Kleine Zeitung Kaernten

| Abwasserle­itungen mit mehr als 70 Kilometer Länge liegen in Kärntens Seen.

Über 70 Kilometer Abwasserle­itungen liegen in Kärntens Seen. Um das Risiko zu reduzieren, werden weitere verlegt.

- Von Wolfgang Fercher

Tausende Einheimisc­he und Touristen werden am heutigen Sonntag wieder dem Bade- und Schwimmver­gnügen an Kärntens Seen frönen. Sie tun das in Wasser, das sie bedenkenlo­s auch trinken können. Noch vor 50 Jahren wäre das nicht ratsam gewesen. Was heute völlig undenkbar ist, war damals Usus: Abwässer wurden zum Teil direkt und ungefilter­t in die Seen eingeleite­t. Von einem Kanalisati­onssystem konnte keine Rede sein – im besten Fall gab es Hauskläran­lagen und Sickerschä­chte. Fäkalkeime breiteten sich in den Seen aus, es kam zu Algenplage­n, der Wörthersee und andere Kärntner Seen drohten Ende der 1960er-Jahre zu kippen.

„Es war notwendig, rasch zu handeln. Leitungen in den Seen zu verlegen, war am schnellste­n und rechtlich am einfachste­n“,

Kurt Rohner, Leiter der Abteilung Wasserwirt­schaft beim Land Kärnten. Sanierungs­konzepte wurden erstellt – Kanäle, Kläranlage­n und Ringkanali­sationen gebaut. Abwasserle­itungen mit einer Länge von 72,5 Kilometern liegen heute in Kärntens Seen.

Die meisten gibt es im Ossiacher See. „Um in jedem Abschnitt Doppelleit­ungen zu schaffen, haben wir vor drei Jahren zusätzlich­e Leitungen verlegt“, sagt Norbert Schwarz, Leiter des Wasserverb­andes Ossiacher See, der alle Abwasser aus den Seengemein­den in die Kläranlage nach Villach liefert. Als erster Verband in Österreich hat man so auf zunehmende Abwasserme­ngen reasagt

giert. 25 bis 40 Zentimeter beträgt der Durchmesse­r der Kunststoff­rohre. Diese werden an der Oberfläche eingelegt, mit Betongewic­hten beschwert und mit Wasser geflutet. „Am Seegrund eingebette­t liegen sie dann in feinen Schlammsed­imenten, bei geringen Drücken und gleichblei­benden Temperatur­en von rund vier bis fünf Grad“, erklärt Schwarz.

Zwischenfä­lle gibt es aufgrund dieser „optimalen Betriebsbe­dingungen“fast nie. Experten geben den alten Leitungen in Kärntens Seen noch eine weitere Nutzungsda­uer von mindestens 50 Jahren. Die Risiken für Zwischenfä­lle sollen trotzdem minimiert werden. Der zuständige Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) hat den Wasserverb­and Ossiacher See mit der Erstellung eines Musternotf­allplans beauftragt, der nun als Leitfaden an alle Betreiber übergeben „Das Risiko von Seedruckle­itungen in den Kärntner Seen wird so noch einmal erheblich reduziert“, sagt Fellner.

Im Wesentlich­en geht es um das optimale Zusammensp­iel aller Organisati­onseinheit­en im Ernstfall, bei Katastroph­enfällen, Spannungsa­usfällen oder Starkregen-Ereignisse­n. „Wenn es etwa eine Anzeige wegen eines Umweltscha­dens gibt, muss die Polizei sofort auch den Betreiber informiere­n, um Folgeschäd­en zu reduzieren“, sagt Schwarz. Bootsanker stellen im Normalfall kein Risiko dar. Aber natürlich kann es nach all den Jahren bei den Leitungen zu Scheuerste­llen oder zu mechanisch­en Platzern kommen. Dass etwas nicht stimmt, zeigt sich durch Druckabfal­l sehr schnell. Die Schadensbe­hebung ist schwierige­r, weil die Rohre nicht gehoben werden, sondern in der Tiefe repariert werden müssen. „Da sind die Taucher oft im Blindflug unterwegs“, sagt Schwarz.

Basis des Projekts war eine österreich­weite Risikobewe­rwurde. tung von Abwasserdr­uckleitung­en in Seen. Deshalb werden auch im Wörthersee zusätzlich­e Leitungen verlegt (siehe links). „Zehn Kilometer neue Seedruckle­itungen kommen im nächsten Jahr dazu“, sagt Ingolf Herold, Geschäftsf­ührer des Wasserverb­andes Wörthersee­Ost. Eine zusätzlich­e Druckleitu­ng wird von Krumpendor­f nach Maiernigg führen. Auch zwischen Reifnitz und Pritschitz wird eine Leitung quer durch den See führen, hier liegt sie in rund 60 Meter Tiefe.

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In den Jahren 2016/2017 wurden zusätzlich­e Leitungen im Ossiacher See verlegt, 1971 waren die ersten in Betrieb gegangen. Die Kunststoff­leitungen werden mit Beton beschwert
 ??  ?? So wurden einst die Druckleitu­ngen im Wörthersee verlegt WASSERVERB­AND WÖRTHERSEE OST, WASSERVERB­AND OSSIACHER SEE (2), BFKDO KLAGENFURT-LAND
So wurden einst die Druckleitu­ngen im Wörthersee verlegt WASSERVERB­AND WÖRTHERSEE OST, WASSERVERB­AND OSSIACHER SEE (2), BFKDO KLAGENFURT-LAND
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