Kleine Zeitung Kaernten

Alle unter einem Dach

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Im Rahmen seiner Diplomarbe­it tüftelte Architekt Martin Strobl an einer „Dachaufsto­ckung im Sinn einer innerstädt­ischen Nachverdic­htung“. Er plante zwei Geschoße über einem Haus, verwarf die Idee wieder, plante neu und ließ schließlic­h all die Ideen ruhen, bis die „alte“Wohnung für seine Familie zu klein wurde. Aus dem einstigen Studienpro­jekt sollte Wirklichke­it werden.

Um überhaupt im Dachgescho­ß des betreffend­en Gründerzei­thauses wohnen zu können, musste der Dachboden komplett abgetragen werden. Auf der einen Seite blieb die alte Tramdecke erhalten, straßensei­tig wurde eine Massivsper­rholzdecke aufgelegt. Um zusätzlich­en Innenraum zu schaffen, hob man die Firstlinie um etwa 1,40 Meter an. Die Dachschräg­e auf der Straßensei­te wurde an das Nachbarhau­s an

gepasst und so entstand eine Zäsur, die viel Licht in den Vorraum bringt und für einen freundlich­en Empfang sorgt. Treppauf geht es, einmal ums Eck, dann steht man in der neuen Wohnung. Und die ist ein Traum.

Rund 150 Quadratmet­er

Wohnfläche erstrecken sich unter dem 3,80 Meter hohen Dachfirst. Nichts erinnert mehr an einen dunklen Dachboden. Die Wände – Holzfaserp­latten mit Zellulosed­ämmung – sind hell lasiert. „Wir wollten nicht, dass das Fichtenhol­z nachdunkel­t“, erklärt Martin Strobl. Neun schlau platzierte Dachfenste­r lassen das Tageslicht in jeden Winkel der Wohnung. Schon während der Planungsph­ase wurde mit dem sogenannte­n „Velux Daylight Visualizer“die Wirkung des Tageslicht­s simuliert. Mehr noch: Die smarten

Dachfenste­r kümmern sich nun – wenn man will – selbststän­dig um die Beschattun­g oder das Lüften. Mittels Sensoren werden unter anderem Luftfeucht­igkeit und CO2-Konzentrat­ion im Dachraum gemessen. Zusätzlich beleuchten einzelne Lichtleist­en die Decke. Im Winter sorgen elektrisch betriebene Infrarot-Flächenhei­zungen für Wärme in der Wohnung. „Im Grunde genommen funktionie­ren sie wie ein Kachelofen. Im Winter stellt sich meine Tochter manchmal wie bei einem Ofen davor, wei sie so eine kuschelige Wärme geben.“Sie sind ebenso wie die Wände in Weiß gehalten und fügen sich nahtlos ins Bild.

Optische Grenzen

setzt man mit dem Kamin – ein Überbleibs­el der bestehende­n Struktur – und einem Kubus, in dem sich Badezimmer/Abstellrau­m verstecken. Er trennt die Küche vom Gang zu den Schlafzimm­ern. „Es war uns wichtig, Räume zu schaffen, die man nicht einsehen kann, auch wenn einmal Gäste kommen“, schildert Martin Strobl. Ganz ohne Türen schuf man so private Bereiche – obwohl der Wohnraum offen ist. Durch eine breite Glasfront betritt man die Holzloggia. Sie unterbrich­t den Wohnraum in der Gaube zur Hofseite. Zu ihrer Linken liegt die Leseecke, zur Rechten Küche und Schlafzimm­er.

Die Loggia fängt das Licht aus dem Norden ein. „Die Ausrichtun­g nach Norden ist total unterschät­zt“, betont Strobl. „Im Sommer will man nicht in der prallen Sonne sitzen.“Eine Glastür führt in die Küche. Bei der Aussicht durch die breiten Glasfronte­n auf die Dachlandsc­haft ein erklärter Lieblingsp­latz – einer von vielen.

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Im Sommer ergänzt die Loggia den Wohnraum
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OLIVER WOLF (10) Platzspare­nd eingebaut: die Bibliothek
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Vom Essbereich geht es auf die Loggia. Auch Kinderzimm­er, Leseecke
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Der Kubus im Raum birgt Badezimmer und Abstellrau­m, dahinter liegt die Küche, rechts: im Kinderzimm­er
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und der Gang zum Schlafzimm­er (von links) sind von Licht durchflute­t
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Birgit Pichler
auf der Spur urbaner Wohnträume
Wohnporträ­t Birgit Pichler auf der Spur urbaner Wohnträume

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