| Abwasserleitungen mit mehr als 70 Kilometer Länge liegen in Kärntens Seen.
Über 70 Kilometer Abwasserleitungen liegen in Kärntens Seen. Um das Risiko zu reduzieren, werden weitere verlegt.
Tausende Einheimische und Touristen werden am heutigen Sonntag wieder dem Bade- und Schwimmvergnügen an Kärntens Seen frönen. Sie tun das in Wasser, das sie bedenkenlos auch trinken können. Noch vor 50 Jahren wäre das nicht ratsam gewesen. Was heute völlig undenkbar ist, war damals Usus: Abwässer wurden zum Teil direkt und ungefiltert in die Seen eingeleitet. Von einem Kanalisationssystem konnte keine Rede sein – im besten Fall gab es Hauskläranlagen und Sickerschächte. Fäkalkeime breiteten sich in den Seen aus, es kam zu Algenplagen, der Wörthersee und andere Kärntner Seen drohten Ende der 1960er-Jahre zu kippen.
„Es war notwendig, rasch zu handeln. Leitungen in den Seen zu verlegen, war am schnellsten und rechtlich am einfachsten“,
Kurt Rohner, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft beim Land Kärnten. Sanierungskonzepte wurden erstellt – Kanäle, Kläranlagen und Ringkanalisationen gebaut. Abwasserleitungen mit einer Länge von 72,5 Kilometern liegen heute in Kärntens Seen.
Die meisten gibt es im Ossiacher See. „Um in jedem Abschnitt Doppelleitungen zu schaffen, haben wir vor drei Jahren zusätzliche Leitungen verlegt“, sagt Norbert Schwarz, Leiter des Wasserverbandes Ossiacher See, der alle Abwasser aus den Seengemeinden in die Kläranlage nach Villach liefert. Als erster Verband in Österreich hat man so auf zunehmende Abwassermengen reasagt
giert. 25 bis 40 Zentimeter beträgt der Durchmesser der Kunststoffrohre. Diese werden an der Oberfläche eingelegt, mit Betongewichten beschwert und mit Wasser geflutet. „Am Seegrund eingebettet liegen sie dann in feinen Schlammsedimenten, bei geringen Drücken und gleichbleibenden Temperaturen von rund vier bis fünf Grad“, erklärt Schwarz.
Zwischenfälle gibt es aufgrund dieser „optimalen Betriebsbedingungen“fast nie. Experten geben den alten Leitungen in Kärntens Seen noch eine weitere Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren. Die Risiken für Zwischenfälle sollen trotzdem minimiert werden. Der zuständige Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) hat den Wasserverband Ossiacher See mit der Erstellung eines Musternotfallplans beauftragt, der nun als Leitfaden an alle Betreiber übergeben „Das Risiko von Seedruckleitungen in den Kärntner Seen wird so noch einmal erheblich reduziert“, sagt Fellner.
Im Wesentlichen geht es um das optimale Zusammenspiel aller Organisationseinheiten im Ernstfall, bei Katastrophenfällen, Spannungsausfällen oder Starkregen-Ereignissen. „Wenn es etwa eine Anzeige wegen eines Umweltschadens gibt, muss die Polizei sofort auch den Betreiber informieren, um Folgeschäden zu reduzieren“, sagt Schwarz. Bootsanker stellen im Normalfall kein Risiko dar. Aber natürlich kann es nach all den Jahren bei den Leitungen zu Scheuerstellen oder zu mechanischen Platzern kommen. Dass etwas nicht stimmt, zeigt sich durch Druckabfall sehr schnell. Die Schadensbehebung ist schwieriger, weil die Rohre nicht gehoben werden, sondern in der Tiefe repariert werden müssen. „Da sind die Taucher oft im Blindflug unterwegs“, sagt Schwarz.
Basis des Projekts war eine österreichweite Risikobewerwurde. tung von Abwasserdruckleitungen in Seen. Deshalb werden auch im Wörthersee zusätzliche Leitungen verlegt (siehe links). „Zehn Kilometer neue Seedruckleitungen kommen im nächsten Jahr dazu“, sagt Ingolf Herold, Geschäftsführer des Wasserverbandes WörtherseeOst. Eine zusätzliche Druckleitung wird von Krumpendorf nach Maiernigg führen. Auch zwischen Reifnitz und Pritschitz wird eine Leitung quer durch den See führen, hier liegt sie in rund 60 Meter Tiefe.