Angst im Amt: Pfefferspray liegt bereit
Weil das Aggressionspotenzial der Bürger steigt, rüsten Beamte auf. Zusätzliche bauliche Maßnahmen sind angedacht.
Unterm Tisch ist der Alarmknopf zu ertasten, in der Sakkotasche liegt griffbereit der Pfefferspray, im Büro filmt eine Kamera das Klientengespräch und die Einladung zum nächsten verpflichtenden Selbstverteidigungskurs liegt bereits im Maileingang. Das ist kein Zukunftsszenario für Kärntens Beamte, sondern gelebter Büroalltag.
Wie berichtet, wurde Anfang Februar der Leiter des Dornbirner Sozialamtes von einem Klienten erstochen. Am Dienstag der Vorwoche kam es in der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg zu einem tätlichen Übergriff auf die 50-jährige Jugendamtsleiterin. Anlässlich dieser Vorfälle fragte die Kleine Zeitung nach, wie sich die Mitarbeiter in den Behörden vor Attacken schützen.
„Alle Beamten, die Kundenkontakt haben, sind mit Pfeffersprays ausgestattet“, sagt Heinz Pansi, Bezirkshauptmann von Hermagor. Seine Kollegen würden Selbstverteidigungskurse besuchen. Johannes Leitner von der BH Klagenfurt Land hat bereits vor Jahren verpflichtende Schulungen, die sich mit Geiselnahmen oder Amokläufen beschäftigen, verordnet. Und er bestellt für Mitarbeiter Pfeffersprays in größeren Mengen. „So bekomme ich sie unter dem Handelspreis“, betont er. In St. Veit und Völkermarkt wurde das vorsorgliche Bunkern der Sprays in den Schreibtischladen freigestellt, in Spittal wird es angedacht. Gert-Andre Klösch von der BH Völkermarkt erzählt ergänzend: „Seit dem Mord in Dornbirn bestreift die Polizei regelmäßig das Haus.“
Dietmar Stückler von der BH Feldkirchen will „aus taktischen Gründen“nicht über seine Maßnahmen sprechen. „Aggressoren sollen nicht wissen, womit sie rechnen müssen.“
Im Magistrat Villach wurden jüngst von der Firma „4IoT“Alarmknöpfe angebracht, selbiges gilt für die BH Villach-Land. „Wird der Notknopf gedrückt, kommen acht bis zehn Kollegen herbeigeeilt“, erklärt BH-Leiter Bernd Riepan das System.
Immens hoch sind bereits die Sicherheitsvorkehrungen im Landesreferat für Flüchtlingswesen. Hier gibt es keine Face-toFace-Betreuung mehr, der Kundenkontakt erfolgt – beäugt von der Kamera – durch eine Art Ticketfenster. „Probleme, mit unzufriedenen Klienten, die das Amt nicht verlassen wollen, gibt es dennoch. Fünf bis zehn Mal jährlich müssen wir die Exekutive rufen“, erklärt Landesflüchtlingsbeauftragte Barbara Roschitz. Aktuell werden im Auftrag von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) die Sicherheitsvorkehrungen für Landesbeamte in ganz Kärnten überprüft. „In unserem Fall werden Taschen- und Leibesvisitationen wie beim Landesgericht angedacht“, sagt Roschitz.