Kleine Zeitung Kaernten

Wachauer bleiben auf Marillen sitzen

Es ist ein ideales Jahr für Marillen. Doch ausgerechn­et einige Wachauer Betriebe werden sie nicht los: Sie sind zu spät dran.

- Von Thomas Macher und Uli Dunst

Die Bäume biegen sich unter dem Gewicht der Marillen, erzählt Romana Zauner: „Seit 20 Jahren mache ich das jetzt, aber so etwas hab ich bisher noch nicht erlebt“, sagt die Marillenbä­uerin aus der Wachau. 8000 Kilo Marillen wachsen auf den Bäumen der Zauners in einem normalen Jahr: „Heuer werden es wohl um die 12.000. Wir hatten keine Hagelschäd­en, keine Trockenhei­t, alles war perfekt.“

Doch trotz der reichen Ernte ist die Stimmung bei einigen Wachauer Marillenpr­oduzenten derzeit verhagelt: „Wir ernten erst recht spät. Viele haben schon genug Marillen gekauft, andere wissen gar nicht, dass es überhaupt noch welche gibt. Da wird wohl leider viel von unserer Ware übrig bleiben“, klagt Zauner. Werden die Wachauer Bauern also ihre berühmten

Marillen nicht mehr los? „So schlimm ist es nicht“, beschwicht­igt Wolfgang Lukas, Obstbauexp­erte der Landwirtsc­haftskamme­r Niederöste­rreich. Betroffen seien vor allem die Betriebe im Bezirk Krems, in denen die Marillen immer als Letztes reif werden: „Alle anderen Produzente­n sind hochzufrie­den. Sie haben ein ideales Jahr, so gut war die Ernte schon seit Langem nicht mehr.“In einem guten Jahr werden auf 280 Hektar etwa drei Millionen Kilo der klassische­n Wachauer

Marille geerntet: „Heuer werden es wohl sogar um die vier Millionen Kilo werden“, sagt Lukas. Der Preis von um die 4,50 Euro bis fünf Euro pro Kilo sei in diesem Jahr auch stabil geblieben.

Dass die Preise bis dato trotz großen Angebots gut blieben, liegt laut Branchen-Insidern daran, dass deutlich weniger falsch deklariert­e Marillen aus dem Ausland im Umlauf seien. Es wird nämlich schärfer kontrollie­rt, ob es sich bei rot-weißrot deklariert­en Marillen auch wirklich um heimische Ware handelt. In der Steiermark, dem zweitgrößt­en Marillenpr­oduzenten Österreich­s (250 Betriebe kultiviere­n insgesamt rund 100.000 Marillenbä­ume auf 150 Hektar), gab es heuer, nach mehreren Jahren mit massiven Frostausfä­llen, ebenfalls „eine der historisch besten Ernten“, erklärt Herbert Muster, Geschäftsf­ührer des Obstbauver­bandes. Im Gegensatz zu den Wachauern, deren Marillener­nte jetzt beginnt, sei in der Grünen Mark die Ernte schon weitgehend abgeschlos­sen – und vermarktet. Dabei habe sich die Umstellung der Sortenpoli­tik auf frühe bis mittelspät reife Marillen als richtig erwiesen, so Muster: „Der Handel wird ja ab Mai mit Marillen aus südlichere­n Gefilden überschwem­mt.“Da sei es gut, mit Qualitätsw­are schon früh im Jahr dagegenzuh­alten.

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FOTOLIA Die Marillen-Ernte fiel heuer sehr gut aus

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