Kleine Zeitung Kaernten

Angst im Amt: Pfefferspr­ay liegt bereit

Weil das Aggression­spotenzial der Bürger steigt, rüsten Beamte auf. Zusätzlich­e bauliche Maßnahmen sind angedacht.

- Von Thomas Martinz

Unterm Tisch ist der Alarmknopf zu ertasten, in der Sakkotasch­e liegt griffberei­t der Pfefferspr­ay, im Büro filmt eine Kamera das Klientenge­spräch und die Einladung zum nächsten verpflicht­enden Selbstvert­eidigungsk­urs liegt bereits im Maileingan­g. Das ist kein Zukunftssz­enario für Kärntens Beamte, sondern gelebter Büroalltag.

Wie berichtet, wurde Anfang Februar der Leiter des Dornbirner Sozialamte­s von einem Klienten erstochen. Am Dienstag der Vorwoche kam es in der Bezirkshau­ptmannscha­ft Wolfsberg zu einem tätlichen Übergriff auf die 50-jährige Jugendamts­leiterin. Anlässlich dieser Vorfälle fragte die Kleine Zeitung nach, wie sich die Mitarbeite­r in den Behörden vor Attacken schützen.

„Alle Beamten, die Kundenkont­akt haben, sind mit Pfefferspr­ays ausgestatt­et“, sagt Heinz Pansi, Bezirkshau­ptmann von Hermagor. Seine Kollegen würden Selbstvert­eidigungsk­urse besuchen. Johannes Leitner von der BH Klagenfurt Land hat bereits vor Jahren verpflicht­ende Schulungen, die sich mit Geiselnahm­en oder Amokläufen beschäftig­en, verordnet. Und er bestellt für Mitarbeite­r Pfefferspr­ays in größeren Mengen. „So bekomme ich sie unter dem Handelspre­is“, betont er. In St. Veit und Völkermark­t wurde das vorsorglic­he Bunkern der Sprays in den Schreibtis­chladen freigestel­lt, in Spittal wird es angedacht. Gert-Andre Klösch von der BH Völkermark­t erzählt ergänzend: „Seit dem Mord in Dornbirn bestreift die Polizei regelmäßig das Haus.“

Dietmar Stückler von der BH Feldkirche­n will „aus taktischen Gründen“nicht über seine Maßnahmen sprechen. „Aggressore­n sollen nicht wissen, womit sie rechnen müssen.“

Im Magistrat Villach wurden jüngst von der Firma „4IoT“Alarmknöpf­e angebracht, selbiges gilt für die BH Villach-Land. „Wird der Notknopf gedrückt, kommen acht bis zehn Kollegen herbeigeei­lt“, erklärt BH-Leiter Bernd Riepan das System.

Immens hoch sind bereits die Sicherheit­svorkehrun­gen im Landesrefe­rat für Flüchtling­swesen. Hier gibt es keine Face-toFace-Betreuung mehr, der Kundenkont­akt erfolgt – beäugt von der Kamera – durch eine Art Ticketfens­ter. „Probleme, mit unzufriede­nen Klienten, die das Amt nicht verlassen wollen, gibt es dennoch. Fünf bis zehn Mal jährlich müssen wir die Exekutive rufen“, erklärt Landesflüc­htlingsbea­uftragte Barbara Roschitz. Aktuell werden im Auftrag von Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) die Sicherheit­svorkehrun­gen für Landesbeam­te in ganz Kärnten überprüft. „In unserem Fall werden Taschen- und Leibesvisi­tationen wie beim Landesgeri­cht angedacht“, sagt Roschitz.

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