Wachauer bleiben auf Marillen sitzen
Es ist ein ideales Jahr für Marillen. Doch ausgerechnet einige Wachauer Betriebe werden sie nicht los: Sie sind zu spät dran.
Die Bäume biegen sich unter dem Gewicht der Marillen, erzählt Romana Zauner: „Seit 20 Jahren mache ich das jetzt, aber so etwas hab ich bisher noch nicht erlebt“, sagt die Marillenbäuerin aus der Wachau. 8000 Kilo Marillen wachsen auf den Bäumen der Zauners in einem normalen Jahr: „Heuer werden es wohl um die 12.000. Wir hatten keine Hagelschäden, keine Trockenheit, alles war perfekt.“
Doch trotz der reichen Ernte ist die Stimmung bei einigen Wachauer Marillenproduzenten derzeit verhagelt: „Wir ernten erst recht spät. Viele haben schon genug Marillen gekauft, andere wissen gar nicht, dass es überhaupt noch welche gibt. Da wird wohl leider viel von unserer Ware übrig bleiben“, klagt Zauner. Werden die Wachauer Bauern also ihre berühmten
Marillen nicht mehr los? „So schlimm ist es nicht“, beschwichtigt Wolfgang Lukas, Obstbauexperte der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Betroffen seien vor allem die Betriebe im Bezirk Krems, in denen die Marillen immer als Letztes reif werden: „Alle anderen Produzenten sind hochzufrieden. Sie haben ein ideales Jahr, so gut war die Ernte schon seit Langem nicht mehr.“In einem guten Jahr werden auf 280 Hektar etwa drei Millionen Kilo der klassischen Wachauer
Marille geerntet: „Heuer werden es wohl sogar um die vier Millionen Kilo werden“, sagt Lukas. Der Preis von um die 4,50 Euro bis fünf Euro pro Kilo sei in diesem Jahr auch stabil geblieben.
Dass die Preise bis dato trotz großen Angebots gut blieben, liegt laut Branchen-Insidern daran, dass deutlich weniger falsch deklarierte Marillen aus dem Ausland im Umlauf seien. Es wird nämlich schärfer kontrolliert, ob es sich bei rot-weißrot deklarierten Marillen auch wirklich um heimische Ware handelt. In der Steiermark, dem zweitgrößten Marillenproduzenten Österreichs (250 Betriebe kultivieren insgesamt rund 100.000 Marillenbäume auf 150 Hektar), gab es heuer, nach mehreren Jahren mit massiven Frostausfällen, ebenfalls „eine der historisch besten Ernten“, erklärt Herbert Muster, Geschäftsführer des Obstbauverbandes. Im Gegensatz zu den Wachauern, deren Marillenernte jetzt beginnt, sei in der Grünen Mark die Ernte schon weitgehend abgeschlossen – und vermarktet. Dabei habe sich die Umstellung der Sortenpolitik auf frühe bis mittelspät reife Marillen als richtig erwiesen, so Muster: „Der Handel wird ja ab Mai mit Marillen aus südlicheren Gefilden überschwemmt.“Da sei es gut, mit Qualitätsware schon früh im Jahr dagegenzuhalten.