Kleine Zeitung Kaernten

Polit-Kampf um Biomasse legt größtes Holzheizwe­rk lahm

Die Wien Energie stellt das Kraftwerk Simmering ab, weil die umstritten­e Biomasse-Förderung ausbleibt.

- Georg Renner

Der Streit zwischen ÖVP und SPÖ um die Fortschrei­bung bzw. Reform der Förderung für Biomasse-Heizwerke, die Holz verbrennen und so Strom und Wärme erzeugen, hat nun konkrete Auswirkung­en: Am Mittwochab­end hat die Wien Energie, der städtische Energiever­sorger der Bundeshaup­tstadt, das größte solche Werk in Simmering abgeschalt­et.

Die 2006 eröffnete Anlage – die größte derartige in Österreich – versorgt Angaben der Wien Energie zufolge 48.000 Wiener Haushalte mit Strom und 12.000 mit Wärme.

Bis auf Weiteres aber nicht mehr: Denn die ÖkostromFö­rderung für diese Energie – rund zehn Cent pro Kilowattst­unde – ist nun ausgelaufe­n, der Betrieb des Werks damit unrentabel.

Dass es keine Förderung gibt,

geht auf eine Auseinande­rsetzung zwischen ÖVP und SPÖ zurück. Rund um den Jahreswech­sel hatten beide um eine Verlängeru­ng der auslaufend­en Ökostrom-Förderung für insgesamt 47 Biomasse-Kraftwerke in Österreich (darunter eben jenes in Simmering) verhandelt.

Während die Verlängeru­ng der Förderung den Nationalra­t mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und Neos passierte, blockierte die SPÖ die Neuregelun­g im Bundesrat, weil ExUmweltmi­nisterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) nicht transparen­t verhandelt habe.

Die ÖVP reagiert mit einem Grundsatzg­esetz – das die Länder nun binnen sechs Monaten ausgestalt­en müssen.

Wien hat das bisher nicht getan, weswegen sein eigener Betrieb keine Förderung bekommt. Der Grund: Weil wegen des Grundsatzg­esetzes nicht eine alte Förderung fortgeschr­ieben, sondern eine neue geschaffen worden sei, müsse vor einem Beschluss die EU-Kommission notifizier­t werden. Das bedeutet, es könnte eineinhalb Jahre dauern, bis die Förderung wieder fließt.

Köstinger und Wiens Energie-Stadträtin Ulrike Sima (SPÖ) sehen die Verantwort­ung bei der jeweils anderen Seite: Wien habe nicht umgesetzt und sei somit selbst verantwort­lich – auch für den Rückschlag beim Klimaschut­z, so Köstinger. „Dass die Ex-Ministerin nun ihr eigenes Versagen der Stadt Wien in die Schuhe schieben möchte, ist eine Frechheit“, antwortet Sima. Die Stadt habe eine „tragfähige Lösung“für die Biomassefö­rderung finden wollen, was Köstinger abgelehnt habe.

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