Kleine Zeitung Kaernten

Damit Keime in der Küche keine Chance haben

Die meisten Lebensmitt­elvergiftu­ngen passieren in den eigenen vier Wänden: was wir Konsumente­n ab dem Einkauf falsch machen.

- Von Sonja Krause

Die Sicherheit unserer Lebensmitt­el ist nur bis zu dem Punkt reguliert, an dem der Konsument sie kauft. Ab da wird es kritisch.“So bringt Erich Leitner, der das Institut für Analytisch­e Chemie und Lebensmitt­elchemie der TU Graz leitet, auf den Punkt, dass wir als Endverbrau­cher der größte Unsicherhe­itsfaktor in der Frage der Lebensmitt­elsicherhe­it

sind. Produkte, die im Supermarkt dem Kühlregal entnommen wurden, werden stundenlan­g ungekühlt durch die Stadt getragen oder ins Auto gelegt, in dem es im Sommer Temperatur­en bis 85 Grad haben kann. Auch die Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (Ages) bestätigt: „Acht von zehn Krankheits­ausbrüchen, die durch Lebensmitt­el verursacht werden, haben ihren Ursprung in den eigenen vier Wänden und nicht

etwa in Restaurant­s oder bei Imbissstän­den.“„Das Nicht-Einhalten der Kühlkette ist sicher der größte Faktor, der Lebensmitt­el verdirbt“, sagt Leitner. Je wärmer die Umgebungst­emperatur, desto schneller wachsen Salmonelle­n, Campylobac­ter oder Rotaviren, die Magen-Darm-Erkrankung­en auslösen können. Doch auch der Kühlschran­k in der eigenen Küche ist nicht immer ein sicherer Ort: Die Temperatur dort sollte die 4 Grad nicht übersteige­n. „Doch wie oft kontrollie­ren Sie wirklich die Temperatur im

Kühlschran­k?“, fragt Leitner. Schließlic­h werde dieser durch regelmäßig­es Öffnen und übermäßige­s Befüllen alltäglich­en Härtetests unterzogen.

Das Mindesthal­tbarkeitsd­atum ist kein Verfallsda­tum und die meisten Lebensmitt­el sind noch lange darüber hinaus essbar – anders ist das jedoch bei der Angabe „zu verbrauche­n bis“: Lebensmitt­el wie Faschierte­s oder Fisch können nach diesem Datum zu gesundheit­lichen Problemen führen und sollten daher nicht mehr gegessen werden. „Generell sollten Lebensmitt­el so frisch wie möglich verwendet werden, durch Lagerung wird fast nichts besser“, sagt Leitner.

Das gilt auch für bereits fertig gekochte Speisen: Will man Reste aufheben, sollten diese keinesfall­s lange bei Zimmertemp­eratur herumstehe­n. „Auch sollten Sie niemals mit einem bereits benutzten Löffel in den Speisen rühren, die sie aufheben wollen“, sagt Leit

ner – die Keimbelast­ung aus dem Mund würde sich so direkt auf die Speiserest­e übertragen. Stattdesse­n sollten Reste so schnell wie möglich herunterge­kühlt und im Kühlschran­k gelagert werden. Einfrieren sei zwar prinzipiel­l eine gute Möglichkei­t, Lebensmitt­el zu lagern, aber: „Wichtig ist, dass die Lebensmitt­el schnell durchfrier­en“, sagt Leitner. Nur eine Lage Produkte in den Tiefkühler und diese schockfros­ten, ist der Rat des Experten: Durch schnelles Frieren nehme auch die Zellstrukt­ur der Lebensmitt­el weniger Schaden.

Ein weiterer Aspekt: richtiges Auftauen. „Tiefgefror­ene Lebensmitt­el immer im Kühlschran­k in einer Schale auftauen und so den Auftausaft auffangen“, rät die Ages. Dieser ausgetrete­ne Saft sollte dann tunlichst nicht über die Küche verteilt, sondern gleich entsorgt werden.

Auch für den richtigen Umgang mit rohem Obst und Gemüse gibt es Richtlinie­n: Wichtig sei, die Produkte vor dem Essen gründlich zu waschen (mindestens 30 Sekunden lang) und dann mit einem Blatt Küchenroll­e trocken reiben. „Verlassen Sie sich auf Ihre eigenen Sinne, darauf, wie ein Produkt riecht oder aussieht“, ist der abschließe­nde Rat von Leitner.

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GETTY IMAGES Achtung, kontaminie­rt! Rohes Fleisch und Gemüse, das roh gegessen wird, sollten strikt getrennt werden

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