Eine große stilistische Vielfalt
Porträts, blühende Pflanzen und antike Mythologie: Schloss Wolfsberg widmet Walter Melcher eine beachtliche Personale.
Walter Melcher macht sich rar. Er hat sich in sein Atelier „Stallwerk“in St. Stefan im Lavanttal zurückgezogen. Auf dem schmucklosen Ring an seiner Hand steht in griechischen Buchstaben „lathe
biosas“. Das Motto des Ahnen der radikalen Aufklärung in der Antike, Epikur: „Lebe im Verborgenen“. Was nichts zu tun hat mit mönchischer Einsiedelei oder gar Misanthropie. Gemeint ist Distanz zu Mainstream, Nische, Lifestyle, Marke, Stil oder Ismen, welche Kulturindustrie und Kunstmarkt produzieren. Der formgewordenen Verwertungslogik einer globalen Ästhetik kann Melcher nichts abgewinnen. Darum lebt er ein epikureisches Dasein in seinem Garten und tut, was er wirklich kann: malen, zeichnen, skulptieren. Darin hat er sich hohe technische Qualität erarbeitet und ist dabei, sie ständig zu erweitern.
Nach langer Absenz
vom Galeriegeschehen zeigt er nun in einer beachtlichen Personale einen Querschnitt seiner Arbeiten aus dem letzten Jahrzehnt. Es sind überwiegend Malereien auf großformatigen Leinwänden, denen Grafikeditionen gegenübergestellt sind. Inhaltlich lassen sich die Malereien gliedern in Naturbilder mit blühenden Pflanzen, mythologische Erzählungen und Porträts.
Allein die Diversität der malerischen Formulierungen in den drei Sektionen zeigt, dass Walter Melcher eine stilistische Vielfalt präsentiert, die kaum über einen Kamm zu scheren ist. Demgemäß ist auch eine Zuordnung oder Klassifikation seines Werkes schwer möglich. Nach einem schnellen Blick möchte man ihn noch am ehesten den vom Nötscher Kreis inspirierten „Kärntner Koloristen“(Alois Brandstetter) zurechnen. Doch genaueres Abwägen rückt ihn bei dieser Zuschreibung an den Rand. Wenn auch in den (zum Teil nur mit den bloßen Fingern gemalten) Blumenbildern solche Assoziationen aufkommen, verwirft man sie angesichts der anderen Arbeiten. Bliebe noch die Leerformel „postmodern“.
Rätselhaft sind und sollen wohl die Gemälde bleiben, in denen Melcher Figuren aus der antiken Mythologie auftreten
lässt und damit seine eigenen Stücke inszeniert. Klar und fast lebensgroß treten hingegen die Porträtierten auf flachen Bühnen in den Raum. Die Graphikedition folgt dem konkreten Erzählstrang einer Fabel. Als Draufgabe sind zudem noch Radierungen von Meerestieren in geradezu altmeisterlicher Manier zu sehen und wunderschön verzierte und mit Illustrationen versehene Geigen.
Schön, dass
das alles einen Weg aus seiner Zurückgezogenheit herausgefunden hat und sich in seiner Fülle und Güte zeigt. Gut auch, dass es sich nicht einfach vermessen und typisieren lässt. So bleibt doch noch etwas im Verborgenen, das erst werden muss.