Kleine Zeitung Kaernten

„Mama, warum wollen die mich umbringen?“

Schwangere Frauen sollen frei entscheide­n können. Aber ist dafür die Einteilung in lebenswert/lebensunwe­rt nötig?

- Von Mensch zu Mensch

Unversöhnl­ich stehen sie sich gegenüber, die Unterzeich­ner einer Petition und ihre Gegner. Da haben jetzt 56.000 Österreich­er und Österreich­erinnen eine Petition unterschri­eben, die ein Ziel hat: eine Gesetzesän­derung beim Schwangers­chaftsabbr­uch, der bis kurz vor der Geburt bei schwerer Behinderun­g möglich ist. Das sei, befinden die Befürworte­r wie ÖVP-Behinderte­nsprecheri­n Kira Grünberg, eine Diskrimini­erung behinderte­r Menschen. „Unmenschli­ch“nennen es Mütter von Kindern mit Downsyndro­m, die dadurch nicht nur am morgigen internatio­nalen Downsyndro­m-Tag das ihrer Kinder infrage gestellt sehen. Oder wie es ein Downsyndro­m-Kind nach einem TV-Film über Spätabbrüc­he ausdrückte: „Mama, warum wollen die mich umbringen?“

Nein, diese Mütter richten nicht über Frauen, aber sie stemmen sich dagegen, dass die Diagnose Downsyndro­m reicht, um lebensfähi­ge Embryos abzutrei- ben. Sie stellen sich gegen die Frage, die sie deshalb hören: „Hat es der Arzt bei Ihnen übersehen?“erständlic­h, dass sie ein Gesetz ohne Werturteil über behinderte­s Leben fordern. Wie in Deutschlan­d, wo ein Spätabbruc­h nicht wegen Behinderun­g, sondern bei Beeinträch­tigung der körperlich­en oder seelischen Gesundheit der Mutter erlaubt ist.

Ob da jetzt jemand die Fristenlös­ung zur Diskussion stellen oder Frauen zur Geburt zwingen möchte, wie befürchtet wird? Nein, da geht es, wie der ehemalige SPÖ-Sozialmini­ster und Behinderte­nanwalt Erwin Buchinger sagt, einzig um „ DiskrimiLe­bensrecht

Vnierung“von behinderte­m Leben. Und es geht um eine umfassende Beratung betroffene­r, verzweifel­ter Eltern und ihre freie Entscheidu­ng für oder gegen einen Abbruch – aber ohne Kategorisi­erung „lebenswert/lebensunwe­rt“.

Ein Anliegen, das eigentlich alle einen sollte.

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