklusiv über eine deutsche Anwaltskanzlei möglich: „Erfolgshonorar“31.000 Euro, Ärztekinder bevorzugt. Man kann also entweder den Aufnahmetest an einer öffentlichen Meduni schaffen oder hohe Beträge zahlen. Im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes lässt sich sicher sagen, dass hier Ungleiches ungleichbehandelt wird. Mit unbekümmerter Zuversicht erfüllt mich dieser Sonderklasse-Weg dennoch nicht.
Oliver Vitouch ist Rektor der Universität Klagenfurt und Vizepräsident der Universitätenkonferenz
„Es gibt offizielle Hintertüren wie sportliche Spitzenleistungen oder Millionenspenden. Nicht vorgesehen ist Schmiergeld.“