„Blick richtet sich nur auf die faulen Eier im Korb“
Verlust des politischen Anstands? Ein Leser erklärt, warum man hier nicht verallgemeinern sollte.
Der Aufmacher unkte: „Vom Verlust des politischen Anstands“, gefolgt von den Reizwörtern „FreundFeind-Denken“, „Heuchelei“, „Eigennutz “,„ Konsens verweigerung “. Reflexartig war die Leserin/ der Leserin die Stimmung versetzt :„ Alle Politiker sind gleich. Die Sau, die beim Trog sitzt, frisst.“Die Spannung wurde noch gesteigert durch das Postulat, der politische Betrieb ruiniere die Demokratie. Hier wird in eine Kerbe geschlagen, an deren Ende sich Politik verdrossenheit, Rechts ruck und Bieder meier mentalität finden lassen. Es gibt viele Politikerinnen und Politiker, die ihre Arbeit gut machen und zum Wohle des Landes beitragen. Leider richtet sich der Blick der Öffentlichkeit oft nur auf die faulen Eier im Korb.
Den Satz„ Die Experten regierung tut nichts “, halt eich für brandgefährlich. Er bestätigt die vorangestellten Postulate, jedoch ohne jedwede Beweisführung. Allein die Arbeit von Minister Jabloner widerlegt diese Aussage. Vorurteile könnten durch solche Aussagen einzementiert werden.
Gegen Ende werden „naive ebenso wie interessen geleitete Menschenrechts absolut isten“benannt. Ich hoffe, es ist nicht so gemeint, dass Personen, die an Menschenrechten festhalten, einerseits naiv und dass die Menschenrechte andererseits als etwas Relatives zu betrachten wären. An ihnen zu rütteln, hieße, an der unveräußerlichen Würde jedes Menschen zu rütteln. Dass über die Relativierung der Menschenrechte „Anstand“hergestellt werden kann, wage ich zu bezweifeln.
Gerd Hülser, Moosburg
Politikverdrossen
Ich habe als typischer Wechselwähler mein ganzes Leben keine Wahl ausgelassen; als Demokrat ist es fast Pflicht, seine Stimme abzugeben. Aber bei der nächsten Nationalratswahl werde ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr zur Wahl gehen. Die Politiker und Politikerinnen (mit Ausnahme des Bundespräsidenten) müssten sich schämen: Heuchelei, Eigennutz, Konsensverweigerung, verschleierte Wahrheiten. Die Demokratie wird ruiniert – stand in der Kleinen Zeitung. Es wird keiner Partei schaden, wenn ich nicht zur Wahl gehe, aber mir und meiner Charakterbildung wird es guttun, mich nicht schämen zu müssen, zur nächsten Regierung beigetragen zu haben. Franz Stifter, Klagenfurt
Füße stillhalten
„Wahlkampf als Schlammschlacht“, 28. 7. Ex-Kanzler Kern sagte, er werde Ex-Kanzler Kurz klagen wegen dieser Schredderei! Und plötzlich stellt sich heraus, auch Kern hat anscheinend geschreddert (oder schreddern lassen). Das kommt davon, dass Kern und auch Kurz noch immer nicht begriffen haben, dass sie zur Zeit in der Politik niemand sind. Kern macht sich mit Äußerungen wichtig, welche nach hinten losgehen. Kurz düst in der Weltgeschichte herum, als wäre er noch immer Kanzler. Kern ist ohnehin nicht mehr in der Politik, will aber immer wieder in die Schlagzeilen, und Kurz glaubt noch immer, er sei Kanzler. Er ist nicht mehr als ein Parteichef. Also sollten beide ihre Füße stillhalten und uns Bürger nicht fast täglich nur nerven. Helmut Kafka, St. Pölten
Keine Lösungen „Kurz’scher Kontrollverlust“, 28. 7.
Die Verhaltensweisen unseres Ex-Bundeskanzlers in den letzten Wochen zeigen deutlich, dass zu viel Macht nicht guttut – anstatt sich im Parlament als „einfacher“Abgeordneter an der Lösung der wirklich wichtigen Fragen für die Bevölkerung aktiv zu beteiligen, tourt Herr Kurz durch das In- und Ausland und gibt teilweise sicher richtige, aber grundsätzlich entbehrliche Kommentare ab, die keineswegs zur Lösung der Probleme der Menschen beitragen! Der Regierungsstil der türkisblauen Koalition war sehr autoritär und hat der Opposition und den Sozialpartnern kaum Möglichkeiten gegeben, ihre Vorschläge einzubringen. Österreich braucht daher im nächsten gewählten Parlament unbedingt eine starke und vor allem kritische Opposition. Es ist notwendig, dass die Grünen wieder im Parlament vertreten sind, aber auch die Neos sollten eine bedeutende Rolle spielen. Nur eine funktionierende und kritische Opposition kann verhindern, dass mit einem autoritären Führungsstil über die Meinung der Menschen „drübergefahren“und im schlimmsten Fall der Rechtsstaat beschädigt wird!
Mag. Michael Moser, Klagenfurt