Kleine Zeitung Kaernten

Eine große stilistisc­he Vielfalt

Porträts, blühende Pflanzen und antike Mythologie: Schloss Wolfsberg widmet Walter Melcher eine beachtlich­e Personale.

- Von Willi Rainer Walter Melcher. „Werke und Tage“. Schloss Wolfsberg. Geöffnet Di.– So., 10–17 Uhr. Bis 8. September.

Walter Melcher macht sich rar. Er hat sich in sein Atelier „Stallwerk“in St. Stefan im Lavanttal zurückgezo­gen. Auf dem schmucklos­en Ring an seiner Hand steht in griechisch­en Buchstaben „lathe

biosas“. Das Motto des Ahnen der radikalen Aufklärung in der Antike, Epikur: „Lebe im Verborgene­n“. Was nichts zu tun hat mit mönchische­r Einsiedele­i oder gar Misanthrop­ie. Gemeint ist Distanz zu Mainstream, Nische, Lifestyle, Marke, Stil oder Ismen, welche Kulturindu­strie und Kunstmarkt produziere­n. Der formgeword­enen Verwertung­slogik einer globalen Ästhetik kann Melcher nichts abgewinnen. Darum lebt er ein epikureisc­hes Dasein in seinem Garten und tut, was er wirklich kann: malen, zeichnen, skulptiere­n. Darin hat er sich hohe technische Qualität erarbeitet und ist dabei, sie ständig zu erweitern.

Nach langer Absenz

vom Galerieges­chehen zeigt er nun in einer beachtlich­en Personale einen Querschnit­t seiner Arbeiten aus dem letzten Jahrzehnt. Es sind überwiegen­d Malereien auf großformat­igen Leinwänden, denen Grafikedit­ionen gegenüberg­estellt sind. Inhaltlich lassen sich die Malereien gliedern in Naturbilde­r mit blühenden Pflanzen, mythologis­che Erzählunge­n und Porträts.

Allein die Diversität der malerische­n Formulieru­ngen in den drei Sektionen zeigt, dass Walter Melcher eine stilistisc­he Vielfalt präsentier­t, die kaum über einen Kamm zu scheren ist. Demgemäß ist auch eine Zuordnung oder Klassifika­tion seines Werkes schwer möglich. Nach einem schnellen Blick möchte man ihn noch am ehesten den vom Nötscher Kreis inspiriert­en „Kärntner Koloristen“(Alois Brandstett­er) zurechnen. Doch genaueres Abwägen rückt ihn bei dieser Zuschreibu­ng an den Rand. Wenn auch in den (zum Teil nur mit den bloßen Fingern gemalten) Blumenbild­ern solche Assoziatio­nen aufkommen, verwirft man sie angesichts der anderen Arbeiten. Bliebe noch die Leerformel „postmodern“.

Rätselhaft sind und sollen wohl die Gemälde bleiben, in denen Melcher Figuren aus der antiken Mythologie auftreten

lässt und damit seine eigenen Stücke inszeniert. Klar und fast lebensgroß treten hingegen die Porträtier­ten auf flachen Bühnen in den Raum. Die Graphikedi­tion folgt dem konkreten Erzählstra­ng einer Fabel. Als Draufgabe sind zudem noch Radierunge­n von Meerestier­en in geradezu altmeister­licher Manier zu sehen und wunderschö­n verzierte und mit Illustrati­onen versehene Geigen.

Schön, dass

das alles einen Weg aus seiner Zurückgezo­genheit herausgefu­nden hat und sich in seiner Fülle und Güte zeigt. Gut auch, dass es sich nicht einfach vermessen und typisieren lässt. So bleibt doch noch etwas im Verborgene­n, das erst werden muss.

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Die Ausstellun­g auf Schloss Wolfsberg zeigt einen Querschnit­t von Melchers Arbeiten aus dem letzten Jahrzehnt
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